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18 - Das tödliche Gebot: Thriller (German Edition)

18 - Das tödliche Gebot: Thriller (German Edition)

Titel: 18 - Das tödliche Gebot: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mark Sullivan
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vorbei und stieg die Stufen hinunter auf den Bahnsteig. Es war bitterkalt. Die Luft roch nach starken Zigaretten und ungebadeten Männern.
    Ein Offizier stürmte auf den Soldaten zu und knurrte: »Sie hatten doch Order, die Leute im Zug zu behalten.«
    »Er behauptet, etwas zu wissen«, sagte der Feldwebel.
    »Was wissen Sie denn?«, fragte der Offizier. Er trug die Streifen eines Leutnants, hatte ein verbogenes linkes Ohr, gelbe Zähne und grauenhaften Mundgeruch.
    »Sie haben hier nicht das Sagen, Herr Leutnant«, entgegnete Monarch ruhig. »Führen Sie mich zu Ihrem Vorgesetzten.«
    Der Leutnant zog ein finsteres Gesicht, machte dann aber kehrt und geleitete Monarch, gefolgt von dem Feldwebel, zu dem hochgewachsenen Offizier, der am hinteren Ende des Bahnsteigs stand. »Oberst Gorka«, sagte der Leutnant. »Der Mann hier behauptet, etwas zu wissen.«
    Aus der Nähe hatte Oberst Gorka dunkle Augen und narbige Haut, als hätte er sich Verbrennungen zugezogen. Er war noch um einige Zentimeter größer als Monarch und mindestens zwanzig Kilo schwerer, ein Mann, der es gewohnt war, mit seiner Körpergröße einzuschüchtern.
    Er blickte mit milder Verachtung auf Monarch herab. »Was wissen Sie?«, fragte er.
    »Ich hätte Sie lieber unter vier Augen gesprochen, Herr Oberst«, sagte Monarch und senkte den Blick.
    Der Oberst funkelte ihn böse an ob der Unverschämtheit, wies aber dann mit einer Kopfbewegung seine Untergebenen an zu gehen, und nach kurzem Zögern gehorchten diese.
    »Reden Sie«, sagte Oberst Gorka.
    »Führen Sie mich zu General Koporski«, sagte Monarch.
    Gorka schnaubte verächtlich. »Was glauben Sie denn, wer Sie sind?«
    »Ich bin der Mann, der Antonin Duboff umgebracht und aus dem Zug geworfen hat, nicht weit von Vlad dem Pfähler«, sagte Monarch. »Und ich würde General Koporski gern erzählen, warum ich es getan habe.«

35
    Tiraspol
    Hoch über dem Standbild von Wladimir Lenin zogen Hunderte von Krähen krächzend ihre Kreise im Schneegestöber. Die zehn Meter hohe Statue des großen Mitbegründers der Sowjetrepublik dominierte noch immer den Platz vor einem abstoßenden Betonbau in der Innenstadt von Tiraspol. Lenin war in einem schicksalhaften Augenblick des Triumphes dargestellt, das bärtige Kinn hochgereckt, die kahle Stirn den Elementen preisgegeben, der Körper vorwärts strebend, Mantel und Schal im Wind flatternd, als schreite er den Stürmen der Geschichte entgegen.
    Es war Vormittag, als Oberst Gorka Monarch in Handschellen an der Statue vorbeistieß. Der Himmel hatte seit dem frühen Morgen die Farbe gewechselt, warf ein stahlgraues Licht auf das Standbild des Genossen Lenin und die Krähen auf seinen Schultern, die ihn vollschissen.
    Bewaffnete Wachsoldaten öffneten die Pforten zum ehemaligen Gebäude des Obersten Sowjets. Oberst Gorka schob Monarch durch einen Metalldetektor in eine Eingangshalle, die mit weiteren nostalgischen Überresten der kommunistischen Ära angefüllt war. Da standen auf ihren Sockeln Büsten von Lenin, Breschnew und Stalin. Wandmalereien stellten den sowjetischen Triumph zur Schau: Landarbeiter, die glücklich auf ihren Feldern schufteten, stolze Soldaten, die marschierten, und kühne Kommandanten, die auf einem Hügel in den rosafarbenen Sonnenaufgang salutierten.
    »Ach ja, die gute alte Zeit«, sagte Monarch. »Ihr müsst sie vermissen. Wo ist eigentlich Trotzki geblieben? Und Putin?«
    Oberst Gorka ignorierte ihn und zerrte ihn weiter. Sie gingen auf den einzigen Aufzug zu, der bewacht war. Die Soldaten nahmen Haltung an und traten beiseite. Das Innere des Aufzugs war mit mattem Stahl und Plastik verkleidet und roch nach Kaffee. Der Oberst drückte den Knopf zum vierzehnten Stock.
    Sie fuhren schweigend nach oben, und Monarch fragte sich, ob er den Bogen überspannt hatte, ob er tatsächlich imstande wäre, die Sache durchzuziehen, oder ob man ihn einfach verschleppen und erschießen würde.
    Die Aufzugtür öffnete sich. Vier bewaffnete Soldaten standen vor ihnen. Oberst Gorka bugsierte Monarch nach draußen, und er fand sich in einem Flur mit erlesenem Parkettboden wieder. Von Soldaten eskortiert, schritten sie ihn entlang, auf eine Flügeltür zu.
    Die Soldaten klopften und öffneten die Tür. Gorka und Monarch betraten ein großes, üppig ausgestattetes Foyer mit vergoldetem Stuck und goldfarbenen Seidengardinen. An lackschwarzen Schreibtischen, die im Halbkreis um den Aufzug ausgerichtet waren, saßen drei Frauen vor ihren Computern. Die beiden

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