18 - Das tödliche Gebot: Thriller (German Edition)
an den Seiten würdigten den Oberst und Monarch kaum eines Blickes. Die in der Mitte jedoch, vor einer zweiten Flügeltür des Foyers, blickte ihnen entgegen.
»Das ist kein guter Zeitpunkt, Oberst«, sagte sie und musterte Monarch grimmig.
»Gibt es den überhaupt?«, erwiderte Gorka. »Ich muss ihn sprechen. Jetzt gleich.«
Sie zögerte, stand auf und trat vor eine Tür. Sie machte Anstalten zu klopfen, als aus dem Inneren Gebrüll laut wurde, eine Männerstimme, verhalten zunächst, doch auf dem Weg zur Tirade. Die Sekretärin sah den Oberst flehend an.
Oberst Gorka sagte: »Ich melde mich selbst an.«
Der Oberst drehte den Knauf, öffnete die Tür und schob Monarch hindurch.
Das Amtszimmer stellte ein großes Rechteck dar. Lüster an der Decke. Reich verzierte Hartholzvertäfelung. Dicker Orientteppich. Landschaftsbilder an den Wänden. Zwei Sofas und ein Kaffeetischchen vor einem brennenden Kamin trennten Gorka und Monarch von einem Schreibtisch, an dem, hemdsärmelig und mit dem Rücken zu ihnen, General Boris Koporski stand. Er sah aus einem der Fenster, die vom Boden bis zur Decke reichten und auf das Lenin-Standbild blickten.
»Das ist mir gleich«, brüllte der Diktator in ein Telefon und schlug mit der Faust gegen die Scheibe, um die Krähen zu verscheuchen. »Wir haben eine Frist gesetzt. Sie wird nicht überschritten.« Er hörte zu. »Dann tragen Sie die Konsequenzen!«
Koporski wirbelte herum und knallte das Telefon auf den Schreibtisch. Es prallte ab und fiel auf den Teppich. Die Gesichtsfarbe des Generals wurde vor Empörung abwechselnd rot, blass und wieder rot, als er Monarch und den Oberst entdeckte.
»Was haben Sie hier zu suchen, Gorka?«, donnerte er. »Wer ist das?«
Koporski war schlanker, als Monarch ihn den Bildern zufolge eingeschätzt hatte. Sein Gesicht, an mehreren Stellen mit Narben überzogen, erinnerte an einen streunenden Köter. Er trug einen Kosakenschnurrbart und hatte sehr kurz geschnittenes silbergraues Haar. Sein Unterkiefer ragte vor, so dass die unteren Zähne zu sehen waren, bemerkenswert groß und hündisch.
Oberst Gorka sagte: »Sein Name lautet Vastily Petrofina. Ein Toilettenvertreter aus Kiew. Er behauptet, er habe Duboff getötet, und möchte Ihnen erzählen, warum er es tat.«
General Koporski starrte Gorka einen Moment lang benommen an, ehe er sich Monarch zuwandte, und seine Wut verebbte augenblicklich, als hätte die Nachricht sie fortgespült. Er warf den Kopf in den Nacken und lachte, tief und rau. »Ein Toilettenvertreter tötet Antonin Duboff?«, rief er und schüttelte den Kopf. »Das glaube ich nicht.«
»Ich habe in Notwehr gehandelt, Herr Präsident«, sagte Monarch und trat auf den General zu. »Es lag gewiss nicht in meiner Absicht, den Mann zu töten.«
Das schien Koporski noch mehr zu amüsieren. »Was war denn Ihre Absicht, bevor Sie einen der meistgefürchteten Killer der Welt umbringen mussten, Toilettenmann?«
»Ich war ihm am frühen Morgen auf die hintere Plattform des Zuges gefolgt. Da setzte er mir ein Messer an die Kehle und fragte mich, was ich von ihm wollte. Also nahm ich ihm das Messer ab und versuchte, ein vernünftiges Gespräch mit ihm zu führen. Aber er schien sich zu ärgern, dass ich ihm das Messer weggenommen hatte, und wollte mich umbringen. Da musste ich ihm das Messer in die Kehle stoßen.«
Koporski stutzte und brüllte dann vor Lachen. Er wandte sich an Oberst Gorka. »Soll das irgendein Witz sein? Wer hat Sie dazu angestiftet?«
Oberst Gorka schüttelte den Kopf. »Man hat Blut gefunden auf der Plattform des Zuges, Herr General. Und Duboff saß tatsächlich in diesem Zug. Er hatte eine Fahrkarte gelöst und war eingestiegen. Doch als der Zug unsere Grenze erreichte, war er verschwunden.«
Der General antwortete nicht, während er sich in seinen gepolsterten ledernen Schreibtischstuhl setzte. » Haben Sie ihn verfolgt?«, fragte Koporski Monarch. »Duboff?«
»Um ehrlich zu sein, ja.«
»Sie verkaufen Toiletten?«
»Nicht oft«, gab Monarch zu.
»Viele Männer wie Sie kommen neuerdings in mein Land«, bemerkte Koporski.
»Vermutlich das Klima und die aufregenden Touristenattraktionen.«
»Worüber wollten Sie mit Duboff sprechen?«
»Über einen speziellen, äh, Zünder oder Beschleuniger, der sich angeblich in Ihrem Besitz befindet«, sagte Monarch.
»Beschleuniger?« Koporski mimte den Ahnungslosen. »Wer behauptet, ich hätte einen Beschleuniger?«
»Duboff, um genau zu sein«, sagte Monarch.
Weitere Kostenlose Bücher