18 - Das tödliche Gebot: Thriller (German Edition)
Nachmittag den Zug von Tiraspol in die Ukraine bestiegen hatte. Sie agierten als Team: ein blonder Typ, der aussah wie siebzehn, und eine Punkerin Mitte zwanzig.
Sie machten ihre Sache gut. Er hatte sie im Zug entdeckt, kurz nachdem Oberst Gorka gegangen war. Der Typ trug Kopfhörer und hörte Musik. Das Mädchen arbeitete an einem Sudoku-Puzzle. Monarch hatte den Gedanken, die beiden könnten Koporskis Agenten sein, zunächst verworfen und stattdessen einen kleinen, gedrungenen Mann in einem Wollmantel mit Fischgrätmuster verdächtigt, der kurz nach ihm in den Zug gestiegen war und sich hinter Monarch gesetzt hatte.
Doch der Mann im Fischgrätmantel verließ das Abteil nach der Grenze, und Monarch hatte ihn nicht mehr gesehen. Stattdessen entdeckte er vor dem Bahnhof die Sudoku-Frau, die ihn in einiger Entfernung von der anderen Straßenseite aus ins Visier nahm. Der Bursche, der Musik hörte, schien ihm den Weg abschneiden zu wollen. Monarch hatte gesehen, wie er eine Nebenstraße entlangrannte und dabei Fußgängern und Autos auswich.
Kreschatik war die gemeinsame Haltestelle von Kiews violetter und roter Metrolinie und füllte sich gerade mit Pendlern, als Monarch aktiv wurde. Er ging an der Treppe zur U-Bahn vorbei, als habe er ein anderes Ziel, schwang sich dann jedoch über das Geländer und landete zwischen einer Familie und einem Paar, die fast gestürzt wären vor Schreck.
Monarch schlüpfte an ihnen vorbei, ohne auf ihre Flüche zu achten. Er rannte zur längsten Schlange von Pendlern, die versuchten, ihre Fahrkarten in die Drehkreuze zu stecken, und sprang auf die andere Seite. Jemand schimpfte hinter ihm her, doch anstatt stehen zu bleiben, flitzte er die Stufen hinunter und auf den Bahnsteig der Züge nach Süden. Eine elektronische Glocke läutete. Er trabte von der Treppe weg, dem einfahrenden Zug entgegen.
Der Zug wurde langsamer und blieb stehen. Monarch stieg in den letzten Wagen und wartete. Sein erster Impuls war, in letzter Sekunde wieder auszusteigen. Doch dann hätte er sich mit seinem Beschatter auseinandersetzen müssen.
Er fuhr also eine Station weiter und stieg an der Haltestelle Palats Sportu aus. Anstatt jedoch mit der Herde zur Treppe zu gehen, die hinauf zur Sportanlage führte, folgte er seinem Instinkt und ging um das hintere Ende des Zuges herum auf die Gleise. Er balancierte über sie hinweg, das dritte Gleis meidend, und erreichte den gegenüberliegenden Bahnsteig, kurz bevor der Zug nach Norden in die Station einfuhr. Er ignorierte die Zurufe der Leute, ob er denn lebensmüde sei.
Monarch kletterte in den Wagen und spähte aus dem Fenster. Die Punkerin warf ihm vom Gleis gegenüber einen wütenden Blick zu und redete dabei in ihr Handy. Monarch winkte ihr zu.
Zwei Stationen später stieg er aus, verließ den U-Bahnbereich und stand mit dem Rücken zur Mauer auf einem überfüllten Gehweg, wo er mit Gloria Barnett telefonierte.
»Wo zum Teufel bist du?«, fragte sie.
»Kiew«, sagte er. »Und ihr?«
»Chisinau, Republik Moldawien«, sagte sie. »Das Hotel ist ein Drecksloch.«
»Such uns irgendeine Pension, und näher an der Grenze nach Transnistrien.«
»Hast du die Kaffeedose gefunden?«
»Zumindest habe ich die Größe des Heuhaufens verringert, in dem sie steckt«, sagte Monarch.
»Wann kommst du voraussichtlich an?«
»Hängt vom Zugplan ab«, sagte er. »Ich fahre über Odessa.«
»Wir warten.«
Monarch klappte sein Telefon zu und überlegte, dass es am klügsten wäre, wenn er sich bis zum ersten Halt auf der Strecke nach Odessa, südlich von Kiew, ein Taxi nehmen würde, um den Hauptbahnhof zu meiden. Da sah er im Augenwinkel etwas blitzen. Bevor er sich umdrehen konnte, spürte er einen Gewehrlauf in den Rippen.
Der kleine, gedrungene Mann im Fischgrätmantel, den er im Zug gesehen hatte, schälte sich aus der Menge auf dem Gehsteig und stand schräg hinter Monarch. Aus seinem Ärmel ragte eine Flinte. »Mitkommen, sonst tot«, sagte er mit starkem Akzent auf Russisch.
Monarch überlegte, ob er sich zur Wehr setzen sollte, wusste aber, dass er keine Chance hatte, und tat, was man ihm sagte. Sie gingen durch etliche Straßen und Gassen auf ein verlassenes Fabrikgelände, auf dem hohe Backsteingebäude mit zertrümmerten Fensterscheiben standen.
Ein Mercedes-Benz parkte zwischen zwei Bauten. Daneben standen mehrere Männer mit Maschinengewehren und ein dunkelhäutiger, hagerer Mann mit angegrautem Bart und sonnengegerbter Haut in der Farbe von
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