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18 - Eine Taube bringt den Tod

18 - Eine Taube bringt den Tod

Titel: 18 - Eine Taube bringt den Tod Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Tremayne
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dass er das Material brauche und dass er unbedingt Heraklius bei sich haben müsse. Fidelma verließ sich darauf, dass Bleidbara wusste, was er tat, und plagte ihn nicht mit unnötigen Fragen. Der junge Arzt aus Konstantinopel überwachte die Verladung und achtete mit besonderer Sorgfalt auf eine versiegelte Holzkiste, die mit auffälliger Vorsicht bewegt wurde. Bleidbara entging natürlich nicht, mit welcher Neugier Fidelma und Eadulf den Verladevorgang beobachteten, verlor jedoch kein Wort.
    Iuna war mit dem Nötigen versorgt worden, aber nach Heraklius’ Aussagen würde sich erst nach zwölf Stunden zeigen, ob sie auf seine Behandlung ansprach oder nicht. Er hatte sie mit genauen Anweisungen der Obhut einer Hausmagd anvertraut, und Fidelma hatte durchgesetzt, zur Sicherheit auch einen Krieger dazulassen.
    Als sie vor Brilhag ankerten und Fidelma mit einem Boot ans Ufer gerudert werden sollte, verabschiedete sich Bleidbara von ihr.
    »Wir müssen jetzt fort und gehen weiter unten an der Küste vor Anker, um für morgen früh gerüstet zu sein. Wenn alles läuft wie geplant, siehst du uns irgendwann morgen wieder hier.«
    »Ich werde euch erwarten. Viel Glück und gutes Gelingen.«
    »Glück können wir alle brauchen, Lady. Diese Bande stürzt sich mit mörderischer Lust auf jeden, der ihr in den Weg kommt. Wenn du Hilfe brauchst, halte dich an Boric. Auf den ist Verlass. Sag ihm, dass du auf meine Anordnung hin Befehlsgewalt über ihn hast.«
    Fidelma wandte sich Eadulf zu und drückte ihm liebevoll den Arm. »Pass gut auf dich auf!«, sagte sie leise. Dann kletterte sie vom Schiff ins Boot. Einer von der Mannschaft ruderte sie ans Ufer und kehrte sofort zur Kormoran zurück.
    Eine kurze Weile noch blickte Fidelma dem entschwindenden Boot nach, dann drehte sie sich um und folgte dem ausgetretenen Pfad, der zur Burg hoch führte. Sie hatte Mühe, die Augen an die Dunkelheit zu gewöhnen, und ärgerte sich, keine Laterne mitgenommen zu haben. Da kam der Mond wie gerufen, der hinter einer Wolkenbank hervortrat und die Umgebung in ein bläuliches Licht tauchte. Im gleichen Moment sah sie wenige Schritte vor sich einen Mann, der ihr den Weg versperrte. Viel erkennen konnte sie nicht. Er hielt einen Schild, auch hing ein Schwert an seiner Seite. Er rief sie auf Bretonisch an. Was er wollte, erriet sie mehr, als dass sie es verstand. Im Glauben, sie hätte es mit einem von Borics Wachposten zu tun, antwortete sie und war erstaunt, dass er auf sie zukam und sie anherrschte. Sie verstand kein Wort und versuchte es mit Latein.
    »Loquerisne linguam latinam?«
    Er schüttelte den Kopf, drehte sich um und rief etwas. Gleich darauf kam ein zweiter Mann trotz der Dunkelheit im Laufschritt herbei. Der erste nahm Haltung an und berichtete hastig.
    »Wer bist du?«, fragte der Hinzugekommene auf Latein.
    »Fidelma aus Hibernia«, erwiderte sie ein wenig ärgerlich und hielt diese Form des Sich-zu-erkennen-Gebens für die vernünftigste. »Wo ist Boric?«, setzte sie hinzu.
    Der Mann antwortete nicht. Stattdessen blickte er aufmerksam über sie hinweg in die Ferne. Offensichtlich hatte er die Umrisse der Kormoran erspäht.
    »Was ist das für ein Schiff?«, fragte er, ehe sie etwas hatte sagen können.
    »Es ist die Kormoran unter dem Kommando von Burghauptmann Bleidbara …«
    Es erübrigte sich weiterzusprechen, denn der Mann hatte sich bereits umgedreht und erteilte Anordnungen. Fidelma spürte, dass etwas nicht stimmte.
    »Wer bist du? Und wo ist Boric, der die Wachmannschaft hier befehligt?«
    »Du kommst jetzt mit auf die Burg und wirst mir vorangehen«, bekam sie statt einer Antwort zu hören; warnend hatte der Mann die Hand ans Schwert gelegt.
    Voller Schrecken begriff sie, dass sie nicht Bleidbaras Posten vor sich hatte, und warnen konnte sie ihn auch nicht. Ein Gedanke jagte den anderen. Sie ging voran wie befohlen, der Krieger immer zwei Schritte hinter ihr. Sie erreichten das Tor in der äußeren Mauer und gelangten schließlich an die Tür, die in die Küchenräume führte. An allen Gängen standen Wachposten.
    Wie hatte es geschehen können, dass die Burg in die Hände dieser Männer gefallen war? Sie waren alle gutgekleidet, schwerbewaffnet und verhielten sich korrekt. Banditen von der Koulm ar Maro , wie sie anfänglich befürchtet hatte, waren es nicht.
    Man trieb sie durch die Küchenräume und von dort weiter in die Große Halle.
    Am Feuer standen zwei Männer; im Schein der Flammen huschten Schatten über ihre

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