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18 - Eine Taube bringt den Tod

18 - Eine Taube bringt den Tod

Titel: 18 - Eine Taube bringt den Tod Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Tremayne
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immer gesagt, das Tatmotiv ist entscheidend, es führt einen zum Täter. Im vorliegenden Fall hatte er leider nicht recht. Das Tatmotiv bestand darin, dich zu ermorden und die Schuld auf die Familie zu lenken, die nach deinem Tod Anspruch auf das Königreich hätte erheben können. Wenn besagte Familie nun aber nicht den Mord zu verantworten gehabt hätte … wer wäre sonst noch in Frage gekommen, Nutzen aus dem Geschehen zu ziehen?«
    »Du denkst an einen Nutznießer außerhalb des Hauses Brilhag?«
    »Genau. Als römischer Anwalt hat Cicero einmal in einem Rechtsstreit die Frage gestellt: Cui bono ? Wem nützt es? Und dieser Frage müssen wir auch hier nachgehen. Merkwürdigerweise haben mein Vetter Bressal und ich kurz vor seinem Tod mögliche Tatmotive erörtert, die hinter der Ermordung eines Königs oder Stammesfürsten stehen könnten. Es ging uns um die Sicherheit unseres Hochkönigs. Seit dem Überfall auf unser Schiff haben wir es mit so manchen finsteren Denkweisen zu tun gehabt, aber wenigstens können wir nun Licht in das Dunkel bringen.«                 
    »Wir sollten uns auf die Anschuldigung beschränken, dass Macliau vorgeblich seine Geliebte Argantken umgebracht hat und in Wahrheit wohl die ›Taube des Todes‹ ist«, verlangte der bretat Kaourentin. »Deswegen ist die Verhandlung einberufen worden, und das sollte daher unser eigentliches Anliegen bleiben.«
    Sein Vorschlag stieß unter den Versammelten auf Zustimmung.
    »Darauf allein können wir uns nicht beschränken«, wandte Fidelma ein. »Aber wir sollten Macliau aus seiner misslichen Lage befreien. Er ist nicht des Mordes an Argantken schuldig, genauso wenig, wie er für die Freveltaten zur Verantwortung gezogen werden kann, die unter der Fahne von Brilhag begangen wurden. Er war ein Opfer der ›todbringenden Taube‹, das Opfer einer weiteren Schändlichkeit, die die Menschen glauben machen sollte, dass Brilhag an allem schuld sei, ein weiterer Versuch, sämtliche Schuldzuweisungen auf Brilhag zu lenken, um dann zum letzten Schlag auszuholen, das heißt, den König zu ermorden und sich die Thronfolge zu sichern. Jedermann würde mit dem Finger auf den Herrn auf Brilhag und seine Sippe weisen. Der Täter gedachte, sich auf einer hysterischen Woge der Zustimmung auf den Thron heben zu lassen.«
    Diesmal dauerte es länger, bis sich der Tumult legte.
    Die ganze Zeit über hatte Macliau mit gesenktem Kopf dagesessen, jetzt hob er ihn, und ein Hoffnungsschimmer glitt über sein Gesicht. Fidelma warf ihm einen aufmunternden Blick zu.
    »Ich hatte die Mittäterschaft von Macliau aus mehreren Gründen verworfen. Irgendwie sind wir vielleicht alle fähig, einen Mord zu begehen, wenn ein wirkliches Tatmotiv vorliegt. Aber welches Tatmotiv sollte er gehabt haben, Argantken umzubringen? Macliau liebt das gute Leben, er liebt Frauen und Wein. Er ist beileibe kein Krieger, das bekannte er gleich bei unserer ersten Begegnung. Ein wichtiger Punkt ist auch, dass er nie Albiorix, seinen Hund, getötet hätte. Ich glaube, er hat das Tier sogar mehr als die Frauen in seinem Leben geliebt. Es ist einfach unmöglich, sich Macliau in der Rolle des Koulm ar Maro vorzustellen. Die ›todbringende Taube‹ ist ein teuflischer, erbarmungsloser Mörder, von einem ehrgeizigen Ziel besessen. Nie wäre der volltrunken neben sein eben getötetes Opfer samt Lieblingshündchen gesunken. Und schließlich, was für ein Thronfolger wäre Macliau? Nicht nur seine Schwester Trifina, auch andere haben betont, dass er nicht mal Unterstützung finden würde, Nachfolger des Lord auf Brilhag zu werden. Man hat mir gesagt, die Bretonen halten bis heute daran fest, nur dem fähigsten Mitglied der Stammeslinie, egal ob männlich oder weiblich, die höchste Würde zu verleihen.«
    »Wenn nicht Macliau, wer dann?«, fragte Lord Canao.
    »Ich werde euch jetzt den Namen der Person nennen, die Taran, dem Piraten, ihre Befehle erteilte, den Namen der Person, die stets in Weiß gekleidet und maskiert erschien. Den Namen der Person, die das Morden nicht scheute, das tödliche Handwerk mit Freuden selbst betrieb und andere zu Mördern werden ließ. Es ist die gleiche Person, die meinen Vetter Bressal und den Kapitän der Ringelgans umgebracht hat. Es war Iuna.«
    Fassungslosigkeit ging durch den Raum. Der Lärm wurde ohrenbetäubend.
    »Das ist doch nicht dein Ernst! Iuna, unsere Haushälterin?«, schrie Trifina ungläubig über den Krach hinweg.
    Fidelma blieb ruhig.
    »Iuna

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