Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
18 - Eine Taube bringt den Tod

18 - Eine Taube bringt den Tod

Titel: 18 - Eine Taube bringt den Tod Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Tremayne
Vom Netzwerk:
war die verkleidete Anführerin bei einer Reihe von Überfällen. Sie war bemüht, ihre Stimme zu verstellen. Sie war eine rücksichtslose und ungemein ehrgeizige junge Frau. Ihre Eltern waren umgekommen, und so wuchs sie auf Brilhag bei Lord Canao als Pflegetochter auf. Dass sie von Jugend an von Ehrgeiz besessen war, hat mir Aourken erzählt.«
    »Aber sie gefiel sich doch darin, unseren Haushalt zu leiten …« Lord Canao konnte und wollte es nicht glauben. »Ich habe sie als Pflegetochter aufgezogen. Ehrgeiz hatte sie nicht.«
    »Im Gegenteil, ihr Ehrgeiz ging ins Unermessliche«, widersprach Fidelma. »Iuna kam aus einer Adelsfamilie in Brekilien. Ihre Eltern erlitten einen gewaltsamen Tod. Das war dir nicht unbekannt, als du sie in Pflege nahmst.«
    Lord Canao hob nur hilflos die Arme. Dafür nahm König Alain mit nachsichtigem Lächeln das Wort.
    »Leider vergisst du bei deiner Beschuldigung von Iuna eins, Fidelma aus Hibernia. Ich habe Iunas Vater gekannt, er kämpfte an meiner Seite gegen die fränkischen Eindringlinge. Er gehörte zum Hochadel und war ein großartiger Krieger. Aber er entstammte nicht der Linie Domnonia oder Bro-Waroch. Wenn es ihr darum ging, mich umzubringen und mit der Ermordung Lord Canaos Familie zu belasten, um dann Anspruch auf den Thron zu erheben, wäre das schlechthin unmöglich gewesen.«
    »Das ist richtig«, räumte Fidelma ein. »Aber ich habe nicht gesagt, dass sie der unmittelbare Nutznießer der ungeheuerlichen Schandtaten war. Sie handelte im guten Glauben, dass der eigentliche Nutznießer sie ehelichen und sie an seiner Seite zur Königin aufsteigen würde.«
    »Wenn ich jetzt stürbe, wäre doch aber nur …« Der König brachte den Satz nicht zu Ende.
    Es herrschte erschreckende Stille, und dann vernahmen alle Fidelmas langsam und deutlich gesprochene Worte.
    »Nur dein Sohn aus deiner ersten Ehe kann auf die gleiche Stammeslinie verweisen und käme unangefochten auf den Thron. Dein Nachfolger wäre Budic.«
    Ein weiteres Mal brach in der Halle Lärm aus. Budic hingegen saß mit breitem Grinsen da und schüttelte ungläubig den Kopf.
    Schließlich verschaffte sich Fidelma Gehör und sprach, an den König gewandt: »Dass Budic dein Sohn und möglicher Erbe ist, ging mir erst gestern Abend dank deiner eigenen Bemerkung auf. Ich hätte es schon vorher begreifen müssen, als Abt Maelcar hier eintraf und Budic fragte, ob er ihm im Auftrage seines Vaters die Botschaft geschickt hätte. Abt Maelcar wusste natürlich, dass du Budics Vater bist. Dass ich nicht schon da erkannte, wie die Dinge zusammenhingen, war ein schwerwiegender Fehler von mir.«
    »Und nicht dein einziger Fehler.« Budic lachte. »Du beschuldigst mich allen Ernstes, meinen Vater ermorden zu wollen?« Er rief seinem Vater zu: »Die Frau ist verrückt. Als es mit den Übergriffen losging, war ich gar nicht hier in der Nähe, das kann ich beweisen.«
    »Sicher kannst du das beweisen, denn du hattest ja Iuna, die ›Taube des Todes‹, die in deinem Sinne handelte.«
    Budic hatte nur ein zynisches Lächeln für Fidelma übrig. »All deine Anschuldigungen wirst du beweisen müssen. Und egal, ob du eine Fremdländische oder die Schwester eines Königs bist, du wirst für sie büßen.« Der unverschämte Ton strafte sein Lächeln Lüge.
    »Schweig!«, gebot der König scharf. »Dies ist nicht der Ort, anderen zu drohen. Fidelma aus Hibernia steht unter meinem Schutz und darf ohne Furcht und Tadel vortragen, was sie vorzutragen hat.« Und zu Fidelma gewandt, fuhr er fort: »Dennoch muss ich sagen, dass mir die von dir vorgebrachten Anschuldigungen aus der Luft gegriffen und unbegründet scheinen. Es bedarf der Beweisführung, dass Iuna und Budic gemeinsam eine solche Verschwörung betrieben.«
    »Sag ich doch!«, höhnte Budic. »Und wo ist Iuna? Wird sie hier auftreten und sich zu deinen Anwürfen bekennen? Ich glaube kaum. Und aus welchem Grund sollte ich Abt Maelcar, Macliaus Liebchen und, der Himmel weiß, wen noch, umgebracht haben?«
    »Den Abt hat Iuna umgebracht«, stellte Fidelma unerschütterlich richtig. »Er stammte aus Brekilien und wuchs in einer Abtei auf, wo sich ganz in der Nähe auch der königliche Hof befindet. Wenn ich mich nicht irre, heißt die Abtei Pem Pont. Bei einem seiner Besuche dort ertappte er Iuna und Budic in einer peinlichen Stellung und schimpfte bei seiner Rückkehrüber die lose Moral am Königshof und dass es eine Dienstmagd aus der Provinz mit dem Sohn des Königs triebe.

Weitere Kostenlose Bücher