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18 - Eine Taube bringt den Tod

18 - Eine Taube bringt den Tod

Titel: 18 - Eine Taube bringt den Tod Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Tremayne
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gleitenden Bug breiteten sich Bänder schaumgekrönter Wellen aus und bildeten eine Schleppe hinter dem behäbigen großen Schiff. Es war ein merkwürdiges Gefühl, wieder an Bord zu sein. Alles schien Fidelma und Eadulf vertraut und doch seltsam fremd. Anstelle von Murchad und Gurvan war nun Hoel am Ruder, ein hoch aufgeschossener, blonder Britannier. Breitbeinig stand er da, ging in leicht wiegender Bewegung mit dem schwankenden Deck mit und reckte das Kinn in den böigen Wind. Immer wieder wanderte sein Blick hoch zu den Segeln, nahm die leiseste Änderung der Windrichtung wahr, und entsprechend bewegte er die Ruderpinne.
    Fidelma vertraute ihm voll und ganz; in seinen oftmals erprobten Händen würde die Heimreise sicher sein. Dass ihnen dennoch etwas fehlte, lag wohl daran, dass sie sich an Murchads Eigenheiten und an Gurvans geduldig knappe Erwiderungen gewöhnt hatten. Die beiden waren so sehr Teil des Schiffs geworden wie die geschnitzte Figur der Gans auf dem Bug oder die hohen Eichenmasten und Querstangen. Es war schwer vorstellbar, dass die Ringelgans fortan ohne sie segeln würde.
    Sonst war aber alles wie vorher! Oder doch nicht? Wenbrit schien gesetzter, älter, war nicht mehr der sorglose Junge, der munter hin und her lief, um ihr jeden Wunsch zu erfüllen. Er war … wie hieß doch das Wort, nach dem sie suchte? … reifer. Ja, das war es … reifer war er geworden. Selbst Luchtigern, der Herr der Mäuse, der schwarze Kater, der sonst selbstbewusst an Deck umherstolzierte, blieb lieber in den schattigen Ecken der Aufbauten, kam selten hervor ins Sonnenlicht. Und auch Hoel war ungewohnt schweigsam, ließ sich durch nichts von seiner Aufgabe als Kapitän ablenken.
    Früher hatte sich die Mannschaft völlig ungezwungen gegeben. Jetzt wurde kaum über einen Witz gelacht, niemand leistete sich einen Scherz mit einem anderen, der immer gutmütig, wenn auch mit derben Worten, abgewehrt worden war. Bei allen hatte das Erlebnis seine Spuren hinterlassen.
    Fidelma lehnte sich gegen die Heckreling und schaute ernst auf die Landzungen zurück, zwischen denen sich die gefährliche Durchfahrt zum Morbihan auftat. Neben ihr stand Eadulf, dem die Anstrengung der letzten Tage anzusehen war. Er schien ihre Gedanken zu erraten. »Ich wäre nicht traurig, wenn wir uns von der Inselwelt da hinten ein für alle Mal verabschiedet haben.«
    »Bald die Küste von Mumhan wiederzuerblicken, wird herrlich sein«, stimmte sie ihm zu. »Und erst richtig daheim sind wir, wenn Cashel mit der Felsenburg vor uns aufragt und wir unseren kleinen Alchú in die Arme schließen können.« Sie machte eine Pause. »Und doch tut es mir leid, Brilhag zu verlassen. Auf Reisen zu gehen und andere Menschen zu treffen, bereichert das Leben. Hat man aber unterwegs Freundschaft geschlossen, stimmt einen der Abschied traurig, wenn die Zeit heran ist, weiterzureisen. Sich von neuen guten Freunden zu trennen, ist immer schmerzlich. Ich hoffe sehr, dass zwischen Trifina und Bleidbara alles wieder ins Lot kommt.«
    »Davon bin ich überzeugt. Dass Bleidbara bei der Lage der Dinge misstrauisch werden musste, war ganz natürlich. Sie wird ihm verzeihen.«
    »Wenn er sie ernsthaft liebt, hätte er ihr mehr Vertrauen schenken müssen.«
    »So etwas zu beurteilen, ist schwer. Er ist ein Mann, der seine Pflichten sehr ernst nimmt. Und bei manchen steht die Pflicht höher als der Gehorsam gegenüber dem Herzen.«
    Fidelma sah forschend zu ihm hinüber. War das als leiser Vorwurf zu verstehen?
    »Bruder Metellus wird wohl am besten aus der Sache herauskommen«, fuhr er fort, ohne ihren Blick bemerkt zu haben. »Er dürfte zur Wahl als Abt der Gemeinschaft von St. Gildas anstehen. Eine Wendung in seinem Leben, die er bestimmt nie erwartet hätte.«
    »Und etwas, das er vielleicht nie anstrebte. Aus Macliau könnte dieses Abenteuer einen gefestigten Mann machen.«
    »Möglich wäre es schon.« Eadulf war sich da nicht so sicher. »Wenn ich es richtig verstanden habe, wollte er Brilhag verlassen und Dichtkunst und Musik studieren; das gäbe ihm reichlich Gelegenheit, sein leichtfertiges Leben fortzuführen.«
    »Die Ereignisse und die Gefahr, in der er steckte, sind nicht spurlos an ihm vorübergegangen. Mir hat er gesagt, es sei ihm ein Bedürfnis, seinen Lebenswandel gründlich zu ändern. Hoffentlich gelingt es ihm.«
    Eadulf zog ein Gesicht. »Wie dem auch sei, ich für mein Teil kann gut auf ein paar unserer neuen Bekanntschaften verzichten. Ich weiß, ich

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