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18 - Eine Taube bringt den Tod

18 - Eine Taube bringt den Tod

Titel: 18 - Eine Taube bringt den Tod Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Tremayne
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weiß«, entgegnete er auf ihre fragende Miene. »Du siehst deine Lebensaufgabe darin, Übeltäter aufzuspüren und ihnen ihre Verbrechen nachzuweisen. Das bringt es mit sich, dass wir an Leute wie Iuna geraten … die Taube des Todes.« Unwillkürlich überkam ihn ein Schauder. »Wie kann eine junge Frau derart gewissenlos und kaltblütig sein?« Er schaute Fidelma argwöhnisch an. »Sag mal, als du die Vorgänge aufgerollt hast, in deren Mittelpunkt Budic und Riwanon standen, war dir da eigentlich bewusst, dass du nichts wirklich beweisen konntest? Du hast nur Schlussfolgerungen ziehen können aus gewissen Umständen und aus dem Verhalten einiger Leute.«
    »In der Gesetzessammlung des Fénechus ist festgelegt, dass auch indirekte Beweise in der Anklage vor einem Brehon vorgebracht werden dürfen. Du legst deine Indizien dar, und wenn der Angeklagte durch Mimik oder Gestik verrät, dass er sich getroffen fühlt, er zu zittern anfängt, errötet, blass wird, kaum noch sprechen kann, weil es ihm die Kehle zuschnürt, oder er sich sonstwie auffällig gebärdet, dann erhärtet das deinen Verdacht.«
    »Aber zwingender Beweis sind solche Anzeichen doch nicht. In Hibernia mag das gelten, aber was wäre gewesen, wenn Budic nicht seine Schuld gestanden hätte?«
    Fidelma konnte nur milde lächeln. »Ich bin Anwältin und nutze die Mittel, die mir das Gesetz an die Hand gibt. Unter den gegebenen Umständen hat sich das Verfahren bewährt.« Sie runzelte die Stirn. »Ich habe immer gedacht, auch dir sei es Herzenssache, dem Gesetz zu dienen. Schließlich warst du in deinem Land ein gerefa, ein Friedensrichter, und musstest Recht sprechen unter deinen Leuten. Weißt du noch, unter welchen Umständen wir uns kennengelernt haben? Das war in der Abtei St. Hilda, und zu verdanken haben wir die Begegnung der Tatsache, dass du ein gerefa in deinem Reich warst und ich eine dálaigh in meinem.«
    »Seit dein Landsmann Fursa mich zum Neuen Glauben bekehrt hat, bin ich kein gerefa mehr. Ich habe auf der Hohen Schule Tuam Brecain studiert und gehöre nun der Bruderschaft der Mönche an.«
    Wieder fragte sich Fidelma, ob Eadulf insgeheim ihre Haltung beanstandete. Eigentlich gehörte ja auch sie einer religiösen Gemeinschaft an, betrachtete sich aber zuallererst als Anwältin in der Rechtsprechung ihres Landes. Freilich rang sie schon seit Jahren mit sich, ob sie nicht auf die äußeren Zeichen einer frommen Schwester verzichten sollte. Schwerfallen würde ihr das nicht, denn sie empfand keine innere Bindung zum Klosterleben. Sie entschied sich, auf Eadulfs Bemerkung nicht weiter einzugehen und den Faden ihres Gesprächs wieder aufzunehmen.
    »Du darfst aber auch nicht vergessen, dass wir bei allen unseren Fahrten den Guten genauso wie den Schlechten begegnen. Wir erleben nicht nur die Schuldigen, sondern auch die Unschuldigen.«
    »Mich beunruhigt, dass selbst aus dem Guten Böses erwachsen kann«, erwiderte Eadulf, suchte Halt an der Reling und blickte hinauf zu den Segeln, die sich über ihm bauschten.
    »Wie meinst du das?«
    »Ich denke zum Beispiel an den jungen Heraklius.«
    »Heraklius? Warum gerade an den? Er ist ein ernsthafter junger Mann mit festen moralischen Grundsätzen.«
    »Doch seine Erfindung – pyr thalassion nennt er sie, ›flüssiges Feuer‹ –, die ist das Böse.«
    »Er hat mir erzählt, dass sein Vater es erfunden hat, Kallinikos von Konstantinopel. Er hätte sich die Bestandteile gemerkt und lediglich versucht, alles nachzubauen.«
    »Wenn man eine Erfindung als ungeheuerlich und böse bezeichnen kann, dann ist es dieses flüssige Feuer«, beharrte Eadulf.
    »Nicht die Erfindung ist das Böse, Eadulf, verderblich wird sie erst, wenn gewissenlose Menschen sich ihrer bemächtigen.«
    »Nichts gegen deine philosophische Betrachtungsweise. Nur, wenn eine Sache erst gar nicht erfunden wird, können die Menschen sie nicht verderbenbringend verwenden. Ich will nicht so weit gehen und behaupten, das Böse kam in die Welt, als Menschen den ersten Stock zuspitzten und als Waffe benutzten. Aber der Einfall, Feuer auf ein Schiff zu schleudern … also …« Ihn schauderte. »Das ist doch wirklich die verderblichste Waffe, die sich vorstellen lässt.«
    »Dabei ist sie keineswegs neu. Ich habe mich mit Heraklius lange darüber unterhalten. Seine Waffe zeigte ungeheure Wirkung, das ist richtig. Doch sein Landsmann Proklus Oneirokrites hat eine ganze Flotte in Brand gesteckt, als er seinem König Anastasius half, einen

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