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18 Gänsehaut Stories

18 Gänsehaut Stories

Titel: 18 Gänsehaut Stories Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Manfred Kluge
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Le­ben hat, son­dern nur den Hun­ger und die Gier nach Le­ben … Die Ehe ist ein ma­ka­b­res Spiel, oh­ne Zwei­fel, aber sie ver­kehrt sich in schie­res Grau­en, wenn ei­ne Dä­mo­nin das Ge­löb­nis des Tei­lens all­zu wört­lich nimmt. Jack Shar­keys Sto­ry ist ein er­schre­cken­der Be­weis da­für, wes­sen man sich al­les vor­se­hen soll­te, ehe man sich ewig bin­det.
     
     
    Er spür­te den Schmerz – einen kur­z­en, mes­ser­schar­fen Stich –, als er sich nach dem Zäh­ne­put­zen den Mund aus­spül­te. Um sei­ne Ur­sa­che her­aus­zu­fin­den, schob er mit den Fin­ger­spit­zen die Ober­lip­pe bei­sei­te und sah in den Spie­gel. Das ro­si­ge Zahn­fleisch war ge­sund, und die Zäh­ne wa­ren weiß und oh­ne Feh­ler. Er drück­te da­ge­gen – und wie­der spür­te er den Schmerz. Un­an­ge­nehm be­rührt, spül­te er den Mund noch ein­mal aus, trock­ne­te sich die Hän­de ab und ging ins Schlaf­zim­mer zu­rück.
    Sei­ne Frau lag noch im Bett. Ih­re zu­sam­men­ge­roll­te Fi­gur zeich­ne­te sich un­ter den De­cken ab.
    »Weißt du was?« frag­te er nach­denk­lich. »Ich glau­be, ich ha­be einen lo­sen Zahn.«
    Die Fi­gur un­ter der grü­nen De­cke be­weg­te sich. Va­le­ries Kopf er­schi­en. Sie seufz­te mü­de. Ih­re Haa­re wa­ren hell­blond, und für einen Au­gen­blick sah es so aus, als krö­che ein hell­blon­der Schmet­ter­ling aus ei­nem grü­nen Ko­kon. Sie be­trach­te­te ih­ren Mann aus schläf­ri­gen, brau­nen Au­gen.
    »Auf was Har­tes ge­bis­sen?«
    »Nein – we­nigs­tens kann ich mich nicht er­in­nern. Und wenn es so wä­re, wür­de ich es be­stimmt nicht ver­ges­sen ha­ben.«
    »Laß mich mal se­hen«, sag­te Va­le­rie und rich­te­te sich auf. Sie schob das Kopf­kis­sen zu­rück, da­mit sie sich da­ge­gen leh­nen konn­te. Mit der frei­en Hand strich sie sich die Haa­re aus dem Ge­sicht. Sie hat­te ein hüb­sches, schma­les Ge­sicht mit ei­nem ener­gi­schen Kinn.
    »Hier«, sag­te Bob, setz­te sich auf die Bett­kan­te und beug­te sich zu ihr hin­ab. Wie­der schob er die Ober­lip­pe hoch. Sei­ne Stim­me klang leicht ver­än­dert. »Der Schnei­de­zahn, glau­be ich.«
    Va­le­rie nahm den be­zeich­ne­ten Zahn vor­sich­tig zwi­schen Dau­men und Zei­ge­fin­ger und ruck­te dar­an. Bob grunz­te und wich zu­rück. Mit der Zun­ge be­fühl­te er den schmer­zen­den Zahn.
    »Was ge­se­hen?« er­kun­dig­te er sich ei­ni­ge Se­kun­den spä­ter.
    »Ei­gent­lich nicht. Viel­leicht liegt es an der Wur­zel …«
    »Si­cher ist es die Wur­zel«, stimm­te er oh­ne Be­geis­te­rung zu. »Ich ha­be viel­leicht doch in et­was Har­tes hin­ein­ge­bis­sen.«
    »Ich wer­de den Zahn­arzt an­ru­fen«, sag­te sei­ne Frau und griff nach dem Te­le­fon ne­ben dem Bett.
    »Wo­zu?« Sei­ne Stim­me klang scharf und ab­leh­nend. Va­le­rie ver­än­der­te ih­re La­ge nicht und sah ihn nur stumm an, bis er er­rö­te­te und nick­te. »Ja, ru­fe ihn an. Es wird bes­ser sein.«
    Wäh­rend sie die Num­mer wähl­te, er­hob er sich und be­gann sich an­zu­zie­hen. Er igno­rier­te das Ge­spräch, we­nigs­tens ver­such­te er es. Als Va­le­rie den Hö­rer auf die Ga­bel zu­rück­leg­te, setz­te er sich er­neut auf die Bett­kan­te, um sei­ne Strümp­fe an­zu­zie­hen.
    »Heu­te?« frag­te er er­schro­cken. Sei­ne Frau glitt auf der an­de­ren Sei­te aus dem Bett. »Das kann kein gu­ter Zahn­arzt sein, wenn er gleich Zeit für mich hat.«
    »Er ist aus­ge­zeich­net.« Va­le­rie ging ins Ba­de­zim­mer. »Je­mand hat ab­ge­sagt.«
    »Es tut schon gar nicht mehr so weh.« Bob fuhr sich mit der Zun­ge über die Lip­pen. »Viel­leicht ist es nur ei­ne Er­käl­tung oder so was.« In der Ba­de­zim­mer­tür stand Va­le­rie und un­ter­drück­te ihr Lä­cheln. Sie sah ihn nur schwei­gend an, bis er ver­zwei­felt nick­te. »Schon gut«, mur­mel­te er, »schon gut, ich wer­de ge­hen. Wann?«
    »Zwei Uhr. Ich wer­de dir um halb zwei Be­scheid sa­gen.«
    »Ich ver­ges­se es schon nicht«, sag­te er und starr­te auf die ge­schlos­se­ne Tür. »Ich glau­be kaum, daß ich heu­te an et­was an­de­res den­ken kann.«
    Dr. Hau­fen stand lan­ge Zeit am Fens­ter und be­trach­te­te das noch feuch­te Ne­ga­tiv der

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