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18 Gänsehaut Stories

18 Gänsehaut Stories

Titel: 18 Gänsehaut Stories Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Manfred Kluge
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In­ter­es­se für das wirk­li­che Al­ter sei­nes Pa­ti­en­ten er­lo­schen zu sein.
    »Wie Sie wol­len, Mr. Ter­rill. Die Haupt­sa­che ist, wir zie­hen den Zahn.
    Spä­ter al­ler­dings wä­re ich Ih­nen schon dank­bar, wenn Sie mich dar­über auf­klä­ren, wie Sie es schaf­fen, so jung aus­zu­se­hen. Auch Ih­re Stim­me ist …«
    Er hat­te sich in­zwi­schen wie­der um­ge­dreht und ver­stumm­te. Der Stuhl, in dem Mr. Ter­rill ge­ses­sen hat­te, war leer. Der Pa­ti­ent hat­te un­be­merkt das Wei­te ge­sucht.
    Dr. Hau­fen ließ den Wat­te­bausch in den Ab­fall­ei­mer fal­len und zuck­te die Ach­seln. Die­sem Ter­rill wür­de er schon ei­ne ge­pfef­fer­te Rech­nung schi­cken, auch oh­ne ge­zo­ge­nen Zahn .
    Schon von der Ter­ras­se aus konn­te er das fla­ckern­de Ker­zen­licht be­mer­ken. Er steck­te den Haus­schlüs­sel in die Ho­sen­ta­sche zu­rück, durch­quer­te das Wohn­zim­mer und ging aufs Schlaf­zim­mer zu. Die Ker­zen auf dem Tisch wa­ren halb nie­der­ge­brannt. Das Sil­ber­be­steck re­flek­tier­te das Licht. Er sah auf die Uhr und stell­te fest, daß es be­reits halb acht war. Von der Kü­che her kam der Ge­ruch kalt­ge­wor­de­nen Es­sens.
    Er hat­te kein rei­nes Ge­wis­sen, als er die Tür zum Schlaf­zim­mer öff­ne­te. Va­le­rie saß auf­recht im Bett, bleich und ab­ge­härmt. Die rech­te Hand lag in der Nä­he des Te­le­fons. Als sie ihn sah, sprang sie auf, und die Far­be kehr­te in ihr Ge­sicht zu­rück.
    »Vom Bü­ro aus ha­ben sie an­ge­ru­fen.« Ih­re sonst so aus­ge­wo­ge­ne Stim­me klang schrill und ner­vös. »Sie frag­ten, ob dir was pas­siert sei.« Sie dräng­te sich an ihn. »Ich woll­te ge­ra­de die Po­li­zei an­ru­fen.«
    »Es tut mir leid«, sag­te er ernst.
    »War es schlimm?« Va­le­rie lehn­te sich zu­rück, um ihm ins Ge­sicht se­hen zu kön­nen. »Beim Zahn­arzt, mei­ne ich.«
    Bob leg­te den Arm um sie, da­mit sie sich nicht noch wei­ter zu­rück­leh­nen konn­te.
    »Ziem­lich schlimm«, be­ton­te er, oh­ne lü­gen zu müs­sen. »Es war so ziem­lich das Schlimms­te, was ich bis­her über­haupt er­lebt ha­be.«
    »Laß mich den Zahn mal se­hen«, bat sie und sah auf sei­nen Mund. »Tut er sehr weh? Hat der Arzt ei­ne Fül­lung ge­macht?«
    »Nicht di­rekt«, mur­mel­te Bob. Sanft drück­te er ih­ren Kopf ge­gen sei­ne Brust, da­mit sie sein Ge­sicht nicht se­hen konn­te. »Er hat ge­sagt, der Zahn müs­se ge­zo­gen wer­den.«
    »Oh Bob!«
    Das war­me Mit­ge­fühl in ih­rer Stim­me be­rühr­te ihn, gab ihm Ver­trau­en in ih­re Lie­be. Zö­gernd zu­erst, dann fast has­tig, be­rich­te­te er von dem, was er beim Zahn­arzt er­lebt hat­te. Er schloß:
    »Er­hat sich ge­irrt! Er muß sich ein­fach ge­irrt ha­ben!«
    »Aber na­tür­lich hat er sich ge­irrt«, sag­te Va­le­rie. »Du großer Dumm­kopf, warum bist du nicht so­fort nach Hau­se ge­kom­men, statt den gan­zen Nach­mit­tag ziel­los in der Stadt her­um­zu­lau­fen?«
    »Ich hat­te Angst, es dir zu sa­gen.«
    »Angst? Vor mir?« Sie sah ihn mit großen Au­gen an. »Warum soll­test du Angst ha­ben, es mir zu er­zäh­len?«
    Er zuck­te die Schul­tern und fühl­te sich in die En­ge ge­trie­ben. Wie dumm hat­te er sich an­ge­stellt! Schließ­lich mur­mel­te er:
    »Ich weiß es nicht. Ich wuß­te auch nicht, wie du es auf­neh­men wür­dest. Si­cher, du hät­test mir den Kopf schon nicht ab­ge­bis­sen – ich weiß eben nicht, warum ich nicht gleich hier­her­ge­kom­men bin.«
    Va­le­rie nahm sei­nen Arm. Sie schi­en die ver­rück­te Ge­schich­te schon wie­der ver­ges­sen zu ha­ben.
    »Komm in die Kü­che, da ha­be ich noch was zum Es­sen für dich.«
    Er folg­te ihr durch das Wohn­zim­mer in die Kü­che. Er­neut über­kam ihn das Schuld­ge­fühl, als er den ver­welk­ten Sa­lat und den ver­brut­zel­ten Bra­ten sah. Al­les war für sechs Uhr vor­be­rei­tet ge­we­sen, und er war nicht ge­kom­men.
    »Tut mir leid, Klei­nes. Du hast es so gut ge­meint, und ich …«
    »Ach, Un­sinn«, sag­te sie la­chend. »Ich ma­che schnell ein paar Fri­ka­del­len. Öff­ne du in­zwi­schen ei­ne Do­se Bier, und du sollst se­hen, wie gut es dann schmeckt.« Ih­re Hand lag schon auf dem Griff zum Eis­schrank, als sie sich noch ein­mal

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