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18 Gänsehaut Stories

18 Gänsehaut Stories

Titel: 18 Gänsehaut Stories Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Manfred Kluge
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Tod war. Viel­leicht hät­te sie den Kai­ser­schnitt nicht über­lebt, wie sie stets be­haup­tet hat­te. Viel­leicht wä­re sie auch ge­stor­ben, wenn sie kei­ne He­xe ge­we­sen wä­re. Aber ich hat­te einen deut­li­chen Hin­weis be­kom­men. Als sie in den Kreiß­saal ge­fah­ren wur­de, hat­te sie mir noch zu­ge­flüs­tert:
    »Ich wer­de dich nie mehr quä­len, Lieb­ling. Ich lie­be dich.«
    Dann wur­de sie hin­ein­ge­fah­ren, und als sie wie­der her­aus­ge­scho­ben wur­de, war ihr Ge­sicht zu­ge­deckt. Sie war ge­stor­ben, noch be­vor das Ba­by den ers­ten Atem­zug ge­tan hat­te. Aber es hat­te ihn ge­tan, und ich hat­te das Glück, der Va­ter ei­ner ge­sun­den Toch­ter zu sein.
    Sa­re­vas Tod ak­zep­tie­ren? Un­mög­lich!
    Nicht, wenn man sich so ge­liebt hat. Oder noch liebt. Ich konn­te, ich woll­te und will ih­ren Tod nicht ak­zep­tie­ren. Er ist mir un­faß­bar. Ich hät­te sie lie­ber selbst ge­tö­tet. Im Au­gen­blick nach ih­rem Or­gas­mus, um zu wis­sen, daß sie ek­sta­tisch glück­lich ge­stor­ben wä­re, und um zu wis­sen, daß sie tot ge­we­sen wä­re.
    Ich konn­te das Ba­by nicht Sa­re­va nen­nen. Ich muß­te es tun. Ich konn­te es nicht. Ich muß­te es tun.
    Ich gab ihr den Na­men Sa­rah Eve­lyn. Ei­nes Abends, als sie sie­ben Mo­na­te alt war, hat­te un­se­re Mrs. Goo­dall ih­ren frei­en Tag – ich hat­te na­tür­lich ein Kin­der­mäd­chen an­stel­len müs­sen –, und ich warf noch einen Blick in Sa­rah Eve­lyns Zim­mer, be­vor ich be­gann, mich wie ge­wöhn­lich in den Schlaf zu trin­ken.
    Sie lag in ih­rem Bett­chen auf dem Rücken und sah zu dem bun­ten Mo­bi­le mit Walt-Dis­ney-Fi­gu­ren auf, das sich an der De­cke be­weg­te. Ich woll­te schon hin­aus­ge­hen, als mir et­was ein­fiel. Ir­gend et­was stimm­te hier nicht.
    Warum be­weg­te sich das Mo­bi­le?
    Ich trat nä­her her­an und stell­te fest, daß es in Be­we­gung ge­ra­ten war, weil ei­ne Spin­ne ih­ren Fa­den an ei­ner der Fi­gu­ren be­fes­tigt hat­te und nun am an­de­ren En­de wei­ter­ar­bei­te­te. Sie krab­bel­te und spann, als set­ze sie das Mo­bi­le ab­sicht­lich in Be­we­gung, als ge­he es ihr dar­um, es … mo­bil zu ma­chen. Ich riß den im Mond­schein leuch­ten­den Fa­den ab, schlug mit ei­ner zu­sam­men­ge­fal­te­ten Zei­tung nach der Spin­ne und er­leg­te sie beim zwei­ten Ver­such. Be­vor ich das Zim­mer ver­ließ, warf ich einen Blick in das Kin­der­bett, aus dem mich grü­ne Au­gen un­ver­wandt be­ob­ach­te­ten.
    Ich be­rühr­te ih­re Paus­ba­cken mit ei­nem Fin­ger. »Schlaf gut, Schatz«, sag­te ich. »Dad­dy läßt nicht zu, daß ei­ne Spin­ne sei­nem Ba­by et­was tut.«
    Und ich ver­ließ den Raum und dach­te da­bei an Sa­re­vas letz­te Wor­te, be­vor sie in den Kreiß­saal ge­fah­ren wor­den war, wo sie ver­sucht hat­te – mit Er­folg? –, mich vom Übel zu er­lö­sen. Von mei­nen Qua­len.
    Ich wer­de dich nie mehr quä­len, Lieb­ling. Ich lie­be dich.
    An die­se Wor­te ha­be ich vor ei­ni­gen Mi­nu­ten wie­der ge­dacht, als die Klei­ne zum ers­ten­mal ge­spro­chen hat. Ich be­dau­re jetzt, daß ich sie auf den Na­men Sa­rah Eve­lyn ha­be tau­fen las­sen. Ich hät­te ihr den Na­men Sa­re­va ge­ben sol­len und ha­be sie schon oft ver­se­hent­lich so ge­nannt. Aber jetzt wün­sche ich mir, ich hät­te ihr ir­gend­ei­nen idio­ti­schen Vor­na­men wie En­do­ra oder Sa­man­t­ha ge­ge­ben. Sie ist ein Jahr alt und hat vor we­ni­gen Mi­nu­ten zum ers­ten­mal ge­spro­chen. Sie hat mich mit ih­ren grü­nen Au­gen un­ter ih­ren hell­ro­ten Lo­cken an­ge­se­hen und lang­sam und deut­lich ge­sagt: »Ich lie­be dich nicht.«
    Ich weiß, was sie mir da­mit er­klärt hat.
    Ich ver­ste­he es. Und ich muß es ak­zep­tie­ren, ich muß es er­tra­gen, oh­ne zu wis­sen, was die Zu­kunft brin­gen wird. Ich darf Sa­re­vas Kind nicht tö­ten – ich darf Sa­re­vas Tod nicht zum zwei­ten­mal ver­ur­sa­chen!

 
Die Dämonin
von
Jack Shar­key
     
     
    Als Bob, von sei­ner Lie­be zu Va­le­rie ge­blen­det, zum Trau­al­tar schritt, ge­lob­te er, eins zu sein mit ihr und sein Le­ben mit ihr zu tei­len. Er braucht lan­ge, um her­aus­zu­fin­den, daß Va­le­rie gar kein

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