Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
18 Gänsehaut Stories

18 Gänsehaut Stories

Titel: 18 Gänsehaut Stories Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Manfred Kluge
Vom Netzwerk:
Fa­mi­lie einen lan­ge ge­plan­ten Aus­flug ver­dor­ben? War ein Lie­bes­paar da­von im Grü­nen über­rascht wor­den?
    Sie konn­te oder woll­te mir ih­re Grün­de nicht nä­her er­klä­ren, aber sie be­stand dar­auf, der Arzt dür­fe kei­nen Kai­ser­schnitt vor­neh­men. Da sie da­von über­zeugt war, da­bei zu ster­ben, ver­such­te ich, den Gy­nä­ko­lo­gen um­zu­stim­men.
    »Sie ist fel­sen­fest da­von über­zeugt, an ei­nem Kai­ser­schnitt ster­ben zu müs­sen, Dok­tor«, er­klär­te ich ihm. »Und Sie wis­sen ja selbst, wie ge­fähr­lich sol­che Ein­bil­dun­gen sein kön­nen.«
    »Dann su­chen Sie sich am bes­ten einen an­de­ren Arzt«, emp­fahl er mir barsch. Uns blieb al­so nichts an­de­res üb­rig, als uns nach ei­nem an­de­ren um­zu­se­hen. Ei­nes muß­te man ihm je­den­falls las­sen: Er trat für sei­ne Über­zeu­gung ein. Und daß er kur­ze Zeit spä­ter in ei­ner Abend­sprech­stun­de von ei­nem Rausch­gift­süch­ti­gen über­fal­len und mit drei­zehn Mes­ser­sti­chen er­mor­det wur­de, war be­stimmt nur ein Zu­fall.
    Et­wa ei­ne Wo­che vor der Ge­burt sag­te Sa­re­va ei­nes Abends et­was völ­lig Un­cha­rak­te­ris­ti­sches.
    »Lieb­ling? Du er­zählst mir gar nichts mehr aus dem Bü­ro. Ich mei­ne … du kommst gar nicht mehr nach Hau­se und be­rich­test stolz, was du wie­der er­reicht hast. Das wä­re doch ei­gent­lich nor­mal, nicht wahr?«
    Ich starr­te sie be­trof­fen an. Nor­mal? frag­te mein Blick. Wie kann es zwi­schen uns je­mals wie­der nor­ma­le Zu­stän­de ge­ben?
    Sie wuß­te so­fort, was ich mein­te. Sie warf sich wie da­mals in mei­ne Ar­me, aber sie war jetzt schwer­fäl­li­ger we­gen un­se­res Kin­des, das wirk­lich ein Kind der Lie­be war. »Oh, Lieb­ling, ich hab’s nicht ge­tan! Das kann ich be­schwö­ren!«
    Wahr­schein­lich war mein Blick auch dies­mal viel­sa­gend ge­nug. Wen konn­te sie zum Zeu­gen ih­res Schwurs an­ru­fen? Und was gab mir die Ge­wiß­heit, daß sie die Wahr­heit sag­te?
    Am nächs­ten Mor­gen frag­te sie: »Du weißt nicht, ob du mir glau­ben kannst, nicht wahr? Das ist das gan­ze Pro­blem, stimmt’s? Ich … ich quä­le dich!«
    Ich wuß­te kei­ne Ant­wort. Sie wein­te, als ich die Woh­nung ver­ließ, um ins Bü­ro zu fah­ren.
    Mei­ne Frau, dach­te ich und sah mir an­de­re Män­ner an, de­nen ich auf der Stra­ße be­geg­ne­te, über­leg­te mir, wie sie auf mei­ne Sto­ry rea­gie­ren wür­den. Mei­ne Frau ist ei­ne He­xe, wis­sen Sie, aber sie hat der He­xe­rei ab­ge­schwo­ren. Sie hat ver­spro­chen, nicht mehr zu he­xen und mich er­folg­reich zu ma­chen. Weil sie mich liebt, wis­sen Sie, und ich lie­be sie auch – wie Brow­ning und Bar­rett, wie Abe­lard und He­loi­se, wie Phi­le­mon und Bau­cis, wie das dümms­te Lie­bes­paar in ei­nem rühr­se­li­gen Lie­bes­ro­man. Aber sie quält mich. Ich weiß näm­lich nicht be­stimmt, ob sie wirk­lich ge­heilt ist. Sie liebt mich und wünscht mir Er­folg; wie soll ich be­ur­tei­len kön­nen, wel­che Kräf­te sie be­sitzt? Wer sagt mir, daß es nicht schon ge­nügt, wenn sie mir Er­folg wünscht?
    Pah, könn­te ir­gend­ein Idi­ot ant­wor­ten, ich woll­te, mei­ne Al­te wä­re ei­ne He­xe! Ich könn­te ein biß­chen Un­ter­stüt­zung brau­chen, und ich wä­re nicht so däm­lich wie Sie, Mis­ter! Heut­zu­ta­ge ist je­der auf sich selbst an­ge­wie­sen, und wer küm­mert sich schon dar­um, wie man’s schafft?
    »Et­was mußt du mir glau­ben, selbst wenn du nichts an­de­res glau­ben kannst«, hat­te sie mir letz­te Nacht un­ter Trä­nen in den Au­gen er­klärt. »Ich könn­te dir nie et­was an­tun, Liebs­ter. Ich will dich nicht quä­len, wie ich es jetzt tue. Aber ich weiß nicht, wie ich’s nicht tun kann! Ich könn­te dich nie ver­letz­ten. Ich lie­be dich, ich lie­be dich, ich lie­be dich …«
    Und sie muß­te in mei­nen Au­gen ge­se­hen ha­ben, daß ich mich heim­lich vor ihr fürch­te­te, denn sie sprach nicht wei­ter, son­dern wein­te wie nie zu­vor. Und ich schwieg hilf­los.
    Wir wa­ren jetzt auf et­was Neu­es ge­sto­ßen. Wir lieb­ten ein­an­der, wa­ren au­ßer­stan­de, ein­an­der zu ver­let­zen, und quäl­ten ein­an­der doch.
    Ich weiß nicht ein­mal, wie es mit ih­rem

Weitere Kostenlose Bücher