18 Gänsehaut Stories
Familie einen lange geplanten Ausflug verdorben? War ein Liebespaar davon im Grünen überrascht worden?
Sie konnte oder wollte mir ihre Gründe nicht näher erklären, aber sie bestand darauf, der Arzt dürfe keinen Kaiserschnitt vornehmen. Da sie davon überzeugt war, dabei zu sterben, versuchte ich, den Gynäkologen umzustimmen.
»Sie ist felsenfest davon überzeugt, an einem Kaiserschnitt sterben zu müssen, Doktor«, erklärte ich ihm. »Und Sie wissen ja selbst, wie gefährlich solche Einbildungen sein können.«
»Dann suchen Sie sich am besten einen anderen Arzt«, empfahl er mir barsch. Uns blieb also nichts anderes übrig, als uns nach einem anderen umzusehen. Eines mußte man ihm jedenfalls lassen: Er trat für seine Überzeugung ein. Und daß er kurze Zeit später in einer Abendsprechstunde von einem Rauschgiftsüchtigen überfallen und mit dreizehn Messerstichen ermordet wurde, war bestimmt nur ein Zufall.
Etwa eine Woche vor der Geburt sagte Sareva eines Abends etwas völlig Uncharakteristisches.
»Liebling? Du erzählst mir gar nichts mehr aus dem Büro. Ich meine … du kommst gar nicht mehr nach Hause und berichtest stolz, was du wieder erreicht hast. Das wäre doch eigentlich normal, nicht wahr?«
Ich starrte sie betroffen an. Normal? fragte mein Blick. Wie kann es zwischen uns jemals wieder normale Zustände geben?
Sie wußte sofort, was ich meinte. Sie warf sich wie damals in meine Arme, aber sie war jetzt schwerfälliger wegen unseres Kindes, das wirklich ein Kind der Liebe war. »Oh, Liebling, ich hab’s nicht getan! Das kann ich beschwören!«
Wahrscheinlich war mein Blick auch diesmal vielsagend genug. Wen konnte sie zum Zeugen ihres Schwurs anrufen? Und was gab mir die Gewißheit, daß sie die Wahrheit sagte?
Am nächsten Morgen fragte sie: »Du weißt nicht, ob du mir glauben kannst, nicht wahr? Das ist das ganze Problem, stimmt’s? Ich … ich quäle dich!«
Ich wußte keine Antwort. Sie weinte, als ich die Wohnung verließ, um ins Büro zu fahren.
Meine Frau, dachte ich und sah mir andere Männer an, denen ich auf der Straße begegnete, überlegte mir, wie sie auf meine Story reagieren würden. Meine Frau ist eine Hexe, wissen Sie, aber sie hat der Hexerei abgeschworen. Sie hat versprochen, nicht mehr zu hexen und mich erfolgreich zu machen. Weil sie mich liebt, wissen Sie, und ich liebe sie auch – wie Browning und Barrett, wie Abelard und Heloise, wie Philemon und Baucis, wie das dümmste Liebespaar in einem rührseligen Liebesroman. Aber sie quält mich. Ich weiß nämlich nicht bestimmt, ob sie wirklich geheilt ist. Sie liebt mich und wünscht mir Erfolg; wie soll ich beurteilen können, welche Kräfte sie besitzt? Wer sagt mir, daß es nicht schon genügt, wenn sie mir Erfolg wünscht?
Pah, könnte irgendein Idiot antworten, ich wollte, meine Alte wäre eine Hexe! Ich könnte ein bißchen Unterstützung brauchen, und ich wäre nicht so dämlich wie Sie, Mister! Heutzutage ist jeder auf sich selbst angewiesen, und wer kümmert sich schon darum, wie man’s schafft?
»Etwas mußt du mir glauben, selbst wenn du nichts anderes glauben kannst«, hatte sie mir letzte Nacht unter Tränen in den Augen erklärt. »Ich könnte dir nie etwas antun, Liebster. Ich will dich nicht quälen, wie ich es jetzt tue. Aber ich weiß nicht, wie ich’s nicht tun kann! Ich könnte dich nie verletzten. Ich liebe dich, ich liebe dich, ich liebe dich …«
Und sie mußte in meinen Augen gesehen haben, daß ich mich heimlich vor ihr fürchtete, denn sie sprach nicht weiter, sondern weinte wie nie zuvor. Und ich schwieg hilflos.
Wir waren jetzt auf etwas Neues gestoßen. Wir liebten einander, waren außerstande, einander zu verletzen, und quälten einander doch.
Ich weiß nicht einmal, wie es mit ihrem
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