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18 Gänsehaut Stories

18 Gänsehaut Stories

Titel: 18 Gänsehaut Stories Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Manfred Kluge
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an­ein­an­der­klam­mer­ten. »Laß mich mein Le­ben selbst ge­stal­ten, Sa­re­va.«
    »Oh, na­tür­lich, By­ron, Liebs­ter, wenn du das willst! Was du willst, Lieb­ling!«
    Dann gin­gen wir ins Bett.
    Aber ich hat­te Angst vor ihr. Ich frag­te mich, was pas­sie­ren wür­de, wenn ich mich über­ge­ben müß­te und … Nein, das war be­stimmt nicht schlimm ge­nug. Bei mir wür­de sie hof­fent­lich nach­sich­ti­ger sein. Aber ich muß­te im­mer wie­der dar­an den­ken. Was wä­re, wenn ich sie är­ger­te, wenn ich sie wirk­lich ge­gen mich auf­bräch­te?
    Ich hat­te mich nie an der Jagd nach den Se­kre­tä­rin­nen un­se­rer Fir­ma be­tei­ligt und Ab­stand zu der blon­den Kol­le­gin ge­hal­ten, die es of­fen­bar auf mich ab­ge­se­hen hat­te, seit­dem sie vor ei­nem Jahr zu uns ge­kom­men war. Ich hat­te kei­nen An­laß zu Sei­ten­sprün­gen, denn mei­ne Be­dürf­nis­se wur­den zu Hau­se mehr als ge­nug be­frie­digt. Aber in Zu­kunft wür­de ich schon aus Angst nicht mehr wa­gen, ei­ne an­de­re be­wun­dernd an­zu­se­hen.
    Und da­zu kam noch et­was an­de­res. Ich konn­te Sa­re­va nicht ein­fach fra­gen, ob ir­gend­ein neu­er Er­folg oder Tri­umph mit ih­rer Hil­fe zu­stan­de ge­kom­men war. Viel­leicht hat­te sie ihr Ver­spre­chen gar nicht ernst ge­meint. Viel­leicht muß­te sie mir ein­fach hel­fen – oder konn­te es nicht er­tra­gen, mich hilf­los al­lein­zu­las­sen. Viel­leicht hät­te ich jäm­mer­lich Schiff­bruch er­lit­ten und die Kli­en­ten, mei­ne Po­si­ti­on, mein Ein­kom­men und un­ter Um­stän­den so­gar den Job ver­lo­ren. Das wuß­te ich nicht si­cher, aber ich konn­te sie auch nicht da­nach fra­gen. Und ich konn­te auch nicht mehr stolz nach Hau­se kom­men und mei­ner Frau er­zäh­len, was ich heu­te wie­der er­reicht hat­te.
    Sie lieb­te mich, aber sie hät­te mich nicht mehr quä­len kön­nen, wenn sie mich ge­haßt hät­te. Manch­mal be­nei­de­te ich Ditt­mar. Aber ich sprach nie von ihm. Ich hat­te Angst da­vor. Ich woll­te ihr vor­schla­gen, ihn ster­ben zu las­sen. Oder ihn um­zu­brin­gen. Aber ich kam zu kei­nem Ent­schluß, wenn ich zu über­le­gen ver­such­te, was in sol­chen Fäl­len an­ge­bracht war. Wann war der Tod dem Le­ben vor­zu­zie­hen?
    Das Ba­by kam neun Mo­na­te und drei Ta­ge nach dem Abend, an dem ich die Mar­schak-Fi­gur ge­fun­den hat­te, auf die Welt.
    Es war ei­ne äu­ßerst schwie­ri­ge Schwan­ger­schaft. Mei­ne Frau, die ich lieb­te, war stark und tap­fer, aber sie litt, und ich wuß­te, daß sie litt. Der Gy­nä­ko­lo­ge er­klär­te uns, bei der Ge­burt sei un­be­dingt ein Kai­ser­schnitt er­for­der­lich, aber Sa­re­va wei­ger­te sich strikt.
    »Ich kann nicht«, sag­te sie, nach­dem er mich an­ge­ru­fen und auf­ge­for­dert hat­te, mei­ne Frau zur Ver­nunft zu brin­gen. »Ich kann ein­fach nicht, Lieb­ling. Ich … ich …« Sie biß sich auf die Un­ter­lip­pe und senk­te den Kopf, aber ich hat­te noch ge­se­hen, daß sie Trä­nen in den Au­gen hat­te. »Das ge­hört zu mei­nem … zu mei­nem Pakt. Ich kann ein­fach nicht.«
    »Dei­nem Pakt !« Dar­über hat­ten wir nie ge­spro­chen. Wir hat­ten seit da­mals mög­lichst al­les aus­ge­spart, was da­mit zu­sam­men­hän­gen konn­te. »Lieb­ling, willst du et­wa be­haup­ten … hast du wirk­lich … Großer Gott, hast du einen Pakt mit dem Teu­fel ab­ge­schlos­sen?«
    Sie warf mir einen trau­ri­gen Blick zu, denn sie war stets be­trübt, wenn ich in ir­gend­ei­nem Punkt mei­ne Un­wis­sen­heit be­wies. »Nein, nein, es gibt kei­nen Teu­fel, kei­ne Ver­kör­pe­rung des Bö­sen wie im per­si­schen Dua­lis­mus. Es gibt nur ele­men­ta­re Kräf­te, die we­der gut noch bö­se sind. Au­ßer … nun, das hast du ja selbst mit­er­lebt. Es ist so … schwie­rig, das Gu­te zu er­rei­chen, oh­ne da­bei das Schlech­te in Kauf neh­men zu müs­sen. Was dem einen Glück bringt, be­deu­tet für den an­de­ren nur all­zu oft … äh … Pech.«
    Sie hat­te die­se Män­ner al­so nicht er­mor­den wol­len. Sie hat­te mir nur hel­fen wol­len. Ich frag­te mich, wo­hin das Ge­wit­ter, das an un­se­rem Hoch­zeits­tag ge­droht hat­te, ge­zo­gen sein moch­te. Aufs Meer hin­aus ? Oder hat­te es ei­ner

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