18 Gänsehaut Stories
aneinanderklammerten. »Laß mich mein Leben selbst gestalten, Sareva.«
»Oh, natürlich, Byron, Liebster, wenn du das willst! Was du willst, Liebling!«
Dann gingen wir ins Bett.
Aber ich hatte Angst vor ihr. Ich fragte mich, was passieren würde, wenn ich mich übergeben müßte und … Nein, das war bestimmt nicht schlimm genug. Bei mir würde sie hoffentlich nachsichtiger sein. Aber ich mußte immer wieder daran denken. Was wäre, wenn ich sie ärgerte, wenn ich sie wirklich gegen mich aufbrächte?
Ich hatte mich nie an der Jagd nach den Sekretärinnen unserer Firma beteiligt und Abstand zu der blonden Kollegin gehalten, die es offenbar auf mich abgesehen hatte, seitdem sie vor einem Jahr zu uns gekommen war. Ich hatte keinen Anlaß zu Seitensprüngen, denn meine Bedürfnisse wurden zu Hause mehr als genug befriedigt. Aber in Zukunft würde ich schon aus Angst nicht mehr wagen, eine andere bewundernd anzusehen.
Und dazu kam noch etwas anderes. Ich konnte Sareva nicht einfach fragen, ob irgendein neuer Erfolg oder Triumph mit ihrer Hilfe zustande gekommen war. Vielleicht hatte sie ihr Versprechen gar nicht ernst gemeint. Vielleicht mußte sie mir einfach helfen – oder konnte es nicht ertragen, mich hilflos alleinzulassen. Vielleicht hätte ich jämmerlich Schiffbruch erlitten und die Klienten, meine Position, mein Einkommen und unter Umständen sogar den Job verloren. Das wußte ich nicht sicher, aber ich konnte sie auch nicht danach fragen. Und ich konnte auch nicht mehr stolz nach Hause kommen und meiner Frau erzählen, was ich heute wieder erreicht hatte.
Sie liebte mich, aber sie hätte mich nicht mehr quälen können, wenn sie mich gehaßt hätte. Manchmal beneidete ich Dittmar. Aber ich sprach nie von ihm. Ich hatte Angst davor. Ich wollte ihr vorschlagen, ihn sterben zu lassen. Oder ihn umzubringen. Aber ich kam zu keinem Entschluß, wenn ich zu überlegen versuchte, was in solchen Fällen angebracht war. Wann war der Tod dem Leben vorzuziehen?
Das Baby kam neun Monate und drei Tage nach dem Abend, an dem ich die Marschak-Figur gefunden hatte, auf die Welt.
Es war eine äußerst schwierige Schwangerschaft. Meine Frau, die ich liebte, war stark und tapfer, aber sie litt, und ich wußte, daß sie litt. Der Gynäkologe erklärte uns, bei der Geburt sei unbedingt ein Kaiserschnitt erforderlich, aber Sareva weigerte sich strikt.
»Ich kann nicht«, sagte sie, nachdem er mich angerufen und aufgefordert hatte, meine Frau zur Vernunft zu bringen. »Ich kann einfach nicht, Liebling. Ich … ich …« Sie biß sich auf die Unterlippe und senkte den Kopf, aber ich hatte noch gesehen, daß sie Tränen in den Augen hatte. »Das gehört zu meinem … zu meinem Pakt. Ich kann einfach nicht.«
»Deinem Pakt !« Darüber hatten wir nie gesprochen. Wir hatten seit damals möglichst alles ausgespart, was damit zusammenhängen konnte. »Liebling, willst du etwa behaupten … hast du wirklich … Großer Gott, hast du einen Pakt mit dem Teufel abgeschlossen?«
Sie warf mir einen traurigen Blick zu, denn sie war stets betrübt, wenn ich in irgendeinem Punkt meine Unwissenheit bewies. »Nein, nein, es gibt keinen Teufel, keine Verkörperung des Bösen wie im persischen Dualismus. Es gibt nur elementare Kräfte, die weder gut noch böse sind. Außer … nun, das hast du ja selbst miterlebt. Es ist so … schwierig, das Gute zu erreichen, ohne dabei das Schlechte in Kauf nehmen zu müssen. Was dem einen Glück bringt, bedeutet für den anderen nur allzu oft … äh … Pech.«
Sie hatte diese Männer also nicht ermorden wollen. Sie hatte mir nur helfen wollen. Ich fragte mich, wohin das Gewitter, das an unserem Hochzeitstag gedroht hatte, gezogen sein mochte. Aufs Meer hinaus ? Oder hatte es einer
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