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18 Gänsehaut Stories

18 Gänsehaut Stories

Titel: 18 Gänsehaut Stories Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Manfred Kluge
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vor­über­ge­hen, mir die ge­fäl­ligs­ten zu ver­schaf­fen. Und so be­sa­ßen wir denn Vö­gel, Gold­fi­sche, einen schö­nen Hund, Ka­nin­chen, einen klei­nen Af­fen und einen – Ka­ter.
    Er war ein auf­fal­lend großes und schö­nes Tier, voll­stän­dig schwarz und er­staun­lich klug. Mei­ne Frau, die ein we­nig aber­gläu­bisch war, mach­te oft, wenn sie von die­ser Klug­heit sprach, An­spie­lun­gen auf den volks­tüm­li­chen Aber­glau­ben, nach dem al­le schwar­zen Kat­zen ver­kapp­te He­xen sind. Ich will nicht sa­gen, daß sie je­mals ernst­haft dar­an glaub­te, und ich er­wäh­ne es über­haupt nur, weil ich mich zu­fäl­lig wie­der dar­an er­in­ne­re.
    Plu­to – so hieß der Ka­ter – war mein be­vor­zug­ter Lieb­ling und Spiel­ge­nos­se. Ich al­lein füt­ter­te ihn, und er be­glei­te­te mich auf Schritt und Tritt im gan­zen Hau­se her­um. Ich konn­te ihm nur mit Mü­he ver­weh­ren, mir auch auf die Stra­ße zu fol­gen.
    Un­se­re Freund­schaft hat­te nun schon meh­re­re Jah­re be­stan­den – Jah­re, in de­nen mein Tem­pe­ra­ment und mein Cha­rak­ter, wie ich mit Be­schä­mung ge­ste­hen muß, durch den Dä­mon Un­mä­ßig­keit all­mäh­lich ei­ne voll­stän­di­ge Wand­lung zum Schlim­men er­fuhr. Ich wur­de von Tag zu Tag trüb­sin­ni­ger, reiz­ba­rer, rück­sichts­lo­ser. Selbst mei­ner Frau ge­gen­über ge­stat­te­te ich mir ei­ne bru­ta­le Spra­che und ver­griff mich schließ­lich so­gar tät­lich an ihr. Mei­ne Lieb­lin­ge muß­ten na­tür­lich eben­falls un­ter die­ser Ver­än­de­rung mei­ner Ge­müts­art lei­den. Ich ver­nach­läs­sig­te sie nicht nur, son­dern miß­han­del­te sie. Für Plu­to je­doch emp­fand ich noch im­mer so viel Zu­nei­gung, daß ich ihn we­nigs­tens nicht quäl­te, ob­wohl ich mir kein Ge­wis­sen dar­aus mach­te, die Ka­nin­chen, den Af­fen und selbst den Hund, wenn sie mir aus Zu­fall oder An­häng­lich­keit in den Weg lie­fen, zu pei­ni­gen, wie ich nur konn­te. Aber mei­ne Krank­heit ge­wann im­mer mehr Macht über mich – denn wel­che Krank­heit ist an Hart­nä­ckig­keit dem Hang zum Al­ko­hol zu ver­glei­chen? –, und zum Schluß muß­te selbst Plu­to, der an­fing, alt und in­fol­ge­des­sen et­was mür­risch zu wer­den, die Wir­kun­gen mei­ner Ver­düs­te­rung an sich er­fah­ren.
    Ei­nes Nachts, als ich voll­stän­dig be­trun­ken aus ei­ner mei­ner ge­lieb­ten Knei­pen in der Stadt spät nach Hau­se zu­rück­kehr­te, bil­de­te ich mir ein, der Ka­ter mei­de mei­ne Ge­gen­wart. Ich fing ihn ein, raff­te ihn hoch, wo­bei er mir, wahr­schein­lich aus Angst vor mei­ner Hef­tig­keit, mit den Zäh­nen ei­ne klei­ne Wun­de an der Hand bei­brach­te. In dem­sel­ben Au­gen­blick er­griff mich ei­ne wil­de Wut; ich kann­te mich selbst nicht mehr, es war, als sei mei­ne See­le aus dem Kör­per ent­wi­chen; ei­ne mehr als teuf­li­sche, vom Schnaps noch an­ge­feu­er­te Bos­heit zuck­te in je­der Fi­ber mei­nes Lei­bes. Ich zog ein Fe­der­mes­ser aus mei­ner Ta­sche, öff­ne­te es, pack­te das ar­me Tier an der Gur­gel und stach ihm ganz be­däch­tig eins sei­ner Au­gen aus der Höh­le her­aus. Oh! – es über­läuft mich ab­wech­selnd ein glü­hen­der und ei­si­ger Schau­der, da ich die­se fluch­wür­di­ge Scheuß­lich­keit hier nie­der­schrei­be.
    Als ich am an­de­ren Mor­gen den Dunst mei­ner nächt­li­chen Aus­schwei­fung ver­schla­fen hat­te und wie­der zu Ver­stän­de kam, emp­fand ich über mein Ver­bre­chen ein aus Ab­scheu und Ge­wis­sens­bis­sen ge­misch­tes Ge­fühl; doch war es nur ei­ne schwa­che Emp­fin­dung, und in ih­rer Tie­fe blieb mei­ne See­le von der­sel­ben un­be­rührt. Ich über­ließ mich aufs neue mei­nen Un­mä­ßig­kei­ten, und je­de Er­in­ne­rung an die Tat er­tränk­te ich im Brannt­wein. Der Ka­ter ge­nas mitt­ler­wei­le lang­sam.
    Sei­ne lee­re Au­gen­höh­le bot al­ler­dings einen schau­er­li­chen An­blick, doch schi­en er kei­ne Schmer­zen mehr zu lei­den. Wie frü­her strich er im Haus um­her, floh aber, wie leicht er­klär­lich, ent­setzt da­von, so­bald ich in sei­ne Nä­he kam. Ich hat­te mir noch so viel Ge­fühl be­wahrt, daß mich die of­fen­ba­re

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