Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
18 Gänsehaut Stories

18 Gänsehaut Stories

Titel: 18 Gänsehaut Stories Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Manfred Kluge
Vom Netzwerk:
nicht stand­hiel­ten.
    Mitt­ler­wei­le hat­te ei­ne Art In­stinkt mich be­wo­gen, den Licht­be­reich, dar­in ich mich bis­her auf­ge­hal­ten, zu ver­las­sen und in den tie­fen Schat­ten ei­nes Ufer­fel­sens zu tre­ten, wo ich ab­war­te­te, ob das Ka­nu sich neu­er­dings zei­gen wer­de. Von mei­nem jet­zi­gen Stand­punkt aus konn­te ich treff­lich be­ob­ach­ten, oh­ne selbst be­ob­ach­tet zu wer­den – ei­ne Vor­sichts­maß­nah­me, die mir durch­aus an­ge­bracht schi­en.
    Es wa­ren noch kei­ne fünf Mi­nu­ten ver­gan­gen, als das Ka­nu, ganz wie ich vor­aus­ge­se­hen hat­te, zum vier­ten­mal mein Blick­feld kreuz­te – dies­mal nur mehr we­ni­ge Boots­län­gen vom An­le­ge­platz ent­fernt, wor­aus ich er­sah, daß die zwei In­dia­ner be­ab­sich­tig­ten, die In­sel zu be­tre­ten. Ich er­kann­te in ih­nen die Ru­de­rer von vor­hin, und in der Tat, der ei­ne, wel­cher das Ka­nu steu­er­te, war ein rie­sen­haf­ter Bur­sche. Auch war es frag­los das­sel­be Ka­nu, und so konn­te kein Zwei­fel mehr be­ste­hen, daß sei­ne In­sas­sen aus ir­gend­wel­chen Grün­den die In­sel zu­nächst ei­ne Zeit­lang um­kreist hat­ten, um ei­ne güns­ti­ge Ge­le­gen­heit zur Lan­dung ab­zu­war­ten. Ich späh­te mir die Au­gen aus dem Kopf, um die bei­den auch noch im Fins­tern zu er­bli­cken, aber das Dun­kel hat­te sie mit Haut und Haar auf­ge­schluckt, und auch nicht das lei­ses­te Klat­schen des kraft­voll aus­grei­fen­den Pad­del­schlags drang an mein lau­schen­des Ohr. Das Ka­nu muß­te nun in­ner­halb kür­zes­ter Frist sei­ne neu­er­li­che Run­de vollen­det ha­ben, und dies­mal moch­te es ge­sche­hen, daß die Män­ner an Land ka­men. So schi­en es mir durch­aus am Plat­ze, dar­auf vor­be­rei­tet zu sein, denn ich wuß­te nicht, in wel­cher Ab­sicht die bei­den ge­kom­men wa­ren. Und zwei ge­gen einen (zu­mal, wenn die­se zwei so rie­sen­haf­te In­dia­ner sind), noch da­zu in tiefs­ter Dun­kel­heit auf ei­ner ein­sa­men In­sel – das ent­sprach nicht in al­len Punk­ten mei­nen Vor­stel­lun­gen von ei­nem er­freu­li­chen Zu­sam­men­tref­fen.
    In ei­ner Ecke des Auf­ent­halts­rau­mes stand, ge­gen des­sen Rück­wand ge­lehnt, mei­ne Mar­lin mit zehn Pa­tro­nen im Ma­ga­zin und ei­ner elf­ten, wohl­ver­wahr­ten im gut ge­fet­te­ten Ver­schluß. Es war nun wirk­lich höchs­te Zeit, ins Haus zu­rück­zu­keh­ren und sich in je­ner Ecke zu ver­schan­zen. Oh­ne ei­ne wei­te­re Se­kun­de zu ver­lie­ren, eil­te ich zur Ve­ran­da hin­auf, wo­bei ich mich sorg­sam im Schat­ten der Bäu­me hielt, auf daß ich in dem Licht­schein nicht ge­se­hen wür­de. Beim Ein­tre­ten zog ich die Ver­bin­dungs­tür zur Ve­ran­da hin­ter mir zu und blies so rasch wie mög­lich die sämt­li­chen sechs Lam­pen aus. Sich in ei­nem grell er­leuch­te­ten Zim­mer auf­zu­hal­ten, wo auch die ge­ring­fü­gigs­te mei­ner Be­we­gun­gen von drau­ßen be­ob­ach­tet wer­den konn­te, wo­ge­gen ich selbst durch je­des der Fens­ter nichts als un­durch­dring­li­che Fins­ter­nis er­blick­te, das war nach al­len Re­geln der Krieg­füh­rung ein durch­aus un­nö­ti­ges Zu­ge­ständ­nis an einen Geg­ner, der, falls er tat­säch­lich in feind­se­li­ger Ab­sicht ge­kom­men sein soll­te, viel zu durch­trie­ben und ge­fähr­lich war, als daß man ihm auch nur ir­gend­ei­nen Vor­teil hät­te ein­räu­men dür­fen.
    So stand ich denn in der Ecke des Auf­ent­halts­rau­mes, den Rücken zur Wand und die Hän­de auf den Ge­wehr­lauf hin­ter mir ge­stützt. Zwi­schen mir und der Tür zur Ve­ran­da stand der Tisch mit mei­nen Bü­chern, doch war die Fins­ter­nis nach dem Ver­lö­schen der Lam­pen so tief, daß man fürs ers­te über­haupt nichts wahr­neh­men konn­te. Nur nach und nach tra­ten die Zim­mer­wän­de aus ihr her­vor, ho­ben die Fens­ter­ge­vier­te sich ganz schwach von der sie um­ge­ben­den Dun­kel­heit ab.
    Nach ei­ni­gen Mi­nu­ten aber wa­ren die Ein­gangs­tür (de­ren obe­re Hälf­te ver­glast war) so­wie die bei­den auf die Ve­ran­da ge­hen­den Fens­ter ganz deut­lich zu un­ter­schei­den. Ich war sehr er­leich­tert dar­über, denn jetzt konn­te ich, falls die

Weitere Kostenlose Bücher