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18 Gänsehaut Stories

18 Gänsehaut Stories

Titel: 18 Gänsehaut Stories Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Manfred Kluge
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In­dia­ner sich wirk­lich dem Haus nä­her­ten, ihr Her­an­kom­men be­ob­ach­ten, ja so­gar ih­re Plä­ne er­ra­ten. Und ich soll­te nur zu sehr recht be­hal­ten, denn schon drang auch der hoh­le An­prall ei­nes am Lan­de­platz an­le­gen­den Ka­nus an mein Ohr. Ich ver­nahm ganz deut­lich, wie es vor­sich­tig den Ufer­fel­sen her­auf­ge­zo­gen wur­de, und wie die bei­den Ru­de­rer ih­re Pad­del un­ter das Fahr­zeug scho­ben. Auch die fol­gen­de Stil­le deu­te­te ich mir ganz rich­tig: Die In­dia­ner wa­ren jetzt im Be­griff, sich an das Haus her­an­zu­schlei­chen …
    Nun wä­re es ab­surd, mit der Be­haup­tung groß­zu­tun, ich wä­re an­ge­sichts der erns­ten Si­tua­ti­on und ih­res mög­li­chen Aus­gangs nicht auf­ge­regt oder gar ge­ängs­tigt ge­we­sen, doch ist es die rei­ne Wahr­heit, wenn ich sa­ge, daß sich sol­cher Zu­stand nicht so sehr auf mei­ne Per­son be­zog. Es war mir durch­aus be­wußt, daß ich da mit­ten in der Nacht in ei­ne see­li­sche Ver­fas­sung ge­riet, dar­in mei­ne Emp­fin­dun­gen nicht mehr als nor­mal be­zeich­net wer­den konn­ten. In­des, sie wa­ren nie­mals von ir­gend­wel­cher phy­si­schen Angst be­glei­tet, und ob­schon ich wäh­rend des grö­ße­ren Tei­les der Nacht die Hän­de nicht vom Lauf mei­nes Ge­weh­res nahm, war mir be­stän­dig be­wußt, daß sein Bei­stand mir ge­gen je­nes ech­te Grau­en, dem ich mich da ge­gen­über­sah, nur von ge­rin­gem Nut­zen sein konn­te. Zu­wei­len kam’s mir vor – und das mit der größ­ten Deut­lich­keit –, als wä­re ich in Wirk­lich­keit gar nicht an dem Ge­sche­hen be­tei­ligt, ja nicht ein­mal dar­ein ver­strickt, son­dern spiel­te da­bei le­dig­lich die Rol­le des Zu­schau­ers – ei­nes Zu­schau­ers über­dies, der nicht so sehr auf rea­ler denn auf ok­kul­ter Ebe­ne sich be­fand. Auch wa­ren vie­le der Emp­fin­dun­gen, die mich in je­ner Nacht heim­such­ten, viel zu va­ge, als daß man sie hät­te be­schrei­ben oder gar ana­ly­sie­ren kön­nen. In­des, das ei­gent­li­che Ge­fühl, wel­ches mich bis ans En­de mei­ner Ta­ge ver­fol­gen wird, ist je­nes ent­setz­li­che, die Be­geb­nis­se ins­ge­samt ein­hül­len­de Grau­en so­wie das un­be­schreib­li­che Preis­ge­ge­ben­s­ein an­ge­sichts der Er­kennt­nis, daß ich, hät­te je­ne äu­ßers­te Ner­ven­an­span­nung auch nur um ein we­ni­ges län­ger an­ge­hal­ten als dies tat­säch­lich der Fall war – daß ich dann un­wei­ger­lich um den Ver­stand ge­kom­men wä­re.
    Da­bei stand ich die gan­ze Zeit reg­los in mei­ner Ecke und harr­te ge­dul­dig der Din­ge, die da kom­men soll­ten. Das Haus war so stumm wie ein Grab, aber die wort­lo­sen Stim­men der Nacht tön­ten mir in den Oh­ren, und ich ver­mein­te zu hö­ren, wie das Blut durch mei­ne Adern ström­te und in den Pul­sen häm­mer­te.
    Falls die In­dia­ner im Sinn hat­ten, sich von hin­ten an das Haus her­an­zu­ma­chen, so wür­den sie die Kü­chen­tür ver­sperrt, die Fens­ter ver­schlos­sen fin­den. Von die­ser Sei­te konn­ten sie al­so nicht oh­ne be­trächt­li­chen Lärm ein­drin­gen, und den wür­de ich auf je­den Fall hö­ren. Der ein­zi­ge Zu­gang in das Haus führ­te dem­nach über die Ve­ran­da, und so hef­te­te ich mei­nen Blick auf die Tür mir ge­gen­über und ließ sie nicht ei­ne Se­kun­de aus den Au­gen.
    Und die­se mei­ne Au­gen paß­ten sich der Fins­ter­nis mit je­der wei­te­ren Mi­nu­te bes­ser an. Ich konn­te jetzt schon den Tisch un­ter­schei­den, der na­he­zu den gan­zen Raum aus­füll­te und zu bei­den Sei­ten je­weils nur einen schma­len Gang frei ließ. Auch die ge­ra­den Leh­nen der eng an den Tisch ge­scho­be­nen Stüh­le ver­moch­te ich nun zu er­ken­nen, und so­gar mei­ne auf dem wei­ßen Wachs­tuch aus­ge­brei­te­ten No­ti­zen zu­samt dem Tin­ten­zeug. Und mit ei­nem Mal dach­te ich an all die fro­hen Ge­sich­ter, wel­che som­mers­über um die­sen Tisch ver­sam­melt ge­we­sen, und sehn­te mich nach dem Licht der Son­ne, wie ich mich noch nie zu­vor da­nach ge­sehnt.
    Zur Lin­ken zweig­te, kei­ne drei Fuß von mir, der Gang zur Kü­che ab, und gleich an sei­nem An­fang, fast noch im Auf­ent­halts­raum,

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