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18 Gänsehaut Stories

18 Gänsehaut Stories

Titel: 18 Gänsehaut Stories Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Manfred Kluge
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über die Bü­cher ge­beugt, bis in der düs­tern Ver­schat­tung der Kü­che der hei­se­re Uh­ren­schlag neu­er­lich an­hub: Ich zähl­te neun Schlä­ge. Wie laut sie doch hall­ten! Das war ja, als schlü­ge ein schwe­rer Ham­mer die Stun­de! Ich klapp­te das ei­ne Buch zu und öff­ne­te das nächs­te, denn ich be­gann jetzt, Ge­schmack an mei­ner Ar­beit zu fin­den.
    Al­lein, mei­ne Ar­beits­lust hielt nicht lan­ge vor. Un­ver­se­hens er­tapp­te ich mich da­bei, daß ich die­sel­ben Stel­len zum zwei­ten­mal über­las, noch da­zu ganz ein­fa­che Ab­schnit­te, die sol­cher Mü­he durch­aus nicht be­durft hät­ten. Und bald da­nach merk­te ich, daß mei­ne Ge­dan­ken ab­schweif­ten und daß es mir von Mal zu Mal schwe­rer wur­de, sie zur Ar­beit zu­rück­zu­ru­fen. Mei­ne Kon­zen­tra­ti­on ließ jetzt zu­se­hends nach, und plötz­lich ent­deck­te ich so­gar, daß ich zwei Buch­sei­ten über­schla­gen hat­te, doch merk­te ich dies Ver­se­hen erst ge­gen En­de der be­tref­fen­den Sei­te. Das schi­en ja nach­ge­ra­de be­denk­lich zu wer­den! Was war es nur, das mich so sehr ab­lenk­te? Kör­per­li­che Mü­dig­keit konn­te es nicht sein – mein Geist war ja, ganz im Ge­gen­teil, un­ge­wöhn­lich wach und viel auf­nah­me­be­rei­ter als sonst. So wand­te ich mich aufs neue mit al­ler Auf­merk­sam­keit mei­ner Lek­tü­re zu, fest ent­schlos­sen, nicht mehr nach­zu­ge­ben, und für kur­ze Zeit schi­en ich da­mit Er­folg zu ha­ben. Doch nicht lan­ge da­nach, und ich saß aber­mals in mei­nen Ses­sel zu­rück­ge­lehnt und starr­te ziel­los ins Lee­re.
    Es lag auf der Hand: Mein Un­ter­be­wußt­sein war wach­ge­wor­den. Ich muß­te ir­gend et­was zu tun ver­ges­sen ha­ben. Viel­leicht war die Kü­chen­tür nicht ver­sperrt, oder es stan­den die Fens­ter noch of­fen? Ich ging so­gleich, um nach­zu­se­hen, aber es war al­les in Ord­nung! Viel­leicht war’s das Feu­er, um das man sich küm­mern muß­te? Aber auch der Ofen war wohl­ver­sorgt. Ich kon­trol­lier­te die Lam­pen, ging dann nach oben und warf einen Blick in je­de der Schlaf­kam­mern, schritt auch noch um die ge­sam­te Be­hau­sung her­um, ja sah so­gar im Eis­haus nach. Aber ein je­des Ding be­fand sich an sei­nem ge­hö­ri­gen Ort. Den­noch – ir­gend et­was stimm­te nicht! Das be­gann ich stär­ker und stär­ker zu füh­len.
    Als ich mich nach all­dem doch wie­der hin­ter die Bü­cher ge­setzt hat­te und neu­er­lich ver­such­te, in mei­ner Lek­tü­re fort­zu­fah­ren, wur­de ich zum ers­ten­mal ge­wahr, daß der Raum küh­ler zu wer­den be­gann. Da­bei war es den gan­zen Tag lang drückend schwül ge­we­sen, und auch der Abend hat­te kei­ne Er­leich­te­rung ge­bracht. Über­dies spen­de­ten schon die sechs großen Lam­pen Wär­me ge­nug, um das Zim­mer bei an­ge­neh­mer Tem­pe­ra­tur zu hal­ten. Jetzt aber mach­te sich hier drin­nen ei­ne zie­hen­de Käl­te be­merk­bar, die wohl vom See her­auf­kom­men moch­te, und ver­an­laß­te mich, auf­zu­ste­hen, um die Glas­tür zur Ve­ran­da zu schlie­ßen.
    Einen Atem lang hielt ich dort in­ne und blick­te in den Schacht aus Licht hin­aus, wel­cher sich durch die Fens­ter ins näch­ti­ge Dun­kel bahn­te und den An­fang des Fuß­pfads so­wie einen Strei­fen Ufer­was­ser er­hell­te.
    In eben die­sem Mo­ment sah ich ein Ka­nu den Licht­schacht kreu­zen und schon wie­der in der Nacht ver­schwin­den. Es moch­te et­wa hun­dert Fuß vom Ufer ent­fernt ge­we­sen sein und war mit großer Schnel­lig­keit da­hin­ge­glit­ten.
    Mein Er­stau­nen ob der Tat­sa­che, daß um die­se Nacht­zeit ein Ka­nu die In­sel ent­lang­fuhr, war nicht ge­ring, denn all die Som­mer­gäs­te vom jen­sei­ti­gen Seeu­fer hat­ten sich schon vor Wo­chen auf den Heim­weg be­ge­ben, und über­dies lag die In­sel fern­ab al­len Boots­ver­kehrs.
    Von dem Mo­ment mei­ner neu­en Ent­de­ckung an woll­te es mit dem Stu­die­ren nicht mehr recht wei­ter­ge­hen: Ich wur­de das Bild je­nes Ka­nus, das so rasch und ver­schwom­men durch den schma­len Licht­strei­fen über den dunklen Flu­ten hin­durch­ge­glit­ten war, nicht mehr los. Der hel­le Um­riß be­feu­er­te mei­ne Ein­bil­dungs­kraft aufs

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