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18 - Geheimagent Lennet und die Doppelgängerin

18 - Geheimagent Lennet und die Doppelgängerin

Titel: 18 - Geheimagent Lennet und die Doppelgängerin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Vladimir Volkoff
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Schwarze erhob sich. Völlig außer Atem - sie mit der Pistole in der Hand, er unbewaffnet - schauten sie sich an.
    Blitzschnell hob Lennet einen Fuß, und ehe das Mädchen sich's versah, flog ihre Waffe in hohem Bogen durch die Luft und landete genau zwischen ihr und dem Geheimagenten.
    Jetzt hatte Lennet Zeit, sich die mutige Kämpferin genauer anzusehen. Er bemühte sich gar nicht erst, die Bewunderung in seinem Blick zu verbergen.
    Das Mädchen war sehr groß - bestimmt einen Kopf größer als Lennet -, schlank, muskulös und geschmeidig und hatte außergewöhnlich lange Beine. Ihren Kopf trug sie - hoch und stolz auf einem langen, schönen Hals. Sie hatte eine schwarzsamtene glatte Haut, und ihre Gesichtszüge waren regelmäßig. Das Mädchen war eine Schönheit.
    Wunderbar, dachte Lennet und sagte dann laut zu ihr: »Hören Sie mal, was halten Sie davon, wenn wir die Feindseligkeiten vorübergehend einstellen? Mag ja sein, daß es gewisse Gründe dafür gibt, daß wir uns hier schlagen, aber so ganz sicher bin ich mir da noch nicht. Vielleicht sagen Sie mir zunächst mal, wer Sie eigentlich sind, und dann reden wir weiter.«  Die Nasenflügel des Mädchens bebten vor Verachtung.
    »Reden? Ich rede nicht mit Leuten Ihrer Sorte! Sie haben mich wohl nicht richtig angeschaut!«
    »Oh, und ob ich Sie angeschaut habe! Hat richtig Spaß gemacht. Darf ich denn wenigstens wissen, warum sie mich ohne jede Vorwarnung angegriffen haben?«
    »Das ist ganz einfach. Ich habe Sie angegriffen, weil ich diese Jacht kapern werde. Ich werde die Ankunft Ihres Chefs abwarten, ihn überwältigen und verlangen, daß er mir gesteht, für wen er arbeitet.«
    »Die Jacht wollen Sie kapern...? Ganz allein?«  Das Mädchen zögerte eine Sekunde.
    »Wir sind vier! Und alle bewaffnet. Haben Sie denn gar keine Angst?«
    »Die Tochter meines Vaters kennt keine Angst.«
    »Darf ich denn wissen, wer Ihr Herr Papa ist?«
    »Das wissen Sie sehr gut!«
    »Dann würde ich bestimmt nicht fragen.«
    »Mein Vater ist Anasthase Andronymos.«
    »Ja, das ist doch... Dann sind Sie also Graziella!«
    »Ja, natürlich.«  Lennet brauchte einen Augenblick, um die Neuigkeit zu verdauen. »Na, wenn das so ist, dann kennen wir uns ja schon.
    Ich bin Leutnant Lennet. Ich dachte, Sie seien in Honfleur!«
    »Lennet? Beweisen Sie das erst mal!«
    »Ich habe Ihnen eine 6,35er gegeben und eine Metallsäge.
    Damit sollten Sie das Gitter vor dem Kellerfenster durchsägen.
    Haben Sie das nicht gemacht?«
    »Wo denken Sie hin! Ich habe nur gewartet, bis ihr alle weg wart, und bin dann aus dem Keller raus und in die Wohnung rauf gegangen. Dort habe ich einen alten Herrn getroffen, der mich angesehen hat, als sei ich der Oberteufel persönlich. Ich  habe ihm meine Pistole unter die Nase gehalten und zu ihm gesagt, er solle mal schön auspacken. Das hat er dann auch getan. Er hat mir erzählt, daß ein gewisser Bellil ihm tausend Franc gegeben hat, damit er sein Haus für diese  Entführungsgeschichte zur Verfügung stellt. Angeblich wußte er nicht, wo die Gangster sich treffen sollten. Da habe ich mal kurz mit dem Sicherungshebel geklickt, und siehe da, plötzlich kam sein Erinnerungsvermögen zurück, und er hat mir erzählt, daß am Kai eine Jacht namens Abendrot liegt, mit der ihr irgendwohin fahren solltet. Ich bin zum Hafen gelaufen und habe einen Moment abgewartet, wo keiner hingesehen hat, um mich auf das Schiff zu schleichen. Und da bin ich nun.«
    »Und warum das Ganze?«
    »Das habe ich Ihnen doch schon gesagt! Ich will wissen, für wen Ihre sauberen Freunde arbeiten. Ich wollte erst während der Fahrt angreifen, aber dann habe ich mir überlegt, daß es besser sei, erst am Ziel zu handeln. So ist es leichter, einen nach dem anderen umzulegen.«
    »Und ausgerechnet ich habe als erster dran glauben müssen.
    Na, so ein Zufall!«
    »Stimmt nicht. Hier nebenan in der Kabine liegt schon einer, dem ich eins über den Schädel gegeben habe. Ich habe ihn gefesselt. Er wollte sich wehren, aber ich habe ihn schnell zur Vernunft gebracht.«
    »Armer Poli! Und Sie wollten wirklich die Jacht ganz allein in Ihre Gewalt bringen?«
    »Nein, natürlich nicht. Ich habe schon auf Sie gerechnet. Ich wußte ja, daß Sie an Bord sind, aber ich fand, daß es Ihnen ein bißchen an Initiative mangelte, und deshalb habe ich etwas nachgeholfen.«
    »Mir mangelt es an Initiative? Das sollte mein Chef mal hören. Der wirft mir im allgemeinen vor, daß ich zuviel davon entwickle.

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