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18 - Geheimagent Lennet und die Doppelgängerin

18 - Geheimagent Lennet und die Doppelgängerin

Titel: 18 - Geheimagent Lennet und die Doppelgängerin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Vladimir Volkoff
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Können Sie denn ein so großes Schiff wie die  Abendrot überhaupt steuern?«
    »Ich? Hmm... nein.« Zum ersten Mal schien sich Graziella ihrer Sache nicht so ganz sicher zu sein.
    »Ich auch nicht, stellen Sie sich mal vor!«
    »Ach, das sind doch Kinkerlitzchen", winkte Graziella entschlossen ab.
    »Kommt drauf an, wie man's sieht. Wenn wir erst mal auf den Klippen festhängen, reden Sie vielleicht auch anders.«
    »Was schlagen Sie denn vor, Herr Leutnant, Sie, der Sie zu meinem Schutz abkommandiert sind? Sollen wir uns vielleicht dem Feind ergeben? Nebenbei bemerkt, sie sind nur noch zu zweit da oben. Sollen wir sie bitten, uns nur ja nicht weh zu tun?  Ich glaube kaum, daß meinem Vater das gefallen würde. Seien Sie kein Feigling! Wir greifen an!«  Nun wurde Lennet aber doch allmählich ärgerlich.
    »Sie kleiner Wirrkopf - nein, Sie großer Wirrkopf! Sie scheinen nicht zu begreifen, daß wir dann genauso schlau sind wie in Honfleur. Auf die Weise kriegen wir bestimmt nie raus, für wen die Jungs da oben arbeiten. Und stellen Sie sich mal vor, was passiert, wenn Bellil kommt und seine Gorillas hier gefesselt und geknebelt findet, und Sie stehen da mit einer Pistole im zarten Händchen!«
    »Wir können ihn doch auch fesseln und knebeln - nein, nicht knebeln, sonst können wir ihn nicht ausquetschen.«
    »Ach ja, natürlich! Ihretwegen kommt der auch ganz allein hier her! Meinen Sie nicht, daß er noch ein paar Gorillas mehr hat? Und außerdem: Warum sollte er uns auch nur einen Ton sagen?«
    »Daran hab ich noch gar nicht gedacht!«
    »Dann wird es Zeit! Wenigstens haben Sie gemerkt, daß auch Sie nicht ganz unfehlbar sind. Vielleicht klappt's ja doch noch mit der Zusammenarbeit.«  Er bückte sich und hob die Pistole auf.
    »Zunächst mal möchte ich gerne wissen, warum Sie entführt worden sind.«
    »Keine Ahnung. Bestimmt, um meinem Vater irgendwie zu schaden.«
    »Was ist Ihr Herr Papa denn von Beruf?«
    »Präsident!«
    »Ja, wenn es sonst nichts ist! Präsident von was denn bitte?«
    »Er ist der Präsident der Ebenholzküste.«
    »Ach so", sagte Lennet. Er dachte fieberhaft nach. Allzugern hätte er sich an seine Erdkundestunden über Afrika erinnert, bevor er das Gespräch mit dem Mädchen fortsetzte.
    »Ebenholzküste, Ebenholzküste...«, murmelte er vor sich hin,  »ach ja, natürlich, Ebenholzküste.«  Graziella lächelte nachsichtig. »Lassen Sie nur. Ich bin das schon gewöhnt. Kein Mensch weiß, wo mein Land liegt. Dabei ist es einer der größten Staaten, die aus dem ehemaligen Französisch-Westafrika hervorgegangen sind. Unsere Bevölkerung ist sehr zivilisiert, im europäischen Sinne. Wir haben eine ziemlich lange Küste und einige Uranvorkommen, die für Kummer mit unseren Nachbarn sorgen.«
    »Na, das wundert mich nicht. Also Sie sind die Tochter des Präsidenten und wohnen in Paris; wahrscheinlich studieren Sie dort...«
    »Viele junge Menschen aus meinem Land tun das.«
    »Allmählich verstehe ich. Deswegen also die Telefonnummer des Premierministers in Ihrem Notizbuch!«  Wieder lächelte Graziella. »Wenn Sie besser nachgeschaut hätten, dann wäre Ihnen bestimmt auch die Nummer des Präsidenten aufgefallen. Ihres Präsidenten.«
    »Kennen Sie ihn?«
    »Noch nicht, aber ich bin für heute abend zu einem Empfang im Elysee-Palast eingeladen.«
    »Heute abend? Sie Ärmste, ich fürchte, daß...«
    »Kommt überhaupt nicht in Frage!« schnitt Graziella ihm das Wort ab. »Ich habe mir eigens für diesen Empfang ein Traumkleid aus weißem Taft machen lassen, und ich gehe hin, egal was passiert!«  Lennet schaute auf seine Armbanduhr. Es war schon elf Uhr durch.
    »Hoffentlich beeilt Bellil sich ein bißchen! Und jetzt erklären Sie mir bitte noch etwas: Wo hatten Sie sich versteckt, als die Polizisten das Schiff durchsucht haben?«
    »Ich habe mich überhaupt nicht versteckt. Ich war hier in der Kabine.«
    »Haben die Polizisten Sie denn nicht gesehen?«
    »Doch, natürlich! Wir haben mindestens fünf Minuten nett miteinander geplaudert. Sie wollten unbedingt wissen, ob ich gegen meinen Willen aus Frankreich hinausgebracht werden sollte. Ich sehe wohl so aus wie ein Mädchen, nach dem sie suchten. Aber ich habe zu ihnen gesagt, daß sie doch sehr gut sehen könnten, daß ich frei wäre, und daß ich nichts dafür könnte, wenn ich irgend jemandem ähnlich sähe. Als sie dann rausgingen, hat der eine zum anderen ganz leise gesagt - ich habe sehr gute Ohren und habe es trotzdem

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