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18 - Geheimagent Lennet und die Doppelgängerin

18 - Geheimagent Lennet und die Doppelgängerin

Titel: 18 - Geheimagent Lennet und die Doppelgängerin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Vladimir Volkoff
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möchte, daß du mir hilfst.«
    »Na, siehst du! Wir brauchen übrigens nicht die ganze Zeit hier rumzustehen. Setz dich, mach's dir bequem. Ich bin nicht so wie der Alte. Der macht immer aus allem so einen Aufstand. Ich hab dir jetzt meinen Namen gesagt - und wie heißt du?«
    »Georgette.«
    »Und sonst noch?«
    »Bongo.«
    »Stammst du von der Ebenholzküste?«
    »Nein, aus Senegal.«
    »Und du studierst in Paris?«
    »Nein, ich bin Tänzerin.«
    »Klasse! Wenn wir mal Zeit haben, mußt du mir mal was vortanzen! Okay?«
    »Mach ich!«
    »Und wer hat dich für die Rolle der Graziella engagiert?«
    »Keine Ahnung!«
    »Willst du dich über mich lustig machen?«
    »Ganz bestimmt nicht, aber ich weiß nicht, wie der Mann heißt.«
    »Wie hast du ihn denn genannt?«
    »Gar nicht. Oder einfach Monsieur.«
    »Kannst du ihn beschreiben?«
    »Er zieht sich unheimlich gut an.«
    »Wie sieht er aus?«
    »Er ist groß, sehr schlank. Ungefähr fünfzig.«
    »Hat er ein Auto?«
    »Ja, einen Buick.«
    »Und die Nummer?«
    »Ich kann mich nicht erinnern. Aber er hat ein CD-Schild hinten drauf.«
    »Wo hast du ihn kennengelernt?«
    »Bei irgendeiner Fete.«
    »Wann?«
    »Vor ungefähr sechs Monaten. Danach habe ich ihn erst mal eine ganze Zeitlang aus den Augen verloren. Vor sechs Wochen hat er mich dann angerufen und mir den Job hier  vorgeschlagen.«
    »Wieviel hat er dir geboten?«
    »Fünftausend Franc, wenn ich es schaffe.«
    »Wo habt ihr euch getroffen?«
    »In einer Wohnung, die gar nicht richtig bewohnt aussah.
    Möbel waren zwar da, aber keine Vorhänge an den Fenstern und so.
    »Ich glaube, ich weiß, was du meinst. Und die Adresse?«
    »Rue de Lilie 50, im Erdgeschoß rechts. Er hat mich immer abgeholt, wenn wir uns getroffen haben.«
    »Was solltest du denn eigentlich genau tun?«
    »Ich sollte Graziella sein, Kontakte mit der Presse aufnehmen, einen politischen Skandal vom Zaun brechen und dann untertauchen.«
    »Untertauchen? Wohin?«
    »Keine Ahnung. Heute abend um halb sieben hätte ich mich mit jemandem treffen sollen, der mir Näheres dazu sagen sollte.«
    »Ja, und dann?«
    »Ich weiß auch nicht.«
    »Wie oft hast du deinen ,Monsieur' denn gesehen?«
    »Einmal die Woche in den letzten anderthalb Monaten. Er hat mir immer haufenweise Akten über Fräulein Andronymos mitgebracht, und die mußte ich dann auswendig lernen. Bei jedem Treffen hat er mich genau abgehört.«
    »Die zwei Typen vorhin in der Sorbonne, kanntest du die?«
    »Ja, Monsieur hat sie mir gestern vorgestellt. Es waren meine Leibwächter.«
    »Weißt du, wie sie heißen?«
    »Der eine heißt Joseph Cocorix. Er wohnt Rue Mouffetard 13.
    Der andere heißt Jean Saraf. Seine Adresse kenne ich nicht.«
    »Wieso haben die beiden diesen komischen Mann mit dem schwarzen Schnurrbart angegriffen?«
    »Ach den? Das war Hauptmann Mousteyrac. Ich habe  Monsieur gesagt, daß er mir überallhin gefolgt ist unter dem Vorwand, mich zu beschützen. Ich nehme an, daß meine Leibwächter daraufhin den Befehl bekommen haben, ihn auszuschalten.« Frage, Antwort. Frage, Antwort. Lennet fragte Georgette nach allen Regeln der Kunst aus. Nach ihrer Jugend,  ihren Freunden, nach allem, was dieser geheimnisvolle Monsieur über sie wissen konnte. Er wußte garantiert mehr, als Georgette annahm, denn Lennet war sich ziemlich sicher, daß Monsieur das Mädchen hatte beschatten lassen.
    Das Verhör dauerte zwei Stunden. Lennet und Georgette waren todmüde, und doch lag der größte Teil ihrer schweren Aufgabe noch vor ihnen.
    Als Georgette zum drittenmal die Namen aller Freunde wiederholt hatte, schlug sich Lennet plötzlich begeistert auf die Schenkel.
    »Na bitte, es geht doch", rief er begeistert. »Der Alte wird sich freuen, wenn du so weitermachst, wie du angefangen hast.«  Das Klatschen auf die Oberschenkel war das verabredete Zeichen. Die Tür ging auf, und Graziella kam herein. Georgette sprang auf, aber Lennet tätschelte ihr beruhigend die Schulter und drückte sie wieder auf ihren Hocker.
    Die beiden jungen Mädchen musterten sich von oben bis unten. Georgettes Blick drückte Angst aus, Graziellas Augen zeigten unverhohlen ihre Verachtung.
    »So", sagte Lennet zu Georgette, »du machst jetzt genau das, was dein ,Monsieur' während eurer Sitzungen mit dir gemacht hat: du verbesserst Graziella, wenn sie sich irren sollte, und gibst ihr Tips und Hinweise. Los, Mädchen!«  Langsam und eintönig begann Graziella zu sprechen, die Augen fest auf Georgette geheftet:

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