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18 Geisterstories

18 Geisterstories

Titel: 18 Geisterstories Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Manfred Kluge
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Be­neh­mens. Nun aber mach­te ich Mie­ne, mich zu­rück­zu­zie­hen, denn ich war recht­schaf­fen mü­de ge­wor­den und hat­te nicht Lust, mit die­sem Man­ne die gan­ze Nacht zu­zu­brin­gen, um al­le Au­gen­bli­cke Zeu­ge der An­ge­wohn­hei­ten ei­nes Son­der­lings zu sein und ir­gend­ein Er­eig­nis ab­zu­war­ten, das ich nicht ein­mal ahn­te, und das je­ner mir trotz mei­ner An­deu­tun­gen au­gen­schein­lich auch nicht mit­tei­len woll­te. Kaum aber hat­te ich mich er­ho­ben, als mich Ro­sen am Arm er­faß­te und mit ei­ner Kraft in den Stuhl zu­rück­drück­te, die mich in Er­stau­nen setz­te.
    »Blei­ben Sie, ich be­schwö­re Sie! Ich ha­be nur dar­um heu­te das Haus nicht ver­las­sen, das mich in die­ser Nacht sonst nie in sei­nen Mau­ern sieht, um einen Ver­such zu ma­chen. Ich bin nicht krank. Was ich Ih­nen schrieb, ist nicht wahr. Ich woll­te nur Ih­res Kom­mens si­cher sein. Sie er­wei­sen mir da­mit einen Dienst, des­sen Grö­ße Sie jetzt nicht im ent­fern­tes­ten schät­zen kön­nen. Mein Be­neh­men muß Ih­nen son­der­bar er­schei­nen. Ich se­he es Ih­nen an, daß Sie an mei­nem ru­hi­gen Ver­stand zwei­feln. Aber ich bin mir lei­der nur zu klar über al­les, ich bin nicht über­spannt, nicht im ge­rings­ten. Ich will nur ver­su­chen, ob Ih­re Nä­he, die An­we­sen­heit ei­nes ganz nüch­ter­nen, un­be­ein­fluß­ten Man­nes je­nes Ent­setz­li­che ver­trei­ben kann, vor dem ich mich fürch­te, und das –«
    Ro­sen schnell­te vom Stuhl em­por und griff nach ei­nem je­ner haar­schar­fen, tür­ki­schen Sä­bel, Ja­tagan ge­nannt, die ei­ne ge­fähr­li­che Waf­fe in der Faust ei­nes Man­nes bil­den. Er hielt die Hand ans Ohr und lausch­te. Ein Zit­tern ging durch sei­nen Kör­per. Auch ich stand un­will­kür­lich auf und horch te.
    Ein un­be­stimm­tes Ge­räusch, et­wa wie das re­gel­lo­se Hin- und Her­hu­schen ei­ner Rat­te über Holz­die­len ließ sich ver­neh­men. Die Au­gen Ro­sens irr­ten su­chend im Zim­mer um­her und blie­ben auf der Tür nach dem Flur haf­ten, von dem die Lau­te zu kom­men schie­nen.
    »Hö­ren Sie nichts?« flüs­ter­te er und um­klam­mer­te mein Hand­ge­lenk.
    Aber die leich­ten Schrit­te wa­ren schon wie­der ver­k­lun­gen.
    Ich muß­te den Er­reg­ten be­ru­hi­gen.
    »Ich hö­re nichts, ab­so­lut nichts«, log ich. »Ich glau­be, Sie sind nur ei­nem Irr­tum un­ter­wor­fen ge­we­sen. Er­klä­ren Sie mir nur end­lich, was Sie fürch­ten.«
    Ro­sen setz­te sich wie­der und leg­te den Sä­bel dicht ne­ben sich auf einen Tisch, auf dem al­ler­lei Rauch­ge­rät­schaf­ten stan­den. Er bot mir ei­ne Zi­gar­re an, und auch ich nahm von neu­em Platz.
    »Wie son­der­bar«, sag­te er. »Ich hät­te dar­auf ge­schwo­ren, daß ich es ge­hen hör­te – Aber frei­lich, wenn Sie mei­nen. Und Sie ha­ben nichts ge­hört? Sind Sie des­sen si­cher?«
    »Ge­wiß«, er­wi­der­te ich, »voll­kom­men. Sie kön­nen ru­hig sein, es war nichts.«
    Mein Wirt prüf­te mit den Fin­ger­spit­zen die Schär­fe des Stahl­es.
    »Glau­ben Sie«, rief er plötz­lich ganz un­ver­mit­telt und ließ die Klin­ge pfei­fend durch die Luft schwir­ren, »glau­ben Sie, daß man da­mit ei­nem Men­schen die Hand ab­hau­en kann?«
    »Ge­wiß, mit Leich­tig­keit.«
    Ro­sen sah mit ei­nem son­der­ba­ren har­ten Blick auf die blit­zen­de Waf­fe und wog sie in der Hand.
    »Ja, ja, mit ei­nem Schla­ge, mit ei­nem ein­zi­gen Schla­ge bringt man das fer­tig! Und ein kur­z­er Stoß ins Herz ge­nügt auch, einen Men­schen aus der Welt zu schaf­fen. Aber, ich glau­be, es gibt We­sen, die sind auch da­mit nicht zu tö­ten. Glau­ben Sie nicht?«
    Ro­sens Au­gen ruh­ten ge­spannt auf mei­nen Lip­pen.
    Ich hät­te die Waf­fe lie­ber in der Hand ei­nes an­dern ge­se­hen als in der die­ses auf­ge­reg­ten Kran­ken.
    »Ich? Ja, mein Gott, das kommt ganz drauf an, was Sie tö­ten wol­len. Aber ich soll­te mei­nen –«
    Ich wur­de jäh un­ter­bro­chen.
    »Still! Hö­ren Sie das Tas­ten dort, dort am Fens­ter? Um Got­tes wil­len, hö­ren Sie das nicht, wie es ans Fens­ter greift?«
    Mein Ge­gen­über war wie­der von sei­nem Sitz em­por­ge­fah­ren. Sein Ant­litz war blaß ge­wor­den, sei­ne Au­gen

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