Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
18 Geisterstories

18 Geisterstories

Titel: 18 Geisterstories Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Manfred Kluge
Vom Netzwerk:
hat­ten sich un­na­tür­lich er­wei­tert und starr­ten nach den dunklen Schei­ben. Wirk­lich ver­nahm auch ich von Zeit zu Zeit einen lei­sen Ton, als klop­fe je­mand von au­ßen an das Glas der Fens­ter, als tas­te et­was su­chend an ihm her­um.
    »Ich mei­ne, es muß wohl der Wind sein, der wel­ke Blät­ter aus Ih­rem Gar­ten an die Schei­ben wir­belt«, be­merk­te ich end­lich. »Oder es sind die äu­ßers­ten Äst­chen der Lin­de, die vor dem Hau­se steht, und die ge­gen das Glas rei­ben. Wer soll­te sich auch sonst an Ih­ren Fens­tern zu schaf­fen ma­chen?«
    In die­sem Au­gen­blick schlug die Uhr. Ro­sen zähl­te, oh­ne den Blick vom Fens­ter ab­zu­len­ken. Es wa­ren zehn Schlä­ge. Da setz­te er sich in sei­nen Stuhl zu­rück.
    »Mei­nen Sie wirk­lich, die Äs­te der Lin­de? Nun, Sie mö­gen recht ha­ben. Es war nur der Wind. Es ist ja auch erst zehn Uhr. Es kommt noch nicht. Aber man kann ja nicht wis­sen.«
    Wir schwie­gen lan­ge Zeit. Mich be­schlich in der Nä­he des Kran­ken all­mäh­lich ein un­be­stimm­tes Ge­fühl von dump­fer Furcht, das ich nicht mehr los­wer­den konn­te, so sehr ich mir auch Mü­he gab, da­ge­gen an­zu­kämp­fen. Ei­ne schwü­le, fast un­na­tür­li­che Ru­he lag über dem Räu­me, die vie­len Lam­pen und Ker­zen er­hitz­ten die Luft. Wohl er­hell­ten sie je­den Win­kel, es war nichts Un­ge­wöhn­li­ches zu sehn, und trotz­dem fühl­ten wir bei­de, daß sich et­was in un­se­rer Nä­he vor­be­rei­te­te. Wenn ich nur ge­wußt hät­te, was ich er­war­te­te, wel­ches das We­sen sei, das seit ei­ner Stun­de von uns ge­fürch­tet, lau­ernd um un­ser Zim­mer schlich, das uns drin­nen ge­fan­gen hielt. Kei­ner von uns hät­te jetzt mehr ge­wagt, die Tü­ren oder ei­nes der Fens­ter zu öff­nen. Wir wuß­ten, dann sprang es her­ein.
    Was hät­te ich dar­um ge­ge­ben, wenn ich das Haus erst wie­der ver­las­sen ge­habt hät­te. Mehr und mehr fühl­te ich mich selbst in Ro­sens merk­wür­di­ge Wahnide­en ver­strickt, von der Auf­re­gung mei­nes Pa­ti­en­ten an­ge­steckt, und doch war es nur ei­ne Rat­te, wa­ren es nur tro­ckene Blät­ter, Äst­chen, ein ver­irr­ter Nacht­vo­gel viel­leicht, die je­ne son­der­ba­ren Ge­räusche her­vor­ge­bracht hat­ten. Ich woll­te mich zwin­gen, an ei­ne na­tür­li­che Er­klä­rung zu glau­ben. Aber was ich mir auch ein­re­den moch­te, ich hielt jetzt die­se Ru­he, die­ses un­ver­ständ­li­che War­ten nicht mehr län­ger aus. Mein Ge­gen­über blick­te sich fort­wäh­rend um, im­mer die Hand am Sä­bel, bald nach der Tür, bald nach dem Fens­ter hor­chend.
    Es war drau­ßen to­ten­still ge­wor­den, der Wind hat­te sich ge­legt. Laut­los zuck­ten blaue und gel­be Flämm­chen vom er­lö­schen­den Feu­er des Ka­mins. So­bald das glü­hen­de Holz ein­mal knack­te, fuh­ren wir bei­de zu­sam­men.
    »Soll ich nicht nach Ih­ren Leu­ten klin­geln?« frag­te ich. Ich sehn­te mich da­nach, an­de­re Men­schen um mich zu se­hen.
    »Um Got­tes wil­len, nein! Nein! Die dür­fen ja nichts wis­sen, ich kann es doch je­nen da nicht er­klä­ren, nicht sa­gen! Blei­ben Sie sit­zen.«
    »Dann sa­gen Sie mir aber end­lich, was Sie ei­gent­lich so fürch­ten, was Sie mit je­dem Glo­cken­schlag er­war­ten!«
    Ich wuß­te, ich wür­de aus dem Mun­de die­ses Kran­ken et­was ganz Un­sin­ni­ges hö­ren, aber al­les, auch das Schreck­lichs­te war mir in die­sem Au­gen­blick lie­ber als die­se Un­si­cher­heit.
    Da be­gann er has­tig:
    »Sie sol­len mir hel­fen. Sie wis­sen aus ok­kul­tis­ti­schen Schrif­ten si­cher so viel, daß der Ein­fluß ei­nes wil­lens­star­ken Men­schen, ei­nes Skep­ti­kers die un­heil­vol­le Ver­bin­dung zwi­schen dem Me­di­um und sei­nem Meis­ter zu zer­rei­ßen ver­mag. Sie sind Arzt, Sie al­lein kön­nen dies tun, kön­nen mich von je­nem er­ret­ten. Heu­te ist die Nacht wie­der­ge­kehrt, in der ich ihn er­war­te. Heu­te will ich ihm mit Ih­rer Hil­fe ent­ge­gen­tre­ten, um ihn vollends zu ver­nich­ten. Ich woll­te Ih­nen nichts sa­gen, um Ih­nen Ru­he und Un­be­fan­gen­heit nicht zu neh­men, doch Sie zwin­gen mich zu spre­chen, und ich se­he ja, auch Sie ah­nen sei­ne Nä­he.«
    »Ja, aber um des Him­mels

Weitere Kostenlose Bücher