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18 Geisterstories

18 Geisterstories

Titel: 18 Geisterstories Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Manfred Kluge
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bei sich.
     
    Nun saß er schon über vier Stun­den und schau­te durch die Mas­ke. Grün­bläu­lich leuch­te­te vor sei­nem schmer­zen­den Au­ge der dün­ne Aqua­ma­rin­schliff –. Es war to­ten­still im Zim­mer. Den Na­men hat­te er ge­spro­chen, auch die Bil­dung ei­nes Wölk­chens ge­se­hen – – –, aber im­mer wie­der hat­te ihn sein be­ob­ach­ten­der Ver­stand ge­weckt.
    Lie­ber Gott, das war ja Blöd­sinn! Är­ger­lich riß er die Mas­ke ab und rieb das ge­reiz­te Au­ge.
    Es war über­haupt ei­ner von je­nen Aben­den, an de­nen ei­ne wil­de Schwer­mut, ein blei­er­nes Ge­fühl ver­lo­re­ner Zeit das Herz des Ein­sa­men be­fällt. Ei­ner je­ner Ta­ge, da die tot­ge­glaub­ten Wün­sche und ver­dorr­ten Hoff­nun­gen Macht über uns ge­win­nen. Und in be­trü­ben­der Rei­hen­fol­ge tau­chen Ge­dan­ken und Vor­stel­lun­gen auf, die wir längst über­wun­den glaub­ten.
     – Dr. Klaar ging ver­dros­sen aus dem schlech­ten Re­stau­rant, in dem die jun­gen Ärz­te speis­ten, nach Hau­se. Sein Zim­mer mit der schwe­len­den Lam­pe, den rips­be­zo­ge­nen Mö­beln und dem häß­li­chen, längst er­kal­te­ten Ofen brach­te ihn fast zum Wei­nen. Dann faß­te er sich so weit, daß er sei­ne Ver­stim­mung auf die ner­ve­n­er­schüt­tern­den Vor­gän­ge des Nach­mit­tags zu­rück­füh­ren konn­te. Und da­durch wur­de er et­was ru­hi­ger.
     
    Schon zum zwei­ten Ma­le war er auf­ge­fah­ren. Et­was Nas­ses oder Kal­tes hat­te sein Ge­sicht be­rührt, und es war ihm, als schwin­de ein zar­ter Schat­ten von sei­nem Bett, in das Dun­kel der Ecken sich auf­lö­send. – Er rieb sich die Au­gen und be­trach­te­te blin­zelnd die ru­hig bren­nen­de Flam­me des Nacht­lich­tes.
    – Dann schlief er wie­der ein.
    Nach we­ni­gen Mi­nu­ten er­schrak er so hef­tig, daß er noch im Halb­schlaf aus dem Bett sprang. Et­was husch­te vor ihm her – ei­ne fast durch­sich­ti­ge Mäd­chen­ge­stalt – und war auch schon ver­schwun­den. – Auf dem Läu­fer vor dem Bett wa­ren zwei nas­se, läng­li­che Fle­cken – – – auf dem Par­kett die feuch­ten Spu­ren klei­ner, schma­le Fü­ße. – – –
     – – – Dr. Klaar schrie auf, wie ein er­schreck­tes Tier – – –. Das Was­ser ver­duns­te­te schnell – – – der Bo­den sah aus wie vor­her. Und der Arzt stand noch im­mer an sei­nem Bett und lall­te vor sich hin – – –.
    Und dann schrie er wie­der auf: »Un­di­ne –! – Das ist ja Wahn­sinn –! Ich wer­de wahn­sin­nig –!«
    Be­bend riß er das Fens­ter auf. Ei­si­ge Herbst­luft weh­te ihm ent­ge­gen –. Er schau­er­te zu­sam­men –. Jäh griff er sich mit bei­den Hän­den an den Kopf –. Dann sprang er aus sei­ner kau­ern­den Stel­lung auf, riß wie ein Ra­sen­der das Käst­chen an sich und warf die Stei­ne her­aus; einen nach dem an­dern schleu­der­te er in die Fins­ter­nis – tief un­ten auf dem Pflas­ter zer­split­ter­ten die sprö­den Plätt­chen –. Per­ga­ment und Mas­ke hielt er über das fla­ckern­de Licht, – er fühl­te es nicht, als die Flam­me bis zu sei­nen Fin­gern lo­der­te.
    Und frös­telnd saß er auf ei­nem har­ten Holz­stuhl in­mit­ten des Zim­mers, in To­des­angst den Mor­gen er­war­tend, der mit sei­nem klar­grau­en Licht lang­sam, lang­sam über die Dä­cher her­auf­kroch.

Al­ter­s­starr­sinn von
Robert Bloch
     
     
    Der 1917 ge­bo­re­ne ame­ri­ka­ni­sche Schrift­stel­ler und Dreh­buch­au­tor Ro­bert Bloch braucht nicht ex­tra vor­ge­stellt zu wer­den. Mit sei­nem Skript zu Al­fred Hit­ch­cocks Hor­ror­film ›Psy­cho‹ ist er welt­be­rühmt ge­wor­den. Bloch hat auch die Dreh­bü­cher zu ei­ni­gen an­de­ren großen Hor­ror­pro­duk­tio­nen ge­schrie­ben – sei­ne ei­gent­li­che Stär­ke aber liegt, wie sei­ne bra­vou­rö­se Sto­ry ›Al­ter­s­starr­sinn‹ aufs ein­dring­lichs­te de­mons­triert, auf dem Ge­biet der ma­ka­b­ren Er­zäh­lung.
     
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    Am Mor­gen nach sei­nem Tod kam Opa zum Früh­stück run­ter.
    Ir­gend­wie ko­misch fan­den wir das schon.
    Ma guck­te Pa an, Pa guck­te Klein-Su­sie an, und Su­sie guck­te mich an. Dann guck­ten wir al­le Opa an.
    »Was is’n los?«frag­te er. »Warum

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