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18 Geisterstories

18 Geisterstories

Titel: 18 Geisterstories Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Manfred Kluge
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und er­war­te­te die Ge­lieb­te, als sich mei­ne bren­nen­den Li­der senk­ten. Aber ich schlief die gan­ze Nacht, traum­los und fest. Sie kam nicht zu mir, – weil ich sie nicht ge­ru­fen hat­te.
    Von nun an leb­te ich des Nachts und trug den Tag mit sei­nem Lärm und al­len sei­nen hell­be­leuch­te­ten Häß­lich­kei­ten wie einen Alp. Nachts war ich ein Kö­nig, – nichts auf Er­den glich mei­ner Herr­lich­keit und ich ach­te­te we­nig auf den elen­den Leib, der fie­bernd und blut­arm den Flug des Geis­tes büß­te. Ich be­trach­te­te mei­nen Kör­per als ei­ne wert­lo­se Ma­schi­ne, die eben­so lang in Gang blei­ben muß­te, als es mög­lich war. Kaum, daß ich das Nö­tigs­te an Nah­rung zu mir nahm.
    Oh, die­se Näch­te, mein Freund! Al­le ka­men sie in ih­ren Mo­na­ten, von mir ge­ru­fen. Eva, die Mut­ter der Mensch­heit, in Ju­gend­schö­ne, die schlan­ken Glie­der mit sei­den­wei­chem Flaum be­deckt, ein Kin­der­lä­cheln um den un­schul­di­gen Mund. Astar­te, die dun­kel­brau­ne Göt­tin mit den glü­hen­den Au­gen, im Gold­ge­wand und schwe­rem, küh­lem Schmuck. Se­le­ne, blaß und süß in blau-sil­ber­ner Tu­ni­ca, Rox­a­ne mit dem Duft nach Am­bra und gel­ben Ro­sen. Mit der blon­den Poppäa wan­del­te ich durch schim­mern­de Säu­len­gän­ge. Ihr vio­let­ter Man­tel ra­schel­te lei­se, und ich küß­te ihr wei­ßes Ge­sicht. Dia­na, ge­schmei­dig und sonn­ver­brannt, er­war­te­te mich un­ter den Korkei­chen der Py­re­nä­en, und mit der sil­ber­be­helm­ten Se­mi­ra­mis stand ich in der be­täu­ben­den Blü­ten­pracht ih­rer Gär­ten. Un­di­ne um­schlang mich mit dün­nen Mäd­chen­ar­men und schüt­tel­te la­chend blit­zen­de Trop­fen aus den grü­nen Haa­ren. Zum dump­fen Dröh­nen der Hand­pau­ken, bei gel­len­dem Pfei­fen­klang und Har­fen­rau­schen tanz­te Sa­lo­me je­nen Tanz, der einst He­ro­des be­rück­te; ih­re dun­kel­grü­nen Schlei­er wa­ren mit dem Blut des Täu fers be­sprengt. O – noch hö­re ich He­len­as lei­ses, be­rücken­des La­chen und se­he den brei­ten Erz­gür­tel, der klir­rend von den schma­len Hüf­ten fällt – – –.
    Ach – über mei­ne ver­lo­re­ne Se­lig­keit! – End­lich tat ich das, was ver­bo­ten war. Es setz­te sich in mir fest und wur­de zur quä­len­den Idee. Na­he­ma! – Ich kämpf­te und litt. Und ich un­ter­lag. Am ers­ten Ta­ge des Ju­ni –.
    Ich rief sie –. Sie war die Schöns­te von al­len und trug einen wei­ten Man­tel, grau und fein, wie die Flü­gel der Fle­der­maus. – Ne­ben ihr er­schi­en al­les we­sen­los, – Schmerz und Won­ne ver­lo­ren ih­re Gren­zen – – – je­der Nerv schi­en für sich zu le­ben, al­les Fühl­ba­re zu un­ge­heu­rer In­ten­si­tät an­zu­wach­sen. Ich wein­te vor Glück und war­te­te auf die Nacht, ich leb­te erst, wenn die Däm­me­rung kam, die die Far­be ih­res Man­tels trug. Und sie kam Nacht für Nacht. Die an­de­ren Stei­ne hat­ten für mich ih­re Kraft ver­lo­ren – – –.
    Dann kam das Grau­en. Sie trug es in ih­rem Man­tel –. Ihr hol­der Leib be­gann sich zu ver­än­dern – je­de Nacht er­schi­en sie mir äl­ter. Fal­ten zeig­ten sich auf ih­rer Stirn – ih­re Au­gen um­ga­ben miß­far­bi­ge Schat­ten –. Ei­ne Nacht schi­en von der an­dern durch Jah­re ge­trennt zu sein –.
    Zu­letzt – war sie ei­ne Le­mu­re mit schlaf­fer, per­ga­ment­ner Haut und zahn­lo­sem Mun­de –. Sie pei­nig­te mich mit ab­scheu­li­chen Lieb­ko­sun­gen – sie kam je­de Nacht – und sie sag­te mir, – daß ich ster­ben müs­se, da­mit sie sich ver­jün­ge –. Ich müs­se mich tö­ten. Sie sag­te es fort­wäh­rend. Sie flüs­ter te es mir auch bei Tag in die Oh­ren. Auch der in Wi­en muß­te ge­hor­chen –. – Und Tor­men­to, – das heißt: – Die – Qual –«
    Der Kran­ke stieß plötz­lich einen schril­len Schrei aus und öff­ne­te weit die Au­gen. Sein Un­ter­kie­fer fiel auf die Brust – –.
    Dr. Klaar beug­te sich er­schro­cken zu ihm. – Je­ro­me Ker­dac war tot. – Aus der Schuß­wun­de si­cker­te ein we­nig schwar­zes Blut –. Der Arzt rief den Die­ner und ging mit un­si­che­ren Schrit­ten die Trep­pe hin­un­ter. Das Käst­chen trug er

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