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18 Geisterstories

18 Geisterstories

Titel: 18 Geisterstories Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Manfred Kluge
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gafft ihr so?«
    Kei­ner sag­te was, aber ich kann­te den Grund ganz ge­nau. War ja im­mer­hin erst in die­ser Nacht pas­siert, daß er sei­nen Herz­an­fall krieg­te und di­rekt vor un­se­ren Au­gen starb. Aber da stand er nun, fer­tig an­ge­zo­gen, putz­mun­ter und streit­bar wie eh und je.
    »Was gibt’s denn zum Früh­stück?« woll­te er wis­sen.
    Ma schluck­te. »Sag bloß nicht, daß du es­sen willst?«
    »Was ‘n sonst? Ich bin am Ver­hun­gern.«
    Ma schau­te zu Pa rü­ber, doch der roll­te bloß mit den Au­gen. So ging sie zum Herd, nahm die Pfan­ne und klatsch­te ein paar Ei­er auf einen Tel­ler.
    »Na al­so, warum nicht gleich«, mein­te Opa. »Aber sagt mal, hat’s da vor­hin nicht nach Brat­wurst ge­ro­chen?« Ma brach­te Opa ein Stück Wurst. So wie er rein­hieb, hat­te sein Ap­pe­tit je­den­falls nicht ge­lit­ten.
    Bei der zwei­ten Por­ti­on merk­te Opa, daß wir ihn im­mer noch an­starr­ten. »Warum ißt denn hier kei­ner?« frag­te er.
    »Wir ha­ben kei­nen Hun­ger«, er­klär­te Pa, und das stimm­te, als wär’s ein Satz aus der Bi­bel.
    »Es­sen hält Leib und See­le zu­sam­men«, be­lehr­te ihn Opa. »Aber hör mal, müß­test du nicht längst in der Sä­ge sein?«
    »Mir ist heut’ nicht nach Ar­beit zu­mu­te«, sag­te Pa.
    Opa be­trach­te­te ihn mit zu­sam­men­ge­knif­fe­nen Au­gen. »Du hast dich ja rich­tig fein ge­macht. Ra­siert und ‘n Hemd wie am Sonn­tag. Kriegt ihr et­wa Be­such?«
    Ma warf einen Blick aus dem Kü­chen­fens­ter und nick­te Opa zu. »Du hast es er­faßt. Da kommt er schon.«
    Und tat­säch­lich kam der al­te Bix­bee die Stra­ße ent­lang ge­wetzt.
    Ma lief durchs Wohn­zim­mer zur Vor­der­tür – um ihn ab­zu­fan­gen, schät­ze ich – aber er wisch­te ihr eins aus und kam von hin­ten an. Pa schal­te­te nicht schnell ge­nug, und so riß Bix­bee erst die Kü­chen­tür und dann sei­nen Mund auf. Er be­kam bei­des nicht mehr zu.
    »Mor­gen, Je­thro«, be­gann er mit sei­ner öli­gen Stim­me. »Ein trau­ri­ger Mor­gen, tja! Ich woll­te euch in eu­rem Schmerz auch nicht stö­ren, aber bei der Hit­ze, die wir seit zwei Ta­gen ha­ben …« Er zog ein Band­maß aus der Ta­sche. »Ich schreib mir schon mal al­les auf, da­mit wir gleich an­fan­gen kön­nen. Je eher wir es hin­ter uns brin­gen, de­sto bes­ser, wenn du ver­stehst, was ich mei­ne …«
    »Tut mir leid«, sag­te Pa und stell­te sich so in die Tür, daß der al­te Bix­bee kei­nen Blick ins Zim­mer wer­fen konn­te, »aber du mußt spä­ter wie­der­kom­men.«
    »Wie­viel spä­ter?«
    »Kann ich nicht ge­nau sa­gen. Wir sind noch ein we­nig un­schlüs­sig.«
    »Schön, aber war­tet nicht zu lan­ge«, mein­te Bix­bee. »Mir geht das Eis aus.«
    Er troll­te sich erst, als Pa ihm die Tür vor der Na­se zu­knall­te. Ma kam aus dem Wohn­zim­mer, und Pa leg­te war­nend den Fin­ger auf die Lip­pen, aber er hät­te Opa bes­ser ken­nen müs­sen.
    »Was woll­te er denn?«
    »Ach, bloß ‘n klei­ner Freund­schafts­be­such.«
    »Von Bix­bee?« Opa wirk­te miß­trau­isch. »Der hat doch kei­nen ein­zi­gen Freund hier. Spielt den vor­neh­men Pflan­zer aus dem Sü­den. Da­bei is’ er ‘n ganz or­di­närer Lei­chen­be­stat­ter.«
    »Klar, Opa«, warf Klein-Su­sie ein. »Der woll­te dir auch ‘n Sarg an­mes­sen.«
    »Sarg!« Opa fuhr von sei­nem Stuhl hoch wie un­ser Eber, wenn er mal an den elek­tri­schen Wei­de­zaun stößt. »Wo­zu in Dreid­ei­bels­na­men brauch ich einen Sarg ?«
    »Weil du doch tot bist!«
    Das sag­te sie ein­fach so raus. Ma und Pa woll­ten bei­de über sie her­fal­len, aber Opa lach­te sich halb ka­putt.
    »Du mei­ne Gü­te, Kind, wie kommst du denn auf so was?«
    Pa hat­te den Gür­tel aus der Ho­se ge­holt und ging da­mit dro­hend auf Su­sie zu, aber Ma schüt­tel­te den Kopf. Sie bau­te sich vor Opa auf.
    »Das stimmt schon. Du bist heu­te nacht ge­stor­ben: Weißt du das et­wa nicht mehr?«
    »Mein Ge­dächt­nis ist ta­del­los«, er­klär­te Opa. »Ich hat te einen mei­ner An­fäl­le, mehr nicht.«
    Ma seufz­te tief. »Dies­mal war es eben kein An­fall.«
    »Et­wa ‘n klei­ner Schlag?«
    »Noch schlim­mer. Dir ging’s so elend, daß Pa zu Doc Snod­grass rü­ber­lief und ihn aus sei­ner Pra­xis klin­gel­te. Ver­mas­sel­te ihm

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