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18 Geisterstories

18 Geisterstories

Titel: 18 Geisterstories Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Manfred Kluge
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ein sau­be­res Po­ker­blatt. Hat aber al­les nichts genützt. Als die bei­den an­ka­men, warst du schon hin­über.«
    »Ich bin aber nicht hin­über. Ich bin hier.«
    An die­ser Stel­le misch­te sich Pa ein. »Nun mach mal ‘n Punkt, Opa. Wir ha­ben dich ge­sehn. Wir sind Zeu­gen.«
    »Zeu­gen?« Opa zerr­te an den Ho­sen­trä­gern, ein si­che­res Zei­chen da­für, daß er in Wut ge­riet. »Was soll der Quatsch? Habt ihr viel­leicht die Ab­sicht, vor Ge­richt aus­zu­fech­ten, ob ich le­ben­dig oder tot bin?«
    »Aber, Opa …«
    »Halt die Luft an, Son­ny!« Opa er­hob sich. »Kei­ner hat ‘n Recht nicht, mich un­tern Ra­sen zu bud­deln, so­lang’ ich da­ge­gen bin!«
    »Wo­hin gehst du?« frag­te Ma.
    »Wo­hin schon?« ent­geg­ne­te Opa. »Auf die Vor­der­ve­ran­da wie je­den Mor­gen. Gu­cken, was so los ist.«
    Und da­mit ließ er uns in der Kü­che sit­zen.
    »Der bringt einen zur Weiß­glut!« Ma deu­te­te zum Herd. »All das schö­ne Ge­mü­se, das ich aus dem Gar­ten ge­holt hab’, um nach der Be­er­di­gung ein Op­po­sum-Stew zu rich­ten! Was sol­len bloß die Nach­barn den­ken?«
    »Nun hör schon zu jam­mern auf!« sag­te Pa. »Viel­leicht ist er echt noch nicht tot.«
    Ma schnitt ei­ne Gri­mas­se. »Wir wis­sen es bei­de bes ser. Der spielt wie­der mal stur.« Sie gab Pa einen Rip­pen­stoß. »Da hilft nur eins. Du springst jetzt rü­ber zu Doc Snod­grass. Er soll her­kom­men und die Sa­che ein für al­le­mal klar­stel­len.«
    »Schät­ze, du hast recht«, brumm­te Pa und ver­schwand durch die Hin­ter­tür. Ma schau­te mich und Klein-Su­sie an.
    »Ihr Kin­der geht raus auf die Ve­ran­da und leis­tet Opa Ge­sell­schaft. Paßt auf, daß er sich nicht aus ‘m Staub macht, bis der Doc an­rückt.«
    »Ist gut«, sag­te Su­sie, und wir ver­zo­gen uns nach drau­ßen.
    Und wirk­lich thron­te Opa in vol­ler Le­bens­grö­ße auf sei­nem Schau­kel­stuhl, blin­zel­te in die Son­ne und freu­te sich über die Flü­che der Au­to­fah­rer, die un­se­ren Schwei­nen aus­wei­chen muß­ten.
    »Guckt euch das an!« sag­te er und deu­te­te auf die an­de­re Stra­ßen­sei­te. »Der fet­te Kerl in sei­nem Hup­mo­bil kam an­ge­flitzt wie ‘n Höl­len­hund. Hat­te leicht drei­ßig Mei­len drauf. Ehe er sich’s ver­sah, presch­te Bes­sie aus dem Un­kraut und schmiß ihm die Kar­re glatt in den Gra­ben. Ich hab’ mei­ner Leb­tag noch nie so was Ko­mi­sches ge­sehn.«
    Su­sie schüt­tel­te den Kopf. »Du lebst ja auch gar nicht, Opa.«
    »Nun fang nicht wie­der da­mit an!« Opa warf ihr einen zor­ni­gen Blick zu, und Su­sie hielt den Mund.
    Ge­nau in die­sem Mo­ment fuhr Doc Snod­grass in sei­nem großen Es­sex vor und park­te ge­nau ne­ben Bes­sies Hin­ter­teil. Doc und Pa stie­gen aus und ka­men zur Ve­ran­da ge­schlen­dert. Pa re­de­te hef­tig auf Doc ein, und der schüt­tel­te den Kopf, als wol­le er nicht glau­ben, was Pa ihm da er­zähl­te.
    Dann ent­deck­te er Opa drau­ßen und blieb wie an­ge­wur­zelt ste­hen. Sei­ne Au­gen quol­len vor.
    »Hei­li­ger An­to­ni­us!« sag­te er zu Opa. »Was machst denn du hier?«
    »Was wohl?« ent­geg­ne­te Opa. »Ist es viel­leicht ver­bo­ten, daß ein Bür­ger in Frie­den auf sei­ner Ve­ran­da sitzt und schau­kelt?«
    »In Frie­den un­ter der Er­de ru­hen, das soll­test du von Rechts we­gen!« pol­ter­te Doc. »Als ich dich letz­te nacht un­ter­such­te, warst du mau­se­tot.«
    »Oder du stock­be­sof­fen«, er­klär­te Opa.
    Pa nick­te Doc zu. »Na, was hab’ ich ge­sagt?«
    Doc be­ach­te­te ihn nicht. Er bau­te sich vor Opa auf. »Viel­leicht bin ich doch ‘n klit­ze­klei­nes Stück­chen zu weit ge­gan­gen«, mein­te er. »Was da­ge­gen, wenn ich dich noch mal un­ter­su­che?«
    »Nur im­mer zu.« Opa zahn­te. »Ich hab’ Zeit.«
    So klapp­te Doc sei­ne klei­ne schwar­ze Ta­sche auf und hak­te sich ein Stetho­skop in die Oh­ren. Er klopf­te Opas Brust ab und horch­te. Sei­ne Fin­ger be­gan­nen zu zit­tern.
    »Ich hör rein gar nichts«, sag­te er.
    »Ich bin ja auch kein Ra­dio.«
    »Laß die Wit­ze!« fauch­te Doc. »An­ge­nom­men, ich ver­ra­te dir, daß dein Herz nicht mehr schlägt?«
    »An­ge­nom­men, ich ver­ra­te dir, daß dein Stetho­skop im Ei­mer ist?«
    Doc fing zu schwit­zen

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