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18 Geisterstories

18 Geisterstories

Titel: 18 Geisterstories Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Manfred Kluge
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ge­sagt, ich kenn dei­nen Opa von frü­her. War schon da­mals ein ver­dammt stur­er Teu­fel, und das ist er wohl ge­blie­ben. Dem sein Lei­den nennt man Starr­sinn in Po­tenz.«
    »Kann sein«, mein­te ich. »Aber da kön­nen wir nix da­ge­gen tun, und der Doc und der Herr Hoch­wür­den auch nicht.«
    Die Wald­he­xe rümpf­te die Na­se. »Ach, die bei­den! Was wis­sen die schon?«
    »Eben drum bin ich her­ge­kom­men. Viel­leicht kön­nen Sie uns wei­ter­hel­fen.«
    »Na, dann laß mich mal nach­den­ken.«
    Die Wald­he­xe zog ei­ne Mais­kol­ben­pfei­fe aus der Ta­sche und steck­te sie an. Ich weiß nicht, was für ein Kraut sie rauch­te, aber der Ge­stank bog ei­nem Chris­ten­menschen fast die Ze­hen­nä­gel auf. Mir war ganz ko­misch zu­mu­te, und am liebs­ten hät­te ich mich ver­krü­melt. Der Wald wirk­te schum­me­rig, und ein kal­ter Wind ra­schel­te in den Blät­tern.
    »Ir­gend­was gibt’s doch si­cher«, dräng­te ich. »Einen Ta­lis­man oder einen Zau­ber­spruch …«
    Sie schüt­tel­te den Kopf. »Al­les kal­ter Kaf­fee. Das hier ist ei­ne von die­sen neu­mo­di­schen Sa­chen, wo sich im Kopf ab­spie­len, und da brau­chen wir auch neu­mo­di­sche Mit­tel. Dein Opa, der lacht sich schief, wenn den ei­ner ver­he­xen will. Wie er sel­ber sagt – er stammt aus Miss­ou­ri. Dem muß bloß ei­ner be­wei­sen, daß er tot ist.«
    »Aber wie?«
    Die Wald­he­xe ki­cher­te tro­cken. »Ich hab’s!« Sie blin­zel­te mir zu. »Klar, mein Sohn, ge­nau das ist es! Renn nicht da­von, ich bin gleich wie­der da!« Und sie husch­te zu­rück in ih­re Höh­le.
    Ich stand da, spür­te, wie mir der Wind in den Nacken blies, und hör­te auf das Ra­scheln der Blät­ter. Ich woll­te gar nicht so ge­nau ver­ste­hen, was sie da wis­per­ten.
    Dann kam sie wie­der ins Freie. Sie hielt et­was in der Hand.
    »Nimm das mit!« sag­te sie.
    »Was ist ‘n das?«
    Sie ver­riet es mir und sag­te auch, was ich da­mit tun soll­te.
    »Und Sie glau­ben echt, daß wir es so schaf­fen?«
    »Es ist die ein­zi­ge Chan­ce.«
    Al­so schob ich das Ding in die Ho­sen­ta­sche, und sie gab mir einen klei­nen Klaps. »So, jun­ger Mann, und nun wetz los, da­mit du noch vor dem Abendes­sen da­heim bist!«
    Das ließ ich mir nicht zwei­mal sa­gen, wo der ei­si­ge Wind so in den Bäu­men stöhn­te und wim­mer­te und die Dun­kel­heit im­mer nä­her an mich rankroch.
    Ich mur­mel­te ein Ver­gelts­gott und büchs­te los. Als ich noch ein­mal um­schau­te, stand die Wald­he­xe am Ein­gang ih­rer Höh­le und po­lier­te die Coo­lid­ge-Pla­ket­te mit ei­nem Stück Efeu­wur­zel.
    Ich rann­te durch den Wald, den Hü­gel rauf und auf der an­de­ren Sei­te wie­der run­ter. Als ich die Fel­der er­reich­te, war al­les stock­dun­kel, und im Bach spie­gel­te sich der Mond. Ein Ha­bicht, der vor ei­nem Mau­se­loch auf der Lau­er saß, flog er­schro­cken auf, aber das war mir egal. Ich lief im Zick­zack zum Zaun, setz­te dar­über und riß die Kü­chen­tür auf.
    Ma stand mit ei­nem Topf am Herd, wäh­rend Pa sei­ne Sup­pe löf­fel­te.
    »Gott sei Dank!« sag­te Ma. »Grad wollt ich dir Pa hin­ter­her­schi­cken.«
    »Ich bin ge­rannt, was ich konn­te.«
    »Ist ja gut«, warf Pa ein. »Wenn der Zir­kus nicht bald auf­hört, ver­lie­ren wir noch al­le den Ver­stand.«
    »Wel­cher Zir­kus denn?«
    »Na, es fing an mit Miß Fran­cy. Die Leu­te im Ort hat­ten ihr er­zählt, daß Opa tot ist, und da woll­te sie uns was Gu­tes tun und ‘n Stew vor­bei­brin­gen. Al­so, sie rauscht an in ih­rem Sonn­tags­staat, hat ihr schöns­tes Bei­leids­ge­sicht auf­ge­setzt und trägt die Ter­ri­ne vor sich her. Und aus­ge­rech­net da sieht sie Opa, der auf der Ve­ran­da sitzt und sie durch die Flie­gen­schwär­me so ein biß­chen schief an­grinst.
    In ih­rem Schreck reißt sie die Ter­ri­ne hoch, al­les schwappt raus, und ihr teu­res Ko­stüm ist über und über mit Grün­zeug gar­niert.
    Ich sag dir, die dreh­te sich um und rann­te los, als sei der Leib­haf­ti­ge hin­ter ihr her. Da­zu kreisch­te sie, daß der Klo­bal­ken zit­ter­te.«
    »Schlimm«, mein­te ich.
    »Es kommt noch schlim­mer«, ent­geg­ne­te Pa. »Als nächs­ter tauch­te Bix­bee auf. Er hup­te drau­ßen. Trau­te sich nicht an Opa ran. Ich muß­te zu

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