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18 Geisterstories

18 Geisterstories

Titel: 18 Geisterstories Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Manfred Kluge
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Hal­le­lu­ja auf den Lip­pen …«
    »Ich war noch nie mu­si­ka­lisch«, wi­der­sprach Opa. »Und mir wird schon schwind­lig, wenn ich auf ‘ner Lei ter steh und das Dach von un­serm Lo­kus neu tee­ren muß.« Er schüt­tel­te den Kopf. »Ich will Ih­nen mal was sa­gen, Hoch­wür­den! Wenn Sie glau­ben, daß es da dro­ben so ver­dammt schön ist, warum gehn Sie dann nicht sel­ber rauf?«
    In die­sem Mo­ment kam Ma wie­der ins Freie. »Tut mir leid, uns ist das Zi­tro­nen­was­ser aus­ge­gan­gen«, sag­te sie. »Al­les, was ich auf­trei­ben konn­te, war ‘n Schluck Whis­ky. Ich weiß ja, wie Sie über die­se Din­ge den­ken, Herr Hoch­wür­den, aber …«
    Der Re­ve­rend riß ihr die Fla­sche aus der Hand, setz­te sie an und nahm einen kräf­ti­gen Zug. »Sie sind ei­ne bra ve Frau«, sag­te er dann zu Ma. »Der Herr wird es Ih­nen ver­gel­ten.« Da­mit eil­te er da­von.
    »He, halt!« rief Ma ihm nach. »Und was ge­schieht mit Opa?«
    »Sei­en Sie oh­ne Furcht, Toch­ter«, ant­wor­te­te der Re­ve­rend über die Schul­ter. »Wir müs­sen auf die Kraft des Ge­bets ver­trau­en.«
    Dann war er am En­de der Stra­ße ver­schwun­den, und nur ei­ne Staub­fah­ne blieb zu­rück.
    »Der hat doch glatt die Fla­sche mit­ge­nom­men!« mur­mel­te Opa. »Wenn ihr mich fragt, so ist dem sein ein­zi­ger Gott der Whis­ky.«
    Ma schau­te ihn an, dann brach sie in Trä­nen aus und stürz­te ins Haus.
    »Was hat sie nun schon wie­der?« woll­te Opa wis­sen.
    »Laß sie mal!« ent­geg­ne­te ich. »Su­sie, bleib hier bei Opa und ver­scheuch ihm die Flie­gen! Ich muß was er­le­di­gen.«
    Und das stimm­te.
    Noch be­vor ich rein­ging, hat­te ich einen Plan ge­faßt. Ich konn­te es ein­fach nicht mit­an­sehn, wie Ma flenn­te. Sie stand in der Kü­che, klam­mer­te sich an Pa und schluchz­te: »Was sol­len wir ma­chen? Was sol­len wir bloß ma­chen?«
    Pa tät­schel­te ih­re Schul­ter. »Aber, Ad­die, nun fang dich wie­der! Lan­ge kann das nicht mehr dau­ern.«
    »Lan­ge halt ich das auch nicht mehr durch«, jam­mer­te Ma. »Wenn Opa nicht bald Ver­nunft an­nimmt, sitzt er ei­nes schö­nen Mor­gens als Ske­lett am Früh­stücks­tisch. Und was wer­den die Nach­barn den­ken, wenn sie ein Ge­rip­pe auf mei­ner schö­nen Ve­ran­da ent­de­cken? Rich­tig ge­nie­ren muß man sich.«
    »Laß nur, Ma«, warf ich ein. »Ich hab’ ei­ne Idee.«
    Ma hör­te zu flen­nen auf. »Was für ei­ne Idee?«
    »Ich geh rü­ber in die Geis­ter­schlucht.«
    »In die Geis­ter­schlucht?« Ma wur­de so blaß, daß so­gar ih­re Som­mer­spros­sen ver­schwan­den. »Kommt nicht in Fra­ge, mein Jun­ge …«
    »Es ist un­se­re letz­te Chan­ce«, er­klär­te ich. »Und viel­leicht hilft es was.«
    Pa hol­te tief Luft. »Hast du denn gar kei­ne Angst?«
    »Nicht, so­lan­ge es drau­ßen hell bleibt«, sag­te ich. »Nun macht euch mal kei­ne Sor­gen. Bis zum Abend bin ich längst zu­rück.«
    Da­mit rann­te ich durch den Hin­ter­aus­gang.
    Ich klet­ter­te über den Zaun und flitz­te zum Bach. Nur ein­mal hielt ich kurz an und hol­te mein Spar­schwein aus dem un­kraut­über­wu­cher­ten Ver­steck zwi­schen den Ufer­fel­sen. Dann wa­te­te ich durchs Was­ser und lief wei­ter zum Hoch­wald.
    So­bald ich die Tan­nen er­reicht hat­te, ließ ich ein we­nig Dampf ab, um mich nicht zu ver­ir­ren. Es gab kei­ne We­ge, weil hier sel­ten ei­ner vor­bei­kam. Die Leu­te mach­ten so­gar tags­über einen großen Bo­gen um den Wald – er war ein­fach zu düs­ter und ein­sam. Wie aus­ge­stor­ben lag er da. Nichts be­weg­te sich im Un­ter­holz, und so­gar die Vö­gel schwie­gen.
    Aber ich kann­te mich aus. Ich muß­te bloß den Hü­gel­kamm über­que­ren und den Hang auf der an­de­ren Sei­te wie­der run­ter­lau­fen. Ganz un­ten, an der fins­ters­ten, ein­sams­ten Stel­le lag die Geis­ter­schlucht.
    Und in der Geis­ter­schlucht gab es ei­ne Fels­höh­le.
    Und in der Fels­höh­le wohn­te die Wald­he­xe.
    We­nigs­tens hat­te ich ge­hört, daß sie da wohn­te. Als ich mich je­doch auf Ze­hen­spit­zen an das große schwar­ze Loch ran­pirsch­te, fand ich kei­ne Men­schen­see­le. Bloß die Schat­ten kro­chen von al­len Sei­ten auf mich zu.
    Eh­ren­wort, es war echt gru­se­lig. Ich spür­te ein Krib­beln in

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