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18 Geisterstories

18 Geisterstories

Titel: 18 Geisterstories Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Manfred Kluge
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neu­en ›selt sa­men‹ Ge­schich­ten zu Pa­pier brach­te. Al­ler­dings zeigt der ›Spuk von Ram­min‹, daß Ewers sei­ner ge­spens­ti­schen Wahn­welt auch hei­te­re Sei­ten ab­zu­trot­zen ver­moch­te.
     
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    Als Dr. Hen­ry Frie­del zum Abendes­sen nach Hau­se kam, sah er in den Au­gen sei­ner jun­gen Frau Trä­nen. Er frag­te nach dem Grund, sie zeig­te ihm einen Brief, den sie eben von ih­rer Mut­ter er­hal­ten hat­te:
    »Mei­ne lie­be Toch­ter Lot­te!
    Lei­der kann ich Dir wie­der nur Schlech­tes be­rich­ten. Die Ver­si­che­rung will den Ha­gel­scha­den nicht be­zah­len, weil der Pa­pa, der sich mit dem In­spek­tor der Ge­sell­schaft über­wor­fen hat­te, die letz­te Prä­mie nicht be­zahlt hat. Die Mam­sell hat ge­kün­digt, sie will sich in die Stadt ver­hei­ra­ten. Der große Brau­ne ist auf dem Fel­de über­an­strengt wor­den und hat sich die Hin­ter­fes­seln ver­letzt, er muß im Stal­le in Bän­dern hän­gen. Da­zu kommt der ewi­ge Re­gen, das Korn liegt fast am Bo­den. Über­all nur Kum­mer und Sor­gen. Mit dem Ver­kauf von Ram­min ist es auch nichts ge­wor­den. Über den Preis wä­ren sie wohl noch ei­nig ge­wor­den, Pa­pa hat­te nur 500 000 Mark ge­for­dert. Aber dann hat­te der Herr na­tür­lich von un­se­rem schreck­li­chen Spuk ge­hört und ver­langt, ei­ne Nacht im Mit­tel­zim­mer zu schla­fen. Am an­de­ren Mor­gen ist er gleich ab­ge­reist und hat an Pa­pa ge­schrie­ben, daß er un­ter kei­nen Um­stän­den mehr auf Ram­min re­flek­tie­re. Das ist nun schon der drit­te! Es ist ein Jam­mer, ich glau­be, wir wer­den nie von Ram­min weg­kom­men! Dein Bru­der Wil­li meint zwar, es sei gut, daß aus dem Kau­fe nichts ge­wor­den ist, da Pa­pa so we­nig ge­for­dert ha­be. Aber ich wä­re zu froh, wenn wir doch end­lich weg­kämen, Pa­pa und ich kön­nen die Sor­gen kaum mehr er­tra­gen. Da­bei braucht Wil­li bei den Kü­ras­sie­ren so viel Geld, wir wis­sen nicht, wo es her­neh­men. Könn­test Du nicht, Lot­te, Dei­nen Mann be­we­gen, auf Ram­min ei­ne neue Hy­po­thek zu ge­ben? nicht viel, et­wa 80 000 Mark. Es steht ja voll­stän­dig si­cher. Bit­te, ver­su­che es doch und schrei­be mir bald, ob es sich ma­chen läßt. Mit vie­len müt­ter­li­chen Grü­ßen an Dich und Dei­nen Mann.
    Dei­ne trau­ri­ge al­te Mut­ter.«
     
    »Willst du hö­ren, Lot­te, was ich von die­sem Brie­fe den­ke?«
    Sie nick­te.
    »Ers­tens: daß die­ser Herr, der Ram­min kau­fen woll­te, ein großer Esel ist, wenn er 500 000 Mark da­für ge­ben woll­te, daß dein Bru­der Wil­li ein noch grö­ße­rer Esel ist, wenn er sich ein­bil­det, daß das Gut sei­nes Va­ters da­mit zu nied­rig be­zahlt ist, daß ich end­lich der größ­te Esel wä­re, dei­nem Va­ter für sei­nen pom­mer­schen Dreck ei­ne wei­te­re Hy­po­thek von 80 000 Mark zu ge­ben.«
    »Hen­ry!«
    »Du glaubst mir nicht? – Ich ha­be mich ge­nau nach dem Wer­te Ram­mins er­kun­digt, als ich dei­nem Va­ter vor zwei Jah­ren die Hy­po­thek gab. Es ist – sehr hoch ge­rech­net – kei­ne 100 000 Ta­ler mehr wert, dein Va­ter hat es gründ­lich her­un­ter­ge­wirt­schaf­tet. Da­zu ste­hen et­wa für 200 000 Mark Hy­po­the­ken dar­auf! Blei­ben 100 000 Mark Ver­mö­gen. Und da­bei le­ben dein Va­ter und dein Bru­der, als ob sie min­des­tens 500 000 Mark im Jah­re zu ver­zeh­ren hät­ten!«
    Lot­te schluchz­te.
    Er strich ihr lei­se übers Haar:
    »– Hö­re, Lot­te, wir ha­ben noch 14 Ta­ge Zeit, ehe wir zum Nil fah­ren. Es ist gleich­gül­tig, ob wir die Zeit in Ber­lin oder ir­gend­wo an­ders ver­brin­gen. Sol­len wir nach Ram­min fah­ren? Viel­leicht kön­nen wir dort et­was hel­fen?«
    »Wir wol­len gleich te­le­gra­fie­ren!«
     
    – Am an­de­ren Abend wa­ren sie dort.
    Frau von Ram­min strahl­te; die Hy­po­thek schi­en ihr si­cher.
    »Wie lieb, Kin­der, daß ihr her­ge­kom­men seid. Wir ha­ben den gan­zen Tag ge­ar­bei­tet, um euch al­les schön zu ma­chen. Vorn im großen Zim­mer sollt ihr schla­fen –«
    »Ver­zei­hen Sie, Schwie­ger­ma­ma, wir möch­ten im Er­ker­zim­mer schla­fen.«
    »– Im Er­ker­zim­mer? Da, wo es spukt, das ist nicht Ihr Ernst, Hen­ry!«
    »Ge­ra­de da! bit­te, las­sen

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