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18 Geisterstories

18 Geisterstories

Titel: 18 Geisterstories Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Manfred Kluge
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ihm run­ter­ge­hen, wo er in sei­nem Lei­chen­wa­gen saß.«
    »Was woll­te er denn?«
    »Sag­te, er käme die sterb­li­chen Über­res­te ho­len. Und wenn wir sie nicht bald raus­rück­ten, woll­te er am nächs­ten Mor­gen in die Kreis­stadt fah­ren und sich ‘ne rich­ter­li­che Ver­fü­gung ho­len.«
    Ma sah aus, als woll­te sie gleich wie­der los­flen­nen. »Er mein­te, es sei ein Skan­dal und ei­ne Schan­de, Opa so rum­sit­zen zu las­sen. Bei der Hit­ze und den Flie­gen. So­gar beim Ge­sund­heits­amt will er das mel­den, hat er ge­droht. Dann kämen wir in Qua-ran-tä­ne.«
    »Und was sag­te Opa da­zu?«
    »Kei­nen Pieps. Schau­kel­te ein­fach wei­ter, bis Bix­bee mit sei­ner Lei­chen­kut­sche ab­ge­braust war. Su­sie kam kurz rein, als die Son­ne un­ter­ging. Opa ist brett­steif, sagt sie, aber das küm­mert ihn über­haupt nicht. Er fragt bloß dau­ernd, wann es was zu es­sen gibt.«
    »Das ist gut«, sag­te ich. »Da­für hab’ ich ge­nau das Rich­ti­ge von der Wald­he­xe ge­kriegt.«
    »Doch nicht et­wa Gift?« Pa warf mir einen be­sorg­ten Blick zu. »Du weißt, ich bin ein got­tes­fürch­ti­ger Mann und mag mit so was nichts zu schaf­fen ha­ben. Au­ßer­dem – wie soll man einen ver­gif­ten, der schon tot ist?«
    »Quatsch«, er­wi­der­te ich. »Das hier hat sie mir mit­ge­ge­ben.«
    Ich zog das Ding aus mei­ner Ho­sen­ta­sche und hielt es hoch.
    »Und was im Na­men des All­mäch­ti­gen soll das sein?« frag­te Ma.
    Ich sag­te es ihr und er­klär­te dann, was man da­mit tun muß­te.
    »So ‘n Blöd­sinn hab’ ich mei­ner Leb­tag noch nicht ge­hört!« mein­te Ma.
    Pa mach­te ein düs­te­res Ge­sicht. »Ich hätt’s nie zu­las­sen sol­len, daß du zur Geis­ter­schlucht gehst. Die Wald­he­xe muß ih­ren letz­ten Fun­ken Ver­stand ver­lo­ren ha­ben, wenn sie dir mit so was kommt.«
    »Ich schät­ze, die ist mit al­len Was­sern ge­wa­schen«, sag­te ich. »Und ich hab’ im­mer­hin was be­zahlt für den Rat – sie­ben­un­dacht­zig Cents, einen Ni­ckel und die Coo­lid­ge-Pla­ket­te!«
    »Ach, pfeif auf die Pla­ket­te!« trös­te­te mich Pa. »Die hab’ ich ei­nem Yan­kee ab­ge­ris­sen – ei­nem von die­sen Steu­er­schnüff­lern.« Er kratz­te sich am Kinn. »Aber ba­res Geld, das ist was an­de­res. Viel­leicht soll­ten wir’s doch ver­su­chen.«
    »Pa …«, be­gann Ma.
    »Weißt du was Bes­se­res?« Pa schüt­tel­te den Kopf. »So wie ich das seh, ha­ben wir mor­gen das Ge­sund­heits­amt am Hals. Es wird höchs­te Zeit, daß wir was un­ter­neh­men.«
    Ma ließ einen Seuf­zer los, der so rich­tig aus der Tie­fe kam.
    »Na schön, Jo­dy«, sag­te sie zu mir. »Wir ma­chen es ge­nau­so, wie die Wald­he­xe ge­sagt hat. Pa, hol mal Su­sie und Opa rein. Ich trag in­zwi­schen auf.«
    »Glaubst du, daß es da­mit klap­pen wird?« frag­te Pa und warf einen Blick auf das Ding, das ich in der Hand hielt.
    »Es muß«, er­klär­te ich. »Was an­de­res ha­ben wir nicht.«
    Al­so ging Pa raus, und ich trat an den Eß­tisch, um den Plan der Wald­he­xe in die Tat um­zu­set­zen.
    Kurz drauf kam Pa mit Su­sie zu­rück.
    »Wo bleibt Opa?« frag­te Ma.
    »Der geht ganz lang­sam«, er­klär­te Su­sie. »Muß wohl die­ser Rig­ger Mor­tis sein.«
    »Quatsch!« Opa er­schi­en im Ein­gang und stak­te in die Kü­che wie ‘ne Scha­be, die über ei­ne hei­ße Herd­plat­te läuft. »Ein biß­chen steif fühl ich mich, das ist al­les.«
    »Steif wie ‘n Brett«, wi­der­sprach ihm Pa. »Von Rechts we­gen soll­test du dro­ben in dei­nem Bett lie­gen, mit ‘ner Li­lie zwi­schen den Hän­den.«
    »Nun fang nicht schon wie­der an!« fauch­te Opa. »Ich hab’ dir ge­sagt, daß ich noch lang nicht tot bin, wenn ich mal blau an­lauf!«
    »Mal ist gut«, sag­te Su­sie. »Du siehst so blau aus, daß es blau­er gar nicht geht.«
    Und das stimm­te. Er war blau und ir­gend­wie auf­ge­dun­sen, aber das woll­te er ein­fach nicht wahr­ha­ben. Mir fiel ein, was Ma we­gen dem Ske­lett ge­sagt hat­te, und ich wünsch­te mir ganz fest, daß die Wald­he­xe recht be­hal­ten wür­de. Sie muß­te recht be­hal­ten, denn Opa wur­de mit je­der Mi­nu­te to­ter.
    Aber das hät­te kei­ner ge­glaubt, als er auf das Abend­brot los­stürm­te.
    »Hmm«,sag­te er. »Heut hast

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