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18 Geisterstories

18 Geisterstories

Titel: 18 Geisterstories Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Manfred Kluge
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Sie ge­ra­de das Zim­mer zu­recht­ma­chen, Lot­te und ich möch­ten um nichts ver­mis­sen, den Ram­mi­ner Spuk ken­nen­zu­ler­nen.«
    Lot­te faß­te sich ein Herz.
    »Ja, Ma­ma, laß das Zim­mer zu­recht­ma­chen.«
    – – Nach dem Es­sen zog Frie­del sei­nen Schwa­ger her­aus.
    »Sag mal, Wil­li, wie lan­ge spukt es schon in Ram­min?«
    »Seit ei­ni­gen Jah­ren!«
    »Glaubst du dar­an?«
    »Du wirst dich heu­te nacht selbst über­zeu­gen.«
    »Ist der Spuk im Er­ker­zim­mer?«
    »Nein.«
    »Nein? wo dann?«
    »Im Zim­mer dar­über! aber nur im Er­ker­zim­mer kann man ihn hö­ren!«
    »Hast du dort ein­mal ge­schla­fen?«
    »Ja­wohl, zwei­mal. Vor ei­nem Jahr et­wa. Das ers­te­mal al­lein, die fol­gen­de Nacht mit ei­nem Ka­me­ra­den.«
    »Hast du die Zim­mer dar­über un­ter­sucht?«
    »Bis auf das Kleins­te. Es ist ein Spei­cher­zim­mer. Die üb­ri­gen Zim­mer da oben ste­hen meist leer, oder sind mit al­ten Mö­beln und Ge­rät­schaf­ten an­ge­füllt. Dies Zim­mer ist ganz leer. Frü­her wur­de es wohl zum Wä­sche­trock­nen be­nutzt, es sind von ei­ner Wand zur an­de­ren ei­ni­ge Lat­ten und Lei­nen ge­spannt.«
    »Bist du si­cher, daß sich nicht je­mand aus dem Ge­sin­de den Un­fug er­laubt?«
    »Ganz si­cher! Am Ta­ge, nach­dem ich zum ers­ten Ma le im Er­ker­zim­mer ge­schla­fen hat­te, un­ter­such­te ich mit mei­nem Ka­me­ra­den von Hes­sen den gan­zen Spei­cher aufs pein­lichs­te. Dann schloß ich das Zim­mer ab und ließ zum Über­fluß noch einen Rie­gel mit Vor­hän­ge­schloß an die Tü­re na­geln. Über das Schlüs­sel­loch, so­wie über das Vor­hän­ge­schloß kleb­ten wir Pa­pier, das wir bei­de mit un­se­ren Wap­pen­rin­gen be­sie­gel­ten. Die­sel­be Pro­ze­dur wie­der­hol­ten wir an der Trep­pen­tü­re, die zum Spei­cher hin­auf­führt. Es war un­mög­lich ein­zu­drin­gen, oh­ne daß wir es ge­merkt hät­ten!«
    »Ist es nicht denk­bar, daß man durch das Fens­ter hät­te ein­drin­gen kön­nen?«
    »Nein! Die Wand ist ganz glatt, und ei­ne solch ho­he Lei­ter ist auf ganz Ram­min nicht zu fin­den. Über­dies hät­ten wir das von dem Er­ker­zim­mer be­mer­ken müs­sen, die Fens­ter lie­gen ge­nau über­ein­an­der. – Willst du viel­leicht selbst ein­mal hin­auf­ge­hen?«
    »Ist nicht nö­tig; ich glau­be, ich wür­de nicht mehr fin­den als du! Noch et­was: ist der Spuk im­mer da?«
    »Nicht im­mer, man­che ha­ben ihn nicht ge­hört. Viel­leicht ha­ben sie nur zu fest ge­schla­fen. Ich hof­fe, ihr wer­det Glück ha­ben!«
    – Hen­ry und Lot­te gin­gen früh zu Bett. Mü­de von der Ei­sen­bahn- und der Wa­gen­fahrt, schlief er bald ein.
    Plötz­lich wur­de er wach, sei­ne Frau hat­te ihn ge­weckt. Sie saß auf­recht im Bett, der Mond, der voll durchs Fens­ter schi­en, be­leuch­te­te ihr blei­ches Ge­sicht.
    »Hörst du nichts?«
    Er setz­te sich eben­falls auf, rieb sich den Schlaf aus den Au­gen, dann horch­te er.
    Einen Mo­ment war es still. Dann drang ein zi­schen­der, sau­sen­der Klang an sein Ohr.
    »Zwei­fel­los«, sag­te er, »das ist über uns. Wil­li hat recht.«
    Wie­der war es einen Mo­ment still. Und dann drang wie­der der ei­gen­tüm­li­che sau­sen­de Ton und ein Strei­fen, als ob zwei schlei­fen­de Ge­wän­der rasch an­ein­an­der vor­über­rausch­ten. Und plötz­lich da­zwi­schen ein ge­dämpf­ter kur­z­er, aber nach­klin­gen­der Ton.
    Das Schlei­fen und Zi­schen wur­de im­mer stär­ker, aber es schi­en nicht den Bo­den zu be­rüh­ren. Im­mer durch die Luft, in ra­sen­der Ge­schwin­dig­keit.
    Frie­del war aus dem Bett ge­sprun­gen; er be­gann sich an­zu­klei­den. Da klang auf ein­mal ein lau­tes, schril­les La­chen an sein Ohr, und noch ein­mal und wie­der, es war, als ob ei­ne Men­ge klei­ner Kin­der sich schüt­tel­ten vor La­chen. Da­zwi­schen wie­der kla­gen­de, seuf­zen­de, schrei­en­de Tö­ne, ein Schlei­fen, Zi­schen, Mur­ren, Rau­schen.
    Und nun, ganz deut­lich, ein lau­ter Kuß, dann hel­les Ge­läch­ter! –
    »Das ist ja der rei­ne He­xensab­bat!« rief er, »bun­ter kann es wirk­lich nicht wer­den!«
    Und der Lärm wuchs mit je­der Mi­nu­te, Ki­chern, La­chen, Seuf­zen, Kla­gen, Sprin­gen und Tan­zen laut

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