18 Geisterstories
nicht, warum das jetzt gerade mir wieder geschieht«, sagte Monica plötzlich, indem sie heftig ihren Kopf schüttelte, als wollte sie ihn wieder klar bekommen. Schließlich erkannte sie mich und versuchte sogleich, sich von mir zu lösen, ließ aber dann meinen Arm gnädigst auf ihrer Schulter liegen.
Die nächste Stimme, welche sprach, war die des Prinzipals. Er stand mit einem leichten Lächeln im Türrahmen, Props blickte über seine Schulter. Der Prinzipal sagte sanft, während ein seltsamer Glanz in seinen Augen flackerte: »Ich meine, wir sollten uns damit begnügen, Shakespeares Dramen zu neuem Leben zu erwecken, ohne uns über den Autor den Kopf zu zerbrechen. Es ist hart genug, Shakespeare zu spielen.« Er ging mit seinen grazilen, ganz natürlich anmutenden Bewegungen einen Schritt nach vorn, ließ sich auf die Knie fallen und hob das heruntergefallene Brett samt Planchette auf. »Auf alle Fälle möchte ich das Brett für heute in Gewahrsam nehmen. Fühlen Sie sich jetzt etwas besser, Miß Singleton?« fragte er, als er sich wieder erhoben hatte.
»Ja, ganz gut«, antwortete sie flüsternd, befreite sich aus meinen Armen und entzog sich mir ziemlich schnell.
Der Prinzipal nickte freundlich. Gertrude Grainger sah ihn kalt an und gab sich offenbar alle Mühe, ihm nicht einige Gehässigkeiten ins Gesicht zu schleudern. Sybil Jameson blickte zu Boden. Sie sah bestürzt und im höchsten Maße verwirrt aus. Ich verließ mit dem Prinzipal die Garderobe und erzählte ihm, daß Guthrie Boyd laut Props heute schon sehr früh ins Theater gekommen sei. Im Augenblick kam es mir ziemlich albern vor, Props’ Aufrichtigkeit in Zweifel zu ziehen, wenngleich dieser Drink eben ein unerklärliches Rätsel blieb. Props sagte noch, daß Guthrie etwas geistesabwesend gewirkt habe, aber immerhin war er hier.
Der Prinzipal nickte ob dieser Nachricht dankbar mit dem Kopf, dann ließ er schnuppernd seine Nase wandern und runzelte besorgt die Stirn. Ich war nicht sicher, ob er die Alkoholfahne gerochen hatte und jetzt gerne wissen wollte, wem von uns beiden sie gehörte – vielleicht gehörte sie auch einer der Damen, und natürlich ließ sich die Möglichkeit nicht ausschließen, daß Guthrie vor kurzem hier vorbeigegangen war.
»Würden Sie bitte für eine Sekunde mit in meine Garderobe kommen?« fragte er mich.
In der Annahme, daß er mich für den Trunkenbold hielt, folgte ich ihm und überlegte mir bereits krampfhaft, was ich ihm antworten sollte – vielleicht wäre es am besten, einfach schweigend seine väterlichen Ermahnungen über mich ergehen zu lassen –, aber als er dann die Lichter anknipste und ich die Tür geschlossen hatte, war seine erste Frage: »Sie sind in Miß Singleton verliebt, nicht wahr, Bruce?«
Als ich ohne zu zögern nickte, so überrumpelt war ich, fuhr er mit sanfter, aber nachdrücklicher Stimme fort: »Warum hören Sie dann nicht auf, sich wie ein Narr zu benehmen? Versuchen Sie doch endlich, sie zu erobern! Es mag den Anschein haben, als dulde ich keine Liebesaffären in meiner Truppe, aber in diesem Fall scheint es mir doch die beste Lösung, mit diesen Ouija-Sitzungen Schluß zu machen, die dem Mädchen sichtlich schaden.«
Ich versicherte ihm grinsend, daß es mir ein Vergnügen sei, seinem Ratschlag zu folgen, fest entschlossen, sogleich die Initiative zu ergreifen.
Er grinste zurück, warf das fatale Instrument auf die Couch, doch dann holte er es wieder und legte das Ouija sorgfältig auf seinen langen Garderobentisch, bevor er mir eine zweite Frage stellte.
»Was halten Sie von den Dingen, die mit diesem Brett geschehen, Bruce?«
»Nun ja«, antwortete ich, »was zuletzt geschah, hat auch mich einigermaßen erschreckt – ich
Weitere Kostenlose Bücher