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18 Geisterstories

18 Geisterstories

Titel: 18 Geisterstories Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Manfred Kluge
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über­mü­ti­ge An­selm tri­um­phier­te jetzt um so mehr, und als der An­ge­kom­me­ne die son­der­ba­re Sa­che ver­nahm, neck­te er den klei­nen Mann mit sei­ner ver­lo­re­nen Wet­te so sehr, daß Blom­berg end­lich aus­rief: Nun will ich aber be­schwö­ren, daß un­se­re ei­gen­sin­ni­ge Si­do­nie heu­te gar nicht mehr an­langt! Sie setzt et­was dar­ein, al­les im­mer an­ders zu tun, als die üb­ri­gen Men­schen, oder als man es er­war­ten darf.
    Das weiß der Him­mel, sag­te Blin­den, in­dem er sich am hei­ßen Wei­ne er­quick­te; das hat kei­ner so sehr emp­fun­den als ich, so lang ich ihr Vor­mund war. Sie hat ein wah­res Stu­di­um dar­aus ge­macht, de­nen Men­schen, wel­che sie ih­re Freun­de nennt, das Le­ben sau­er zu ma­chen. Gna­de Gott dem Ärms­ten, der sich ein­mal zu ih­rem Lieb­ha­ber auf­wer­fen möch­te, oder noch schlim­mer, wen sie ein­mal zu lie­ben vor­ge­ben soll­te. Lie­ber Ga­lee­renskla­ve sein.
    Al­ler Bli­cke wen­de­ten sich in schar­fer Be­ob­ach­tung zu­gleich auf den jun­gen Gra­fen Theo­dor, und An­selm, der kei­ne Ge­le­gen­heit ver­mied, sei­nen Über­mut zu zei­gen, lach­te laut. Theo­dor, der schon ge­reizt war, ging auf den la­chen­den jun­gen Mann mit dro­hen­dem Au­ge zu, in­dem er über­laut frag­te: Darf man wis­sen oder er­fah­ren, was Sie zu die­sem über­mä­ßi­gen Ge­läch­ter be­wegt?
    Nichts an­ders, er­wi­der­te An­selm ganz tro­cken, als die Be­trach­tung, daß es doch im­mer wie­der die Lie­be ist, die al­les ver­wirrt und in Be­we­gung setzt. So dach­te ich denn eben, wie hübsch sich die, so oft nur all­zu lang­wei­li­ge po­li­ti­sche Ge­schich­te aus­neh­men müs­se, wenn man sie ein­mal von die­ser Sei­te dar­stell­te, und al­le je­ne un­sicht­ba­ren Fä­den sicht­bar mach­te, die der so­ge­nann­te Amor knüpft und löst, häu­fig die erns­tes­ten Mi­nis­ter und Herr­scher an der Na­se führt oder gän­gelt, und, wie oft, hin­ter der Mas­ke spielt, die der be­tro­ge­nen Welt ein ganz ehr­ba­res Ge­sicht ent­ge­gen rich­tet.
    Das ist ja schon ge­nug ge­sche­hen, sag­te der al­te Blom­berg, was Sie da wün­schen. Sie sind nur, jun­ger Herr, in Me­moi­ren und Klatsch­ge­schich­ten zu we­nig be­le­sen. Was will man nicht al­les von Franz dem Ers­ten, dem Drit­ten und Vier­ten Hein­rich, den Me­di­cä­ern, Lud­wig dem Vier­zehn­ten, von ei­ni­gen spa­ni­schen Ty­ran­nen und dem eng­li­schen Carl und Ja­kob dem Zwei­ten wis­sen. Wie vie­les auch wahr ist, so ha­ben doch man­che Zun­gen, die nur läs­tern mö­gen, ge­ra­de da­durch die Sa­chen ent­stellt, daß sie bloß die Aus­schwei­fung als Mo­tiv und Ver­knüp­fung al­ler Be­ge­ben­heit er­zähl­ten.
    Sehr wahr! rief der al­te Blin­den: und wenn wir al­le hier, die Bes­ten im Saa­le nicht aus­ge­nom­men, Re­gen­ten wä­ren, wie vie­le Lü­gen wür­de man von uns er­zäh­len, da wir schon in un­serm Pri­vat­stan­de der Ver­leum­dung nicht ent­ge­hen kön­nen. Er­in­nern Sie sich, lie­ber Blom­berg, was Ih­re Nei­der in Ih­rer Ju­gend sich hin­ter­rücks zu­raun­ten, was man über mich läs­ter­te, ja un­se­re ehr­wür­di­ge Wir­tin wur­de nicht ver­schont, und es gibt ja bö­se Men­schen ge­nug, zu de­nen ich selbst in man­chen Stun­den ge­hö­re, die Si­don­chen eben­falls scharf her­neh­men.
    Da die Ba­ro­nin sah, daß Theo­dor schon wie­der auf­fah­ren woll­te, such­te sie das Ge­spräch auf einen an­dern Ge­gen­stand zu len­ken, in­dem sie sag­te: Aber Graf Blom­berg könn­te uns doch die Ge­schich­te zu En­de er­zäh­len, die gra­de beim in­ter­essan­tes­ten Punk­te ab­ge­bro­chen wur­de.
    Graf Blin­den, wel­cher nicht er­mü­det schi­en, frag­te nach der Ge­schich­te und Blom­berg sag­te: Lie­ber Freund, es ist ei­ne Art von Ge­spens­ter­hi­stör­chen, ei­ne der Er­zäh­lun­gen, in wel­chen die gu­ten red­li­chen Geis­ter eben so ver­leum­det und ver­klatscht wer­den, wie re­gie­ren­de Häup­ter oder an­ge­se­he­ne Men­schen. So, daß es scheint, es gibt nir­gend­wo Ru­he und Si­cher­heit vor die­ser all­ge­mei­nen Ver­läs­te­rung.
    Wenn es die Geis­ter von nam­haf­ten Leu­ten sind, ant­wor­te­te Blin­den, so

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