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18 Geisterstories

18 Geisterstories

Titel: 18 Geisterstories Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Manfred Kluge
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und ab­zu­küh­len. So wer­den wir nach der Rei­he Ker­ker und Zucht­haus, wo die­ses ver­bre­che­ri­sche Ge­sin­del sei­ne Straf­zeit ab­sitzt, und wel­ches ge­bes­sert und zum ewi­gen Le­ben reif aus uns wie­der hin­aus­stürzt. Und wir ha­ben das Nach­sehn.
    Es schi­en, als wenn Graf Blin­den um ei­ne Ant­wort ver­le­gen wä­re, und Theo­dor, wel­cher nur halb auf die Re­den Blom­bergs hin­ge­hört hat­te, er­in­ner­te die­sen, sei­ne Ge­schich­te zu be­schlie­ßen, de­ren En­de die Ba­ro­nin, die Wir­tin des Hau­ses, auch mit Neu­gier er­war­te­te. – Blin­den frag­te, wo­von die Re­de sei, und Theo­dor nahm das Wort: Ich will Ih­nen kürz­lich das wie­der­ho­len, was uns Freund Blom­berg vor­ge­tra­gen hat, da­mit Sie we­nigs­tens den Zu­sam­men­hang be­grei­fen.
    Es wer­den jetzt un­ge­fähr fünf­zig Jahr sein, daß ei­ne rei­che Fa­mi­lie hier oben im Ge­bir­ge wohn­te. Es ist nicht weit von hier, wo man noch die Trüm­mer des ehe­ma­li­gen Schlos­ses sieht, wel­ches vom Ge­wit­ter und Feu­er zer­stört, im Krie­ge ganz ver­wüs­tet wur­de, und jetzt nur noch zu­wei­len von Jä­gern oder ver­irr­ten Wan­de­rern be­sucht wird. Die Leu­te der Ge­gend nen­nen die Rui­ne die Klau­sen­burg. Geht man den ein­sa­men Fuß­steig hin­an, durch den Fich­ten­wald, und klet­tert dann die weg­lo­se Klip­pe hin­auf, so steht man vor ei­nem al­ten, fest ver­schlos­se­nen To­re, des­sen Mau­ern der le­ben­di­ge Fel­sen bil­det. Au­ßen am To­re ist von Ei­sen ei­ne Stan­ge mit ei­nem Grif­fe, als wenn die­se eher­ne Li­nie mit ei­ner Glo­cke hin­ter dem To­re zu­sam­men­hin­ge. Als ich ein­mal auf der Jagd dort­hin ge­kom­men war, zog ich an die­ser Ei­sen­stan­ge, aber kein Laut ließ sich von in­nen auf die­se Mah­nung ver­neh­men. Da nie­mand, als nur mit Be­schwer, zu die­ser ein­sa­men Stel­le ge­lan­gen kann, und es von der an­dern Sei­te we­gen der Ab­grün­de und schrof­fen Klip­pen fast un­mög­lich ist, hin­über­zu­klet­tern, so sind im Mun­de des ge­mei­nen Man­nes vie­le Sa­gen und Mär­chen von die­ser selt­sa­men Klau­sen­burg, de­ren Über­res­te wirk­lich einen ge­spens­ti­schen An­blick dar­bie­ten.
    Nun leb­te vor län­ger als hun­dert Jah­ren, so er­zählt man sich näm­lich, ein sehr rei­cher Mann dort, der wohl­tä­tig, flei­ßig und da­her von Freun­den und Un­ter­ta­nen sehr ge­liebt war. Er hat­te sich schon früh aus dem Staats­diens­te zu­rück­ge­zo­gen, um ganz der Be­wirt­schaf­tung sei­ner Gü­ter le­ben zu kön­nen, de­ren er ver­schie­de­ne im Ge­bir­ge hier be­saß, samt Berg­wer­ken, Glas­hüt­ten und Ei­sen­schmel­ze­rei­en, die er aus sei­nen großen Fors­ten mit Vor­teil be­ar­bei­ten konn­te. War die­ser Mann von sei­nen Un­ter­ge­be­nen ge­liebt, so wur­de er auch von vie­len sei­nes Stan­des ge­haßt und be­nei­det, von de­nen die Klü­ge­ren ihm zürn­ten, weil er sie ver­mied, und sie wohl ein­sa­hen, daß er sie ih­res Un­fleißes we­gen nur ge­ring schät­ze: die Ein­fäl­ti­gen glaub­ten aber, und er­klär­ten es un­ver­hoh­len, Graf Mo­ritz ha­be ein Bünd­nis mit dem Sa­tan ge­schlos­sen, und des­halb ge­lin­ge ihm al­les so über Er­war­ten.
    So al­bern dies Ge­schwätz war, so tat es dem flei­ßi­gen Man­ne doch in je­ner frü­hen Zeit Scha­den: denn die Jah­re la­gen noch nicht so gar fern, als man we­gen He­xe­rei und Pakt mit dem Bö­sen Män­ner und Frau­en auf dem Schei­ter­hau­fen ver­brann­te. Der Graf al­so zog sich miß­mu­tig im­mer mehr in sich und die ein­sa­me Klau­sen­burg zu­rück, und ihm war nur wohl, wenn er sich von Ge­schäf­ten mit ver­stän­di­gen Berg­leu­ten, Ma­schi­nen­meis­tern oder Ge­lehr­ten un­ter­hal­ten konn­te. Da er es wuß­te, mit wel­chem Miß­trau­en ihn die al­ten Pries­ter be­trach­te­ten, die sei­nen Kirch­spie­len vor­stan­den, so zeig­te er sich auch nur sel­ten in der Kir­che, was aber auch nichts da­zu bei­trug, sei­nen Ruf in der Um­ge­gend zu ver­bes­sern.
    Es füg­te sich, daß ei­ne Hor­de von Zi­geu­nern, die da­mals noch ziem­lich un­ge­stört in Deutsch­land um­her­schwärm­ten, in die­se Ge­gend ge­riet. Die Fürs­ten des

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