18 Geisterstories
und abzukühlen. So werden wir nach der Reihe Kerker und Zuchthaus, wo dieses verbrecherische Gesindel seine Strafzeit absitzt, und welches gebessert und zum ewigen Leben reif aus uns wieder hinausstürzt. Und wir haben das Nachsehn.
Es schien, als wenn Graf Blinden um eine Antwort verlegen wäre, und Theodor, welcher nur halb auf die Reden Blombergs hingehört hatte, erinnerte diesen, seine Geschichte zu beschließen, deren Ende die Baronin, die Wirtin des Hauses, auch mit Neugier erwartete. – Blinden fragte, wovon die Rede sei, und Theodor nahm das Wort: Ich will Ihnen kürzlich das wiederholen, was uns Freund Blomberg vorgetragen hat, damit Sie wenigstens den Zusammenhang begreifen.
Es werden jetzt ungefähr fünfzig Jahr sein, daß eine reiche Familie hier oben im Gebirge wohnte. Es ist nicht weit von hier, wo man noch die Trümmer des ehemaligen Schlosses sieht, welches vom Gewitter und Feuer zerstört, im Kriege ganz verwüstet wurde, und jetzt nur noch zuweilen von Jägern oder verirrten Wanderern besucht wird. Die Leute der Gegend nennen die Ruine die Klausenburg. Geht man den einsamen Fußsteig hinan, durch den Fichtenwald, und klettert dann die weglose Klippe hinauf, so steht man vor einem alten, fest verschlossenen Tore, dessen Mauern der lebendige Felsen bildet. Außen am Tore ist von Eisen eine Stange mit einem Griffe, als wenn diese eherne Linie mit einer Glocke hinter dem Tore zusammenhinge. Als ich einmal auf der Jagd dorthin gekommen war, zog ich an dieser Eisenstange, aber kein Laut ließ sich von innen auf diese Mahnung vernehmen. Da niemand, als nur mit Beschwer, zu dieser einsamen Stelle gelangen kann, und es von der andern Seite wegen der Abgründe und schroffen Klippen fast unmöglich ist, hinüberzuklettern, so sind im Munde des gemeinen Mannes viele Sagen und Märchen von dieser seltsamen Klausenburg, deren Überreste wirklich einen gespenstischen Anblick darbieten.
Nun lebte vor länger als hundert Jahren, so erzählt man sich nämlich, ein sehr reicher Mann dort, der wohltätig, fleißig und daher von Freunden und Untertanen sehr geliebt war. Er hatte sich schon früh aus dem Staatsdienste zurückgezogen, um ganz der Bewirtschaftung seiner Güter leben zu können, deren er verschiedene im Gebirge hier besaß, samt Bergwerken, Glashütten und Eisenschmelzereien, die er aus seinen großen Forsten mit Vorteil bearbeiten konnte. War dieser Mann von seinen Untergebenen geliebt, so wurde er auch von vielen seines Standes gehaßt und beneidet, von denen die Klügeren ihm zürnten, weil er sie vermied, und sie wohl einsahen, daß er sie ihres Unfleißes wegen nur gering schätze: die Einfältigen glaubten aber, und erklärten es unverhohlen, Graf Moritz habe ein Bündnis mit dem Satan geschlossen, und deshalb gelinge ihm alles so über Erwarten.
So albern dies Geschwätz war, so tat es dem fleißigen Manne doch in jener frühen Zeit Schaden: denn die Jahre lagen noch nicht so gar fern, als man wegen Hexerei und Pakt mit dem Bösen Männer und Frauen auf dem Scheiterhaufen verbrannte. Der Graf also zog sich mißmutig immer mehr in sich und die einsame Klausenburg zurück, und ihm war nur wohl, wenn er sich von Geschäften mit verständigen Bergleuten, Maschinenmeistern oder Gelehrten unterhalten konnte. Da er es wußte, mit welchem Mißtrauen ihn die alten Priester betrachteten, die seinen Kirchspielen vorstanden, so zeigte er sich auch nur selten in der Kirche, was aber auch nichts dazu beitrug, seinen Ruf in der Umgegend zu verbessern.
Es fügte sich, daß eine Horde von Zigeunern, die damals noch ziemlich ungestört in Deutschland umherschwärmten, in diese Gegend geriet. Die Fürsten des
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