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18 Geisterstories

18 Geisterstories

Titel: 18 Geisterstories Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Manfred Kluge
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sich ja auch die Fra­ge an­ders stel­len.
    The­dor stand auf, als wenn er dem Re­den­den nä­her tre­ten woll­te, die Wir­tin des Hau­ses aber, wel­che die­sen Un­ge­stüm der bei­den jun­gen hoch­fah­ren­den Män­ner fürch­te­te, be­gü­tig­te sie bei­de, in­dem sie das Ge­spräch auf an­de­re Ge­gen­stän­de rich­te­te. Sie for­der­te einen ält­li­chen, klei­nen Mann auf, in der Ge­schich­te, wel­che zu­fäl­lig war un­ter­bro­chen wor­den, fort­zu­fah­ren, doch die­ser sag­te mit ei­ner schlau­en Mie­ne: Ver­ehr­te Ba­ro­nin, es möch­te in die­sem Au­gen­bli­cke zu spät sein, denn vom Ta­le her­auf hö­re ich schon ein Post­horn klin­gen, und jetzt möch­te ich auch dar­auf wet­ten, daß in we­ni­ger als ei­ner Vier­tel­stun­de die schö­ne Si­do­nie hier im Saa­le ste­hen wird.
    Sie hö­ren? sag­te Theo­dor; ich ver­neh­me nichts, und es ist nur ei­ne Ein­bil­dung von Ih­nen.
    Herr Ober­forst­meis­ter, rief der klei­ne Mann, al­len Re­spekt vor Ih­ren Ta­len­ten und den Ga­ben al­ler hier An­we­sen­den, was aber Oh­ren be­trifft, so mei­ne ich, daß kei­ner der Ver­ehr­ten hier sich in Fein­heit noch Grö­ße der­sel­ben mit den mei­ni­gen wird mes­sen kön­nen: und dar­um hö­re ich so rich­tig in die Fer­ne hin­ein.
    Al­le lach­ten, denn sie kann­ten die Art und Wei­se des Al­ten, des­sen Scherz dar­in be­stand, sich im­mer sel­ber preis­zu­ge­ben, und Blö­ßen und Feh­ler an sich zu er­sin­nen, die je­der an­de­re, auch wenn er an ih­nen litt, ge­flis­sent­lich ab­leug­ne­te. Ein sol­cher Ge­sell­schaf­ter ist im­mer be­liebt, weil er kei­ner Ei­tel­keit in den Weg tritt, und sich ge­schmei­chelt fühlt, wenn man über ihn lacht. Der al­te Frei­herr Blom­berg hat­te aber recht, denn so wie der Rei­se­wa­gen lang­sam den stei­len Berg hin­an­fuhr, hör­ten al­le das mah­nen­de Post­horn, bald schwä­cher, bald deut­li­cher, je nach­dem der Weg sich krümm­te, oder der Wind die Tö­ne über den Wald hin ver­weh­te. Die Wir­tin schell­te, und die Be­dien­ten eil­ten hin­aus, um den ed­len, wohl­be­kann­ten Gast zu emp­fan­gen.
    Wer wet­tet jetzt mit mir, rief der al­te Blom­berg laut, daß Fräu­lein Si­do­nie an­kommt?
    In­dem al­le mit Hei­ter­keit dem Al­ten Bei­fall zu­nick­ten, stand An­selm has­tig auf und rief: so wett’ ich denn hun­dert Du­ka­ten, daß sie in die­ser Vier­tel­stun­de noch nicht kommt!
    So! rief Blom­berg und hielt die Hand hin, in wel­che An­selm ein­schlug. In­dem sich al­le noch ver­wun­dert und die bei­den tö­rich­ten Men­schen fast mit höh­ni­schen Blic ken an­schau­ten, ris­sen die Die­ner die Tü­ren auf, und ei­ne große, mit vie­len Klei­dern und Tü­chern ver­hüll­te Ge­stalt folg­te ih­nen lang­sam und laut flu­chend. Da al­le fast er­schra­ken, nahm der Frem­de Rei­se­müt­ze, Kopf­tuch und Man­tel ab, und ein al­tes, blas­ses Ge­sicht kam zum Vor­schein, wel­ches al­len, im ers­ten Au­gen­blick, ganz un­be­kannt schi­en. Er sah sich et­was scheu im Saa­le um und rief dann: Nun? mir ist, als wenn ich hier ganz un­er­war­tet käme! Kein Mensch will mir will­kom­men! sa­gen? Und mei­ne Nich­te Si­do­nie ist auch noch nicht hier?
    Ei, Graf Blin­den! rief die Wir­tin jetzt aus, und eil­te auf ihn zu: wie kom­men Sie zu uns? wir hat­ten Sie nicht er­war­tet. Und frei­lich ha­ben Sie sich in den fünf Jah­ren ver­än­dert, in wel­chen ich Sie nicht ge­se­hen ha­be.
    Das läßt sich den­ken, sag­te der Al­te und nahm in ei­nem Ses­sel be­hag­lich Platz, in­des sich die üb­ri­ge Ge­sell­schaft um ihn her stell­te. Ich bin eben erst von ei­ner sehr schwe­ren Krank­heit ge­ne­sen, ich rei­se in das Bad, und woll­te mich bei Ih­nen, Cou­si­ne, ein paar Ta­ge aus­ru­hen. Und ganz ähn­lich sieht das mei­ner Si­do­nie, daß sie mich nicht ge­mel­det hat, wie ich ihr doch auf­trug, denn sie weiß es schon seit ei­ner Wo­che, daß ich her­kom­men will.
    Für den al­ten, von der Rei­se er­schöpf­ten Mann wur­de so­gleich Glüh­wein zu­be­rei­tet, und der al­te Blom­berg hat te des­sen kein Hehl, wie ver­drieß­lich er dar­über sei, daß er so ge­gen al­le Wahr­schein­lich­keit sein Geld ver­lo­ren hat te. Der schon

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