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18 Geisterstories

18 Geisterstories

Titel: 18 Geisterstories Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Manfred Kluge
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Lan­des und die Re­gie­rung wa­ren un­schlüs­sig und saum­se­lig, dem Un­fug zu steu­ern, meh­re­re Gren­zen ver­ei­nig­ten sich in der Nä­he, und so ge­sch­ah es, daß die­ses Volk un­ge­straft, selbst un­be­wacht sein Un­we­sen trei­ben konn te. Wo sie nichts ge­schenkt er­hiel­ten, raub­ten sie; wo man sich ih­nen wi­der­set­zen woll­te, brann­ten in der Nacht Scheu­nen ab, und so gin­gen, da das Feu­er um sich griff, zwei Dör­fer zu­grun­de. Da ver­ei­nig­te sich Mo­ritz mit ei­ni­gen sei­ner Nach­barn, wel­che Ent­schlos­sen­heit zeig­ten, und mit die­sen ver­folg­te und straf­te er das Ge­sin­del aus eig­ner Macht­voll­kom­men­heit. Ge­fäng­niss­tra­fe, Gei­ße­lung, Hun­ger und Schlä­ge wur­den an­ge­wen­det, oh­ne die Ge­rich­te wei­ter zu be­mü­hen, und nur ei­ni­ge der über­wie­se­nen Mord­bren­ner schick­te er nach der Stadt, da­mit sie dort nach dem Zeu­gen­ver­hö­re, und ih­res Ver­bre­chens über­wie­sen, am Le­ben ge­straft wer­den möch­ten.
    Der Graf hielt sich für den Wohl­tä­ter des Lan­des. Wie ge­kränkt muß­te er sich al­so füh­len, als sei­ne Nei­der und Ver­leum­der ge­ra­de die­se Um­stän­de be­nutz­ten, ihn der schwär­zes­ten Ver­bre­chen, der ab­scheu­lichs­ten Un­bil­den zu be­schul­di­gen. Die­sem Un­dank wuß­te er nichts als einen stil­len Zorn und ei­ne viel­leicht zu groß­mü­ti­ge Ver­ach­tung ent­ge­gen­zu­set­zen. Denn, wenn der ed­le Mann im­mer schweigt, so ge­winnt bei Ein­fäl­ti­gen und Cha­rak­ter­lo­sen Ver­leum­dung und Lü­ge um so mehr Glau­ben. Konn­te er sein Herz nicht zwin­gen, sei­nen Geg­nern durch Ge­spräch, Er­zäh­lung, Aus­ein­an­der­set­zung der Um­stän­de in den Weg zu tre­ten, so fühl­te er sich ganz ent­waff­net, als er ent­deck­te, wie sehr er in sei­ner eig­nen Fa­mi­lie und von dem We­sen, was ihm am nächs­ten stand, ver­kannt wur­de. Er hat­te spät erst sich ver­mählt, und die Gat­tin lag jetzt krank, weil sie ihm vor ei­ni­gen Ta­gen einen Sohn ge­bo­ren hat­te. Mit der lei­den­den Frau konn­te er nicht strei­ten oder ihr hef­tig ant­wor­ten, als sie ihm we­gen sei­ner Grau­sam­keit Vor­wür­fe mach­te, die er ge­gen schuld­lo­se ar­me Men­schen aus­übe, die wohl sein Mit­lei­den, aber kei­ne un­mensch­li­che Ver­fol­gung ver­dien­ten. Als ihm im Vor­zim­mer ei­ni­ge Ba­sen das­sel­be, nur in ge­mei­ne­ren Aus­drücken sag­ten, moch­te er sei­nen lan­ge ver­hal­te­nen Grimm nicht län­ger zu­rück­hal­ten, sei­ne zor­nig schel­ten­den Ant­wor­ten, sei­ne Flü­che wa­ren so hef­tig, die Ge­bär­den des ge­reiz­ten Man­nes so über­mensch­lich, daß die al­ten schwat­zen­den Wei­ber al­le Fas­sung ver­lo­ren und ei­ner Ohn­macht na­he wa­ren. Er ließ sie, da­mit die kran­ke Gat­tin nicht al­les von ih­nen so­gleich wie­der er­füh­re, mit Ge­walt auf ein andres Gut brin­gen und ritt dann in das tie­fe Ge­bir­ge hin­ein, teils um sich am An­bli­cke der er­ha­be­nen Na­tur zu zer­streu­en und zu stär­ken, teils um sich wie­der zu sei­nem Streif­zu­ge zu be­ge­ben und als An­füh­rer ge­gen die Ban­de der Zi­geu­ner zu zie­hen. Wie er­staun­te er aber, als er vom Ober­förs­ter er­fuhr, daß je­ne Edel­leu­te, die sich mit ihm die­sem Krie­ge ge­gen die Land­strei­cher un­ter­zo­gen hat­ten, al­le oh­ne wei­te­re An­zei­gen ent­wi­chen und auf ih­re Schlös­ser zu­rück­ge­kehrt sei­en.
    Er ließ sich nicht ir­ren, und es ge­lang ihm, wie­der ei­ni­ge der Bö­se­wich­ter zu fan­gen, die sich gro­ber Miss­e­ta­ten schul­dig ge­macht hat­ten. Er be­fahl, sie ge­fes­selt in einen si­chern Ker­ker zu wer­fen. Als er, da er al­le Leu­te ent­fernt hat­te, ein­sam und ge­dan­ken­voll nach der Klau­sen­burg zu­rück­ritt, emp­fing ihn am To­re des Schlos­ses sein al­ter Kas­tel­lan und übergab ihm ein großes Schrei­ben, wel­ches aus der Stadt und von der Re­gie­rung ein­ge­lau­fen war. Mit ahn­den­dem Ver­druß öff­ne­te er das Pa­ket, war aber doch von dem In­hal­te des­sel­ben über­rascht, so daß sich sein Zorn bis zur Wut, ja fast bis zur Ra­se­rei stei­ger­te. Die Brie­fe ent­hiel­ten nichts we­ni­ger als ei­ne

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