18 Geisterstories
Landes und die Regierung waren unschlüssig und saumselig, dem Unfug zu steuern, mehrere Grenzen vereinigten sich in der Nähe, und so geschah es, daß dieses Volk ungestraft, selbst unbewacht sein Unwesen treiben konn te. Wo sie nichts geschenkt erhielten, raubten sie; wo man sich ihnen widersetzen wollte, brannten in der Nacht Scheunen ab, und so gingen, da das Feuer um sich griff, zwei Dörfer zugrunde. Da vereinigte sich Moritz mit einigen seiner Nachbarn, welche Entschlossenheit zeigten, und mit diesen verfolgte und strafte er das Gesindel aus eigner Machtvollkommenheit. Gefängnisstrafe, Geißelung, Hunger und Schläge wurden angewendet, ohne die Gerichte weiter zu bemühen, und nur einige der überwiesenen Mordbrenner schickte er nach der Stadt, damit sie dort nach dem Zeugenverhöre, und ihres Verbrechens überwiesen, am Leben gestraft werden möchten.
Der Graf hielt sich für den Wohltäter des Landes. Wie gekränkt mußte er sich also fühlen, als seine Neider und Verleumder gerade diese Umstände benutzten, ihn der schwärzesten Verbrechen, der abscheulichsten Unbilden zu beschuldigen. Diesem Undank wußte er nichts als einen stillen Zorn und eine vielleicht zu großmütige Verachtung entgegenzusetzen. Denn, wenn der edle Mann immer schweigt, so gewinnt bei Einfältigen und Charakterlosen Verleumdung und Lüge um so mehr Glauben. Konnte er sein Herz nicht zwingen, seinen Gegnern durch Gespräch, Erzählung, Auseinandersetzung der Umstände in den Weg zu treten, so fühlte er sich ganz entwaffnet, als er entdeckte, wie sehr er in seiner eignen Familie und von dem Wesen, was ihm am nächsten stand, verkannt wurde. Er hatte spät erst sich vermählt, und die Gattin lag jetzt krank, weil sie ihm vor einigen Tagen einen Sohn geboren hatte. Mit der leidenden Frau konnte er nicht streiten oder ihr heftig antworten, als sie ihm wegen seiner Grausamkeit Vorwürfe machte, die er gegen schuldlose arme Menschen ausübe, die wohl sein Mitleiden, aber keine unmenschliche Verfolgung verdienten. Als ihm im Vorzimmer einige Basen dasselbe, nur in gemeineren Ausdrücken sagten, mochte er seinen lange verhaltenen Grimm nicht länger zurückhalten, seine zornig scheltenden Antworten, seine Flüche waren so heftig, die Gebärden des gereizten Mannes so übermenschlich, daß die alten schwatzenden Weiber alle Fassung verloren und einer Ohnmacht nahe waren. Er ließ sie, damit die kranke Gattin nicht alles von ihnen sogleich wieder erführe, mit Gewalt auf ein andres Gut bringen und ritt dann in das tiefe Gebirge hinein, teils um sich am Anblicke der erhabenen Natur zu zerstreuen und zu stärken, teils um sich wieder zu seinem Streifzuge zu begeben und als Anführer gegen die Bande der Zigeuner zu ziehen. Wie erstaunte er aber, als er vom Oberförster erfuhr, daß jene Edelleute, die sich mit ihm diesem Kriege gegen die Landstreicher unterzogen hatten, alle ohne weitere Anzeigen entwichen und auf ihre Schlösser zurückgekehrt seien.
Er ließ sich nicht irren, und es gelang ihm, wieder einige der Bösewichter zu fangen, die sich grober Missetaten schuldig gemacht hatten. Er befahl, sie gefesselt in einen sichern Kerker zu werfen. Als er, da er alle Leute entfernt hatte, einsam und gedankenvoll nach der Klausenburg zurückritt, empfing ihn am Tore des Schlosses sein alter Kastellan und übergab ihm ein großes Schreiben, welches aus der Stadt und von der Regierung eingelaufen war. Mit ahndendem Verdruß öffnete er das Paket, war aber doch von dem Inhalte desselben überrascht, so daß sich sein Zorn bis zur Wut, ja fast bis zur Raserei steigerte. Die Briefe enthielten nichts weniger als eine
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