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18 Geisterstories

18 Geisterstories

Titel: 18 Geisterstories Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Manfred Kluge
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ist es leicht je­nen Ab­ge­stor­be­nen ver­drieß­lich, sind es aber nur all­ge­mei­ne an­ony­me Ge­spens­ter, so hat es gar nichts zu be­deu­ten. Und am En­de, was ist das Schlimms­te, was man ih­nen nach­sa­gen kann? Daß sie um­gehn, kei­ne Ru­he im Gra­be fin­den, noch et­was des Hie­si­gen an Neid, Bos­heit, Geiz, oder so was mit hin­über ge­nom­men ha­ben, und sich nun so lan­ge schüt­teln müs­sen, bis al­le die­se Schla­cken von ih­nen ab­fal­len. Was ist dar­an nun Be­son­de­res?
    Ei! Ei! er­wi­der­te Blom­berg, bos­haft la­chend, – hät­ten Sie nur, teu­rer Mann, noch Ih­re ehe­ma­li­ge Kor­pu­lenz und je­ne Fröm­mig­keit, mit wel­cher ich Sie vor zwan­zig Jah­ren ge­kannt ha­be, und Sie sä­ßen me­di­tie­rend in Ih­rem Lehn­ses­sel, und plötz­lich – plötz­lich –
    Nun, rief Blin­den – ma­chen Sie mir nicht ban­ge – ich bin noch ner­ven­schwach von mei­ner Krank­heit her. –
    Und plötz­lich hät­ten Sie furcht­ba­re Krämp­fe, und fluch­ten und läs­ter­ten ganz ge­gen Ih­re ge­wohn­te Wei­se, und zwei­fel­ten an Gott und Mensch und Schick­sal, und be­trü­gen sich in al­len Ih­ren Ma­nie­ren wie der aus­ge­mach­tes­te Athe­ist, und wä­ren, mit ei­nem Wor­te es zu sa­gen, plötz­lich ein ganz gott­lo­ser Kerl ge­wor­den –
    Ach! rief Blin­den, – das sind so von Ih­ren Al­bern­hei­ten! Ich müß­te ja von zwan­zig Teu­feln be­ses­sen sein.
    Ja­wohl, sag­te Blom­berg ganz ge­las­sen, so glaub­te man sonst in der alt­frän­ki­schen Art un­se­rer Vor­fah­ren, aber durch die neue­ren und si­che­ren Ent­de­ckun­gen des tie­ri­schen Ma­gne­tis­mus –
    Ich will nichts von sol­chen Bru­ta­li­tä­ten wis­sen, sag­te Blin­den.
    Hilft nichts, fuhr Blom­berg fort, wir mö­gen uns sträu­ben, so­viel wir wol­len, so nimmt uns doch oft, oh­ne uns zu fra­gen, die­se geis­ti­ge Vieh­heit, oder ver­vieh­te Geist­heit mit. Und in die­sem Zu­stan­de, in wel­chem wir durch Bret­ter, Mau­ern und Tür­me, so wie in Ver­gan­gen­heit und Zu­kunft hin­ein­se­hen kön­nen, sind wir doch so schwach, daß Ver­stor­be­ne, die sich schon seit zwei-, drei­hun­dert Jah­ren jen­seits mit ih­ren Zwei­feln und Gott­lo­sig­kei­ten quä­len, in uns, oh­ne nur an­zu­fra­gen, hin­ein­stei­gen mö­gen, um in un­serm We­sen ihr Sün­den­le­ben wei­ter zu füh­ren, und sich all­ge­mach dann von un­se­rem Geis­te und un­se­rer from­men Über­zeu­gung be­keh­ren zu las­sen. Dies, Freun­de, ist ei­ne der in­ter­essan­tes­ten und auch wich­tigs­ten Ent­de­ckun­gen der neu­ern Ta­ge. Es ist ei­ne neu­mo­di­sche An­wen­dung des vor­ma­li­gen Ein­quar­tie­rungs-Sys­tems, und es ist nicht zu be­rech­nen, wie­viel ein sol­cher Gast, oder meh­re­re sei­nes Ge­lich­ters von mei­nen gu­ten und red­li­chen Ei­gen­schaf­ten, den un­ent­behr­lichs­ten Über­zeu­gun­gen und den edels­ten Ge­sin­nun­gen mir weg­zeh­ren, wenn sie ein­mal mei­ne Hos­pi­ta­li­tät so ge­walt­sam in An­spruch ge­nom­men ha­ben.
    Und die­se Toll­heit, frag­te Blin­den, wä­re au­then­tisch ve­ri­fi­ziert?
    So­gar phi­lo­so­phisch ar­gu­men­tiert, ant­wor­te­te je­ner, und ver­klau­su­liert. Da­ge­gen kön­nen nun Zwei­fel­sucht und Phi­lis­te­rei nicht mehr auf­kom­men. In den An­na­len der Mensch­heit macht die­se Ent­de­ckung ei­ne Epo­che, und es bleibt nur zu über­le­gen, wel­che Maß­re­geln man ge­gen der­glei­chen Über­rum­pe­lung tref­fen kön­ne. Die Phi­lo­so­phie wird nun zu­nächst ent­de­cken müs­sen, wie wir auf psy­cho­lo­gi­schem We­ge und in kör­per­li­cher Rück­sicht durch Di­ät un­sern Geist und Leib in ei­ne Fes­tung ver­wan­deln mö­gen, um uns vor der­lei Über­fäl­len si­cher zu stel­len. Denn es ist ja be­greif­lich, bei den Tau­sen­den von va­gie­ren­den und va­cie­ren­den See­len ehe­ma­li­ger ar­ger Sün­der, wel­chen Ap­pe­tit die­se be­kom­men, wenn sie so stil­le, fet­te, from­me und in sich be­hag­li­che Men­schen-Krea­tu­ren se­hen, sich in die­se hin­ein­zu­stür­zen, um sie zu Bos­hei­ten an­zu­trei­ben, oder sich gleich­sam in de­ren re­li­gi­ösen Ge­füh­len und ed­len Stim­mun­gen zu ba­den

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