18 Geisterstories
einer Elfe oder das Begräbnis eines wunderbar Ermordeten, dessen Gespenst dort im Schein der Irrlichter umirrt und Buße tut oder seinen Mörder auf schauerliche Weise anklagen will.
Sie haben recht, sagte Blomberg lachend, so sollte eigentlich der Regel nach die Geschichte fortfahren, und mein Postillon schien auch derselben Meinung zu sein; denn hatte er bis jetzt nur im stillen geschluchzt, so fing er jetzt vor Grausen und Entsetzen laut zu heulen an und wollte anfangs meinen Fragen und Ermahnungen kein Gehör geben.
Immer rief der junge Mensch, als wir näher kamen: Nun sind wir verloren! Lauter Hexen und Gespenster! Das ist nicht die Station! Wir sind in einem fremden Weltteile!
Ich konnte ihn nur mit Mühe dahin bringen, daß er die todmüden Pferde stärker antrieb, denn er zitterte und weinte.
Meine Neugierde ward gespannter, als wir näher kamen. Es schien mir ein großes Haus, welches mir, hell erleuchtet, entgegenglänzte. Meine Fantasie, indem ich von den vielstündigen Leiden alle meine Kräfte erschöpft fühlte, bildete aus der breiten Masse bald einen großen feenartigen Palast, ich sah Säulen und glänzende Balkone, wunderliche Zinnen und Türme, nebst allen Zubehören eines Zauberschlosses. Nicht lange, so vernahm ich Musik. Ganz wunderbare Töne schlugen an mein Ohr, und ich rüttelte mich endlich gewaltsam auf, weil ich furchtete, ich sei eingeschlafen und alles nur ein Traum. –
Nun, sagte Graf Blinden; schlieft Ihr wirklich, Freund? Nichts weniger, antwortete Blomberg, alles war wirklich. Wirklich? rief die Wirtin mit großem Erstaunen aus.
Wenn ich sage alles, sagte der Freiherr lachend, so meine ich damit, wie jener Hetman der Kosaken, einiges und also bei weitem nicht alles. Das hell erleuchtete gro ße Haus blieb, die Musik verschwand ebenfalls nicht, wohl aber die prächtigen Balkone, die königlichen Säulen, die romantischen Türme und Zinnen des Mittelalters, welche sich in ganz alltägliche Schornsteine verwandelten.
Aber so sagen Sie doch endlich, was es nun war! rief Blinden.
Mich wundert’s nur, sagte Blomberg ganz ruhig, daß Sie es noch nicht erraten haben. – Ich war freudig und beruhigt, daß ich wieder zu Menschen geriet, mochten es auch sein, welche es wollten, da meine Not den höchsten Grad erreicht hatte, und ich jener unerträglichen, völlig hilflosen Einsamkeit entronnen war. Es war mir daher nur erfreulich, als mir aus der Tür des Hauses jener Postmeister mit einem satirischen Lächeln entgegentrat, den ich heut morgen so überaus früh und in hastiger Geschäftigkeit verlassen hatte. Wir waren in diesen vierzehn Stunden mühselig im Kreise rundum gefahren, um zerschlagen, erfroren, ganz verhungert und übermüdet da wieder anzulangen, wo wir unsere Reise begonnen hatten. Sie hätten es bequemer haben können, sagte der gutmütige Mann, indem er mich wegen meines Unglücks, zugleich aber auch seine hinfälligen Pferde bedauerte. Ich mußte, da man auf mich nicht mehr gerechnet hatte, in einem kleinen Stübchen mich einrichten, und erst am folgenden Tage konnte ich, ausgeruht, meinen Anteil an den Freuden der Hochzeit nehmen. Ich war aber nun so klug, daß ich das schlechte Wetter austoben ließ, und ohne mich zu übereilen, erst nach vier Tagen weiterreiste. Ein alter, erfahrener Postillon brachte mich zur nächsten Station.
So waren wir denn, sagte die Wirtin, getäuscht, indem wir eine Gespenstergeschichte erwarteten. Wir dürfen Ihnen aber jene nicht schenken, deren Erzählung Sie noch nicht vollendet haben, und welche neulich Graf Theodor dem Hinzugekommenen erläuterte.
Man setzte sich in einen Halbkreis, und die übermüti ge Sidonie sagte: Wenn
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