Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
18 Geisterstories

18 Geisterstories

Titel: 18 Geisterstories Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Manfred Kluge
Vom Netzwerk:
ei­ner El­fe oder das Be­gräb­nis ei­nes wun­der­bar Er­mor­de­ten, des­sen Ge­spenst dort im Schein der Irr­lich­ter um­irrt und Bu­ße tut oder sei­nen Mör­der auf schau­er­li­che Wei­se an­kla­gen will.
    Sie ha­ben recht, sag­te Blom­berg la­chend, so soll­te ei­gent­lich der Re­gel nach die Ge­schich­te fort­fah­ren, und mein Po­stil­lon schi­en auch der­sel­ben Mei­nung zu sein; denn hat­te er bis jetzt nur im stil­len ge­schluchzt, so fing er jetzt vor Grau­sen und Ent­set­zen laut zu heu­len an und woll­te an­fangs mei­nen Fra­gen und Er­mah­nun­gen kein Ge­hör ge­ben.
    Im­mer rief der jun­ge Mensch, als wir nä­her ka­men: Nun sind wir ver­lo­ren! Lau­ter He­xen und Ge­spens­ter! Das ist nicht die Sta­ti­on! Wir sind in ei­nem frem­den Welt­tei­le!
    Ich konn­te ihn nur mit Mü­he da­hin brin­gen, daß er die tod­mü­den Pfer­de stär­ker an­trieb, denn er zit­ter­te und wein­te.
    Mei­ne Neu­gier­de ward ge­spann­ter, als wir nä­her ka­men. Es schi­en mir ein großes Haus, wel­ches mir, hell er­leuch­tet, ent­ge­genglänz­te. Mei­ne Fan­ta­sie, in­dem ich von den viel­stün­di­gen Lei­den al­le mei­ne Kräf­te er­schöpft fühl­te, bil­de­te aus der brei­ten Mas­se bald einen großen feen­ar­ti­gen Pa­last, ich sah Säu­len und glän­zen­de Bal­ko­ne, wun­der­li­che Zin­nen und Tür­me, nebst al­len Zu­be­hören ei­nes Zau­ber­schlos­ses. Nicht lan­ge, so ver­nahm ich Mu­sik. Ganz wun­der­ba­re Tö­ne schlu­gen an mein Ohr, und ich rüt­tel­te mich end­lich ge­walt­sam auf, weil ich furchte­te, ich sei ein­ge­schla­fen und al­les nur ein Traum. –
    Nun, sag­te Graf Blin­den; schlieft Ihr wirk­lich, Freund? Nichts we­ni­ger, ant­wor­te­te Blom­berg, al­les war wirk­lich. Wirk­lich? rief die Wir­tin mit großem Er­stau­nen aus.
    Wenn ich sa­ge al­les, sag­te der Frei­herr la­chend, so mei­ne ich da­mit, wie je­ner Het­man der Ko­sa­ken, ei­ni­ges und al­so bei wei­tem nicht al­les. Das hell er­leuch­te­te gro ße Haus blieb, die Mu­sik ver­schwand eben­falls nicht, wohl aber die präch­ti­gen Bal­ko­ne, die kö­nig­li­chen Säu­len, die ro­man­ti­schen Tür­me und Zin­nen des Mit­tel­al­ters, wel­che sich in ganz all­täg­li­che Schorn­stei­ne ver­wan­del­ten.
    Aber so sa­gen Sie doch end­lich, was es nun war! rief Blin­den.
    Mich wun­dert’s nur, sag­te Blom­berg ganz ru­hig, daß Sie es noch nicht er­ra­ten ha­ben. – Ich war freu­dig und be­ru­higt, daß ich wie­der zu Men­schen ge­riet, moch­ten es auch sein, wel­che es woll­ten, da mei­ne Not den höchs­ten Grad er­reicht hat­te, und ich je­ner un­er­träg­li­chen, völ­lig hilflo­sen Ein­sam­keit ent­ron­nen war. Es war mir da­her nur er­freu­lich, als mir aus der Tür des Hau­ses je­ner Post­meis­ter mit ei­nem sa­ti­ri­schen Lä­cheln ent­ge­gen­trat, den ich heut mor­gen so über­aus früh und in has­ti­ger Ge­schäf­tig­keit ver­las­sen hat­te. Wir wa­ren in die­sen vier­zehn Stun­den müh­se­lig im Krei­se rund­um ge­fah­ren, um zer­schla­gen, er­fro­ren, ganz ver­hun­gert und über­mü­det da wie­der an­zu­lan­gen, wo wir un­se­re Rei­se be­gon­nen hat­ten. Sie hät­ten es be­que­mer ha­ben kön­nen, sag­te der gut­mü­ti­ge Mann, in­dem er mich we­gen mei­nes Un­glücks, zu­gleich aber auch sei­ne hin­fäl­li­gen Pfer­de be­dau­er­te. Ich muß­te, da man auf mich nicht mehr ge­rech­net hat­te, in ei­nem klei­nen Stüb­chen mich ein­rich­ten, und erst am fol­gen­den Ta­ge konn­te ich, aus­ge­ruht, mei­nen An­teil an den Freu­den der Hoch­zeit neh­men. Ich war aber nun so klug, daß ich das schlech­te Wet­ter aus­to­ben ließ, und oh­ne mich zu über­ei­len, erst nach vier Ta­gen wei­ter­reis­te. Ein al­ter, er­fah­re­ner Po­stil­lon brach­te mich zur nächs­ten Sta­ti­on.
    So wa­ren wir denn, sag­te die Wir­tin, ge­täuscht, in­dem wir ei­ne Ge­spens­ter­ge­schich­te er­war­te­ten. Wir dür­fen Ih­nen aber je­ne nicht schen­ken, de­ren Er­zäh­lung Sie noch nicht vollen­det ha­ben, und wel­che neu­lich Graf Theo­dor dem Hin­zu­ge­kom­me­nen er­läu­ter­te.
    Man setz­te sich in einen Halb­kreis, und die über­mü­ti ge Si­do­nie sag­te: Wenn

Weitere Kostenlose Bücher