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18 Geisterstories

18 Geisterstories

Titel: 18 Geisterstories Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Manfred Kluge
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Held der jun­gen Mäd­chen so­wie der Ge­gen­stand des Nei­des und der Ver­fol­gung al­ler männ­li­chen Stut­zer. Man be­griff es nicht, daß der jun­ge Mann so lan­ge mit sei­ner Wahl zö­ger­te, und lan­ge woll­te man den Ge­rüch­ten, die dar­über um­lie­fen, kei­nen Glau­ben schen­ken. Es hieß näm­lich, es ha­be sich ein Ver­ständ­nis mit der Toch­ter des Fürs­ten an­ge­spon­nen. Die bei­den Lie­ben­den war­te­ten al­so, so er­zähl­te man sich im Ver­trau­en, auf ir­gend­ei­nen Zu­fall, auf ei­ne Be­ge­ben­heit, die ih­nen zum Glück aus­schla­gen möch­te, um öf­fent­lich ih­re ge­gen­sei­ti­ge Lei­den­schaft und ih­re Wün­sche zu be­ken­nen. Die­ser Fall er­eig­ne­te sich aber nicht, und Jah­re um Jah­re ver­gin­gen, und mit ih­nen er­lo­schen die Ge­rüch­te und je­ne man­nig­fal­ti­gen Deu­tun­gen der viel­klu­gen Po­li­ti­ker.
    Plötz­lich, als kein Mensch mehr die­ser Sa­che dach­te, ward mein Ju­gend­freund durch die Un­gna­de sei­nes Fürs­ten vom Ho­fe und aus der Stadt ver­bannt. Al­le sei­ne ehe­ma­li­gen Freun­de wi­chen von ihm zu­rück. Noch schlim­mer, daß ihm die von oben be­schütz­te Schi­ka­ne einen ge­fähr­li­chen Pro­zeß an den Hals warf, der ihn mit dem Ver­lust sei­nes gan­zen Ver­mö­gens be­droh­te. So sah sich der ge­schmei­chel­te, be­wun­der­te und von al­ler Welt ge­lieb­kos­te Franz in der schlimms­ten La­ge und muß­te sich ge­ste­hen, daß sein Le­bens­lauf be­schlos­sen und al­le glän­zen­den Aus­sich­ten für im­mer ver­dun­kelt sei­en.
    Ich sah ihn um die­se Zeit wie­der. Er er­trug sein Un­glück wie ein Mann. Noch war er ju­gend­lich schön, und die Hei­ter­keit sei­nes Hu­mors hat­te nur we­nig ge­lit­ten. Wir be­reis­ten die hie­si­ge Ge­gend, und da die Klau­sen­burg fast schon ei­ne Rui­ne ge­wor­den war, so hat­te er nicht gar weit da­von, am Ab­hän­ge ei­nes Ber­ges, sich ein nied­li­ches Haus ge­baut, von wel­chem er der schöns­ten Aus­sicht ge­noß. Es ist das­sel­be, das ei­ne hal­be Mei­le von hier liegt und jetzt dem al­ten kran­ken Förs­ter, dem ver­arm­ten Matt­hi­as, ge­hört.
    Je­nes, rief plötz­lich Theo­dor aus, vor dem so­ge­nann­ten Ei­ben­stei­ge?
    Das­sel­be, ant­wor­te­te Blom­berg.
    Das­sel­be? wie­der­hol­te Theo­dor fast me­cha­nisch und wie in Ge­dan­ken ver­lo­ren.
    Aber, warf An­selm leb­haft ein, – was küm­mern uns al le die­se Din­ge? Sor­gen wir doch lie­ber, daß die ein­lei­ten­de Er­zäh­lung zu En­de kommt, da­mit wir nun an den An­fang der Ge­spens­ter­ge­schich­te ge­lan­gen. Das neue Haus, wel­ches wir, wie ich glau­be, al­le ken­nen, ist eben das neue Haus, und je­ne ver­al­te­te Klau­sen­burg ist das Ge­spens­ter­nest. Und von die­sem soll­ten wir et­was mehr er­fah­ren.
    Sie ma­chen mich ir­re, sag­te Blom­berg ver­drieß­lich, denn wenn ich erst wei­ter vor­ge­rückt bin und im Na­men und der Per­son mei­nes Freun­des Franz er­zäh­len wer­de, darf ich noch we­ni­ger un­ter­bro­chen wer­den und muß mich noch mehr vor Zer­streu­ung hü­ten. –
    Al­so, ich fand die­sen Franz ziem­lich hei­ter und ver­stän­dig. Er ver­mied es, von sei­nen frü­he­ren Ver­hält­nis­sen zu spre­chen, doch war er ei­nes Abends sehr ge­rührt, als ihm ein Brief den Tod der jun­gen Fürs­tin mel­de­te, die am ge­bro­che­nen Her­zen ver­schie­den war, oder die, wie man spä­ter be­haup­ten woll­te, will­kür­lich ih­ren Tod ge­sucht hat­te, weil sie die Last ei­nes ver­bit­ter­ten Le­bens nicht mehr er­tra­gen konn­te.
    Ich sah wohl, daß ei­ne stil­le Me­lan­cho­lie mei­nen Freund in den meis­ten Stun­den be­herrsch­te, in­des­sen war er nicht ge­müts­krank, es zeig­ten sich bei ihm kei­ne Spu­ren von Le­bens­über­druß; so daß ich hof­fen durf­te, sein Un­glück und die Schick­sa­le, die er er­lebt hat­te, wür­den da­zu die­nen, sei­nen Cha­rak­ter zu läu­tern und ihm die ech­te Hal­tung zu ge­ben, die auch dem Un­an­ge­foch­te­nen not­wen­dig ist, wie viel­mehr dem, wel­cher schwe­re Prü­fun­gen durch­zu­ge­hen hat.
    Es leb­te da­mals ein ver­wil­der­tes al­tes Weib in den hie­si­gen Ge­gen­den und trieb sich bet­telnd und

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