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18 Geisterstories

18 Geisterstories

Titel: 18 Geisterstories Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Manfred Kluge
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ich auch we­nig oder nichts von je­nem Vor­fal­le weiß und so mit­ten hin­ein­ge­ra­te, so will ich den­noch In­ter­es­se neh­men, denn Ge­spens­ter und al­les, was da­mit zu­sam­men­hängt, sind mei­ne Pas­si­on.
    Recht so! rief An­selm aus, kann man doch nicht wis­sen, ob wir nicht al­le noch ein­mal um­gehn wer­den, denn kei­nem steht es an der Stirn ge­schrie­ben, ob er nicht aus ei­nes Bäckers Toch­ter oder Sohn zur Eu­le wird.
    O ihr jun­ges Volk! sag­te der al­te kran­ke Blin­den mit ei­nem tie­fen Seuf­zer: euch fällt es doch nie­mals ein, daß ihr schon vor dem To­de zu Ge­spens­tern wer­den müßt; denn was ist der hilflo­se, mür­ri­sche, run­zel­vol­le Greis an­ders, wenn man das Bild je­nes blü­hen­den Jüng­lings zu­rück­ruft, wel­ches er vor vier­zig oder fünf­zig Jah­ren dar­stell­te. Wie wird un­ser Si­don­chen aus­sehn, wenn sie acht­zig Jahr alt wer­den soll­te.
    Ich bit­te mir einen an­dern Dis­kurs aus! wie manch­mal der Wie­ner sagt, – rief Si­do­nie ganz emp­find­lich; Vor­mün­der dür­fen un­höf­lich sein, und von die­sem er­lo­sche­nen Recht ma­chen Sie noch im­mer Ge­brauch.
    Al­so denn, rief der kran­ke Graf, zu je­nen wirk­li­chen, ech­ten Ge­spens­tern, lie­ber Blom­berg, um uns von den ima­gi­nären ab­zu­wen­den. Ih­re idea­li­schen sind viel­leicht an­ge­neh­mer.
    Blom­berg fing an: Sie wis­sen al­so, teu­re Freun­de, wie Graf Mo­ritz mehr und mehr ver­arm­te und sei­nen Nach­kom­men nur we­nig von je­nem großen Ver­mö­gen hin­ter­ließ, wel­ches ihm durch Erb­schaft zu­ge­fal­len war. Krie­ge bra­chen auch ein, doch er­hielt sich der nächs­te Be­sit­zer der Klau­sen­burg und sei­ne Fa­mi­lie und war in der Nach bar­schaft an­ge­se­hen und ge­ach­tet. Fleiß, Glück, die Hei rat mit ei­nem wohl­ha­ben­den Fräu­lein brach­ten ihn wie­der em­por. Und so ge­lang es den Be­mü­hun­gen je­nes Er­ben, daß sein Schloß noch ei­ni­ge fünf­zig oder sech­zig Jah­re mit sei­nem al­ter­tüm­li­chen Schmuck in uns­rer Nach­bar­schaft glänz­te, daß Freun­de und Ver­wand­te ihn gern be­such­ten, und daß er sei­nem ein­zi­gen Soh­ne, als er starb, die üb­rig­ge­blie­be­nen Gü­ter im gu­ten Zu­stan­de und noch be­deu­ten­de ba­re Sum­men hin­ter­las­sen konn­te. Je­ner Fluch der Zi­geu­ne­rin­nen schi­en al­so gänz­lich be­sei­tigt, er­lo­schen oder ein­ge­schla­fen zu sein. Der Graf und sein Sohn hät­ten die frü­he­re Be­ge­ben­heit völ­lig ver­ges­sen, von dem Flu­che mö­gen sie auch viel­leicht nichts er­fah­ren ha­ben.
    Ich war ein mun­te­rer Kna­be, als ich die Be­kannt­schaft mit dem letz­ten jun­gen Er­ben, Franz, dort auf der Klau­sen­burg mach­te. Die­ser Franz; et­wa um ein Jahr äl­ter als ich, war hei­ter, schön, lie­bens­wür­dig, die Freu­de sei­nes Va­ters, je­nes tä­ti­gen Man­nes, der den Glanz sei­ner Fa­mi­lie zum Teil wie­der her­ge­stellt hat­te. Da mein Va­ter nur ei­ni­ge Mei­len von hier auf sei­nem Gu­te wohn­te, so kam ich oft von den jen­sei­ti­gen Ber­gen nach der Klau­sen­burg her­über, und ha­be auch oft Ih­rer Frau Mut­ter, mei­ne gnä­di­ge Ba­ro­nin, mei­ne Auf­war­tung ge­macht, zu­wei­len auch, als ein un­ge­zo­ge­ner Jun­ge, hier vie­len Un­fug ge­trie­ben.
    Ich war da­mals noch nicht ge­bo­ren, sag­te die Wir­tin.
    In je­nen Ta­gen, sag­te Graf Blin­den, bin ich nie­mals in die­se Berg­ge­gen­den ge­kom­men.
    Die­ser mein Spiel­ka­me­rad, Franz, fuhr Ba­ron Blom­berg fort, er­wuchs nicht nur zur Freu­de sei­nes Va­ters, son­dern al­ler Men­schen. Er war schön, wit­zig, be­liebt, ge­schickt als Tän­zer und Rei­ter, und im Fech­ten konn­te sich nie­mand mit ihm mes­sen. Er hat­te sich dem Fürs­ten vor­stel­len las­sen, des­sen Gunst er auch durch sein hei­te­res We­sen ge­wann und in des­sen Dienst war er nach we­ni­gen Jah­ren zum Rat em­por­ge­stie­gen. We­ni­gen Men­schen auf Er­den schi­en ein so glück­li­ches Los be­rei­tet zu sein. Al­le Müt­ter und Tan­ten in der Nach­bar­schaft sa­hen und wünsch­ten in ihm auch den künf­ti­gen Mann ih­rer Töch­ter und Nich­ten, und in der Stadt war er auf den Bäl len der ver­göt­ter­te und ver­zo­ge­ne

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