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18 Geisterstories

18 Geisterstories

Titel: 18 Geisterstories Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Manfred Kluge
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und der Wa­gen fiel im Ho­fe so­gleich um, in­dem sie ab­stei­gen woll­ten. Aber kein Wun­der, denn er hat­te nur drei Rä­der. Wir er­staun­ten nur, daß die Rei­sen­den nicht frü­her um­ge­wor­fen hat­ten, und noch un­be­greif­li­cher wur­de die Sa­che, als die Die­ner im Wal­de, ei­ne Vier­tel­mei­le hin­ein, das feh­len­de Rad an ei­nem Bau­me ganz nach­läs­sig an­ge­lehnt fan­den. So hat­te sich al­so der Wa­gen, oh­ne daß ir­gend­wer den Man­gel be­merk­te, von selbst im Gleich­ge­wich­te ge­hal­ten, und die Freun­de wa­ren un­be­schä­digt an­ge­langt. Und doch dürf­te kei­ner des­halb ein vier­tes Rad am Wa­gen für so über­flüs­sig hal­ten, wie je­nes be­rüch­tig­te fünf­te. In mei­ner Ju­gend war ich ein­mal ge­zwun­gen, in den kür­zes­ten Win­ter­ta­gen ei­ne ziem­lich wei­te Rei­se beim ab­scheu­lichs­ten Wet­ter zu ma­chen. Einen ei­ge­nen Wa­gen be­saß ich nicht, und so muß­te ich mich mit je­nen Fuhr­wer­ken be­hel­fen, die mir die Post­meis­ter ga­ben, und die oft nichts we­ni­ger als be­quem wa­ren und ein selt­sa­mes Aus­se­hen hat­ten. So­lan­ge ich in der wohl­ha­ben­den men­schen­vol­len Ge­gend reis­te, war es noch er­träg­lich. Aber nun ge­riet ich in Hei­de­ge­gen­den, wo Dör­fer und Städ­te fehl­ten und Man­gel vollauf war. Mit der zu­neh­men­den Käl­te ver­wan­del­te sich nun der Re­gen in Schnee, wel­cher in Un­ge­heu­ern Mas­sen aus den Wol­ken nie­der­fiel, und We­ge, Ge­sträu­che, Grä­ben und al­le Kenn­zei­chen, an de­nen man sich ori­en­tie­ren konn­te, ver­deck­te. Weil es in die­sem Land­stri­che kei­ne Chaus­seen und große Heer­stra­ßen gab, war das Fort­kom­men mit tau­send Schwie­rig­kei­ten ver­knüpft und Ge­duld war das not­wen­digs­te Ta­lent, um wei­ter­zu­ge­lan­gen und aus­zu­hal­ten.
    Hübsch und be­hag­lich wohn­te es sich in der Nacht bei ei­nem jun­gen Post­meis­ter, der sich erst seit kur­z­em in die­ser Wüs­te­nei ein­ge­rich­tet hat­te. Wir schwatz­ten beim Abend­tisch, in­dem wir gu­ten Wein tran­ken, fröh­lich mit­ein­an­der. Er woll­te am fol­gen­den Ta­ge sei­ne Braut in sein Haus füh­ren, die schon un­ter­wegs war, um mit den El­tern des Mäd­chens die Hoch­zeit im ziem­lich großen Hau­se zu fei­ern. Mein Herr, sag­te er zu mir, in­dem ich zu Bet­te ge­hen woll­te, wenn Sie den Rat ei­nes Wohl­mei­nen­den an­neh­men wol­len, so blei­ben Sie we­nigs­tens mor­gen hier bei uns, und neh­men an un­se­rer Freu­de teil. Sie ha­ben selbst den Sturm ge­hört, wel­cher sich seit ei­ni­gen Stun­den auf­ge­macht hat, er treibt die Schnee­mas­sen hin und her, und kein Weg läßt sich un­ter­schei­den.
    Ich kann Ih­nen lei­der nur einen klei­nen, ganz of­fe­nen Wa­gen ge­ben, und die nächs­te Sta­ti­on ist weit, vier Mei­len von hier. Da­zu kommt noch, daß ein jun­ger un­er­fahr­ner Bur­sche Sie füh­ren muß, denn die äl­te­ren sind fort, mir El­tern und Braut ab­zu­ho­len. Sie spa­ren Zeit und ge­win­nen, wenn Sie es sich we­nigs­tens die­sen einen Tag bei mir ge­fal­len las­sen.
    Mein gu­ter Herr, ant­wor­te­te ich, ich wür­de Ihr gü­ti­ges An­er­bie­ten an­neh­men, wenn ich nicht all­zu­sehr pres­siert wä­re. Ein Freund er­war­tet mich auf der nächs­ten Sta­ti­on, dem ich mein Wort ver­pfän­det ha­be, un­fehl­bar ein­zu­tref­fen. Ich darf nicht aus­blei­ben. Mei­ne Ge­schäf­te sind von der Art, daß ich mit mei­nem Ver­wand­ten auch so­gleich von dort in der größ­ten Schnel­le wei­ter rei­sen muß.
    Der Wirt, in­dem er mir gu­te Nacht bot, sah mich, wie et­was miß­trau­isch, von der Sei­te an, als wenn er mei­nen Ver­si­che­run­gen kei­nen rech­ten Glau­ben zu­stell­te. Und er war mit sei­nem Arg­wohn auch auf kei­nem ganz un­rech­ten We­ge. Denn, mit Men­schen­kennt­nis aus­ge­rüs­tet, wie ich da­mals mir zu­trau­te, nahm ich al­les, was der Mann mir sag­te, nur für Vor­wand und List, um mich län­ger in sei­nem Hau­se zu be­hal­ten. Er hat­te be­mer­ken kön­nen, daß ich das Geld nicht son­der­lich ach­te­te, ich moch­te ihm als reich er­schei­nen, wo­für man in der Ju­gend so ger­ne gilt, ich hat­te ihn ge­zwun­gen, mit mir ei­ne Fla­sche

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