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18 Geisterstories

18 Geisterstories

Titel: 18 Geisterstories Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Manfred Kluge
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sprach sie zit­ternd, ich ha­be das Ge­fühl, als wenn Ge­spens­ter un­sicht­bar hier um­gin­gen. – Ich er­schrak, und der Ge­dan­ke sah mich mit grau­en Au­gen ei­nes Un­ge­tüms an: daß auch der Ver­stand mei­ner Eli­sa­beth viel­leicht wie der der Schwes­ter möch­te ge­lit­ten ha­ben.
    Als wir in dem neu­en Hau­se am Ei­ben­stei­ge wohn­ten, ver­miß­ten wir oft Er­nes­ti­ne und er­fuh­ren, daß sie in der Klau­sen­burg und in den Rui­nen des al­ten Schlos­ses ver­wei­le. Da es ein­mal zu die­ser Miß­hel­lig­keit ge­die­hen war, hat­te ich so­wohl wie die Frau ein bes­se­res Ge­fühl, wenn wir die Ar­me nicht bei uns sa­hen. Aber wie ver­schie­den war mein Le­ben doch von je­nem, wie ich es mir vor­ge­bil­det hat­te, als ich um die Hand mei­ner Eli­sa­beth warb!
    Noch an­de­res häus­li­ches Un­glück ge­seil­te sich zu un­se­ren Lei­den, um un­sern Gram zu ver­meh­ren. Je­nes Do­ku­ment, wel­ches ei­gent­lich mein Ver­mö­gen, mein Da­sein be­grün­de­te, je­ner Be­weis, daß Sum­men be­zahlt sei­en und ich noch wel­che zu for­dern hat­te, al­le die­se Ak­ten und Pa­pie­re, die schon nach dem To­de des Gra­fen Mo­ritz wa­ren als Be­wei­stü­mer in An­spruch ge­nom­men wor­den, die­se wich­ti­gen Blät­ter, die ich nach lan­gem mü­he­vol­len Su­chen wie­der ge­fun­den und die ich nur kürz­lich noch in Hän­den ge­habt hat­te, wa­ren ver­schwun­den. Ich hat­te sie im­mer auf­merk­sam be­hü­tet und ver­schlos­sen ge­hal­ten, ich hat­te sie jetzt mei­nem Ad­vo­ka­ten aus­lie­fern und sel­ber mit die­sen höchst wich­ti­gen Be­wei­sen, die mir mei­ne Gü­ter frei mach­ten und wie­der schaff­ten, nach der Stadt rei­sen wol­len. Und sie wa­ren fort, und wie ich dach­te und sann, konn­te ich we­der er­grün­den, ja selbst kei­ne Spur auf­fin­den, wie es mög­lich ge­we­sen, sie mir zu ent­wen­den. Als ich end­lich in mei­ner Her­zens­angst mei­ner Frau mei­ne Sor­ge mit­tei­le, ist sie schein­bar ganz ru­hig und sagt mit kal­ter Stim­me und Fas­sung: Und du kannst noch zwei­feln? Ich kann es nicht. Er­nes­ti­ne hat einen Au­gen­blick dei­ner Ab­we­sen­heit, des off­nen Pul­tes, oder wer weiß wel­ches au­gen­blick­li­che Ver­ges­sen be­nutzt, um die­se Pa­pie­re dir zu rau­ben.
    Nicht mög­lich! rief ich im Ent­set­zen. – Mög­lich? wie­der­hol­te sie; was ist ihr un­mög­lich? – Da die­se Do­ku­men­te fehl­ten, ging je­ner ur­al­te Pro­zeß nur sehr lang­sam vor­wärts, und ich konn­te es mir sel­ber sa­gen, daß ich ihn durch­aus ver­lie­ren müs­se, wenn es ir­gend­ein­mal zur Ent­schei­dung käme. Ich be­nutz­te da­her ei­ne Ge­le­gen­heit, als ihn die Ge­rich­te selbst nie­der­zu­schla­gen vor­schlu­gen, um den wah­ren Be­scheid auf künf­ti­ge Jah­re mög­lich zu ma­chen. Ich konn­te aber nicht un­ter­las­sen, Er­nes­ti­ne zu be­fra­gen und ihr mei­nen Ver­dacht mit­zu­tei­len. Die Haa­re rich­te­ten sich mir em­por über die Art und Wei­se, wie sie die­se An­mu­tung, die je­des un­schul­di­ge Herz em­pö­ren muß­te, auf­nahm. Als ich mei­ne Ver­le­gen­heit über­wun­den und ihr die Sa­che vor­ge­tra­gen hat­te, fing sie so laut und hef­tig an zu la­chen, daß ich al­le Fas­sung ver­lor. Als ich mich ge­sam­melt hat­te und in sie drang, mir zu ant­wor­ten, sag­te sie mit schnei­den­der Käl­te: Mein gu­ter Herr Schwa­ger, hier sind, wie Sie selbst, trotz Ih­rer Bor­niert­heit, ein­se­hen, nur zwei Fäl­le mög­lich. Ent­we­der ich bin schul­dig, oder un­schul­dig. Nicht wahr? Wenn ich den Raub be­gan­gen ha­be, so muß­te ich durch wich­ti­ge Ur­sa­chen be­wo­gen sein, oder durch Bos­heit, oder was es sei, zu die­ser Hand­lung ge­sta­chelt. Und dann soll­te ich sa­gen: ja, ich ha­be es ge­tan, neh­men Sie es doch ja nicht übel? Sie müs­sen selbst ge­stehn, das wä­re düm­mer als dumm. Wenn ich al­so blöd­sin­nig wä­re, hät­te ich es viel­leicht so oh­ne al­le Ab­sicht ge­tan, um das Kü­chen­feu­er da­mit an­zu­zün­den, oder auch weil mir die ro­ten Sie­gel ge­fie­len, und ich sprä­che nun: da neh­men Sie die hüb­schen Pa­pie­re zu­rück, weil ich se­he, daß sie einen Wert für den lieb­wer­ten Herrn

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