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18 Geisterstories

18 Geisterstories

Titel: 18 Geisterstories Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Manfred Kluge
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Mäd­chen­mör­der, und bringt sei­ne bei­den Bräu­te mit, die er um­brin­gen wird. – Wie kommst du hier­her? schrie ich auf. – Sie muß, sag­te der Tür­hü­ter, von jen­seits die Klip­pen hin­un­ter­ge­klet­tert sein, die die letz­te Mau­er des klei­nen Gar­tens da­hin­ten for­mie­ren, und sich nach­her in den Ge­sträu­chen und Rui­nen ver­steckt ha­ben. – Ja­wohl! Ja­wohl, kreisch­te die wi­der­wär­ti­ge Al­te, da wohnt sich’s gut. – So sehr wir er­schro­cken wa­ren, so lus­tig schi­en Er­nes­ti­ne, denn sie hör­te nicht auf zu la­chen.
    Wäh­rend der Ta­ge, in wel­chen wir das Fest be­gin­gen, zeig­te sich Er­nes­ti­ne nicht, sie war ver­schwun­den, und wir wa­ren sehr um sie be­sorgt, sen­de­ten Leu­te aus, sie zu su­chen, als sie am drit­ten Ta­ge zu Fuß hei­ter und fröh­lich zu­rück­kam. Sie er­zähl­te, daß sie dem Hange im Ge­bir­ge um­her­zu­strei­fen, nicht ha­be wi­der­ste­hen kön­nen, da sie von Ju­gend auf der­glei­chen ge­wünscht. – Aber so al­lein, oh­ne es uns zu sa­gen? sprach Eli­sa­beth. – Al­lein? ant­wor­te­te sie, nein, ich bin im­mer in Ge­sell­schaft ge­we­sen, mit je­ner al­ten Pro­phe­tin, die ihr so un­freund­lich weg­ge­schickt habt. Da ha­be ich auch ganz neue Sa­chen ge­lernt, die ich noch in kei­nem Bu­che fand; wir sind recht gu­te Freun­de ge­wor den.
    Eli­sa­beth und ich sa­hen uns mit großen Au­gen an. Ich faß­te den Glau­ben, oh­ne ihn aus­zu­spre­chen, Er­nes­ti­ne sei wahn­sin­nig ge­wor­den. – So un­heim­lich, grau­en­haft war der Ein­tritt in uns­re Woh­nung, so trau­ri­ge Vor­be­deu­tun­gen ka­men uns ent­ge­gen, daß ich, trotz mei­nes Glückes, kein Ver­trau­en zum Le­ben, und Eli­sa­beth kei­ne si­che­re Hei­ter­keit ge­win­nen konn­te.
    Sonst füg­ten wir uns und ge­nos­sen die Ge­gen­wart und die Schön­heit der Wäl­der und Ber­ge. Mit den we­ni­gen Gäs­ten hat­te uns auch die Tan­te ver­las­sen, und wir konn­ten in fro­her Ei­nig­keit uns in der schö­nen Ein­sam­keit ge­nü­gen, wenn ich nicht be­merkt hät­te, daß Eli­sa­beth sich von ih­rer Schwes­ter zu­rück­zog, so sehr es die Um­stän­de nur er­laub­ten. Als ich sie dar­über zur Re­de stell­te, sag­te sie nach ei­ni­gem Zö­gern: Liebs­ter, ich fürch­te mich vor ihr, die Er­nes­ti­ne ist bos­haft ge­wor­den, wo­zu sie ehe­mals gar kei­ne An­la­ge hat­te. Wo sie mich är­gern, wo sie et­was ver­der­ben, ja selbst was Ge­fähr­li­ches her­bei füh­ren kann, so daß ich er­schre­cke, stol­pe­re oder wohl fal­le, wenn von oben Stei­ne nie­der­stür­zen, wie neu­lich die Gar­di­ne mei­nes Bet­tes brann­te, dem sie mit dem Licht zu na­he ge­kom­men war, zeigt sie im­mer die größ­te Scha­den­freu­de. Sie selbst hat es mir mit La­chen er­zählt, daß man in der Pro­vinz da­von spre­che, wie Rei­sen­de und Förs­ter an ein­sa­men Stel­len, bei Mond­schein und Mor­gen­däm­me­rung zwei Ge­spens­ter woll­ten wahr­ge­nom­men ha­ben, die sie auch als schreck­li­che frat­zen­haf­te We­sen be­schrie­ben. Sie sei es nebst je­ner Pro­phe­tin ge­we­sen, und sie wün­sche nur, daß in ei­nem Blat­te der Vor­fall er­zählt wür­de, da­mit sie im Druck, mit ih­res Na­mens Un­ter­schrift, als Er­nes­ti­ne, Fräu­lein von Jertz, die Lü­ge von den Ge­spens­tern wi­der­le­gen und aus­sa­gen kön­ne, daß sie die ei­ne Spa­zier­gän­ge­rin war. Ist das al­les nicht fürch­ter lich?
    Lie­bes Kind, sag­te ich jetzt, ich will dir ver­trau­en, wie ich glau­ben muß, sie sei wahn­sin­nig ge­wor­den. – Ist je­de lei­den­schaft­li­che Bos­heit et­was andres als Wahn­sinn? be­merk­te hier­auf Eli­sa­beth ganz rich­tig.
    Wir ver­lie­ßen mit dem Herbst die Klau­sen­burg, um das neue be­que­me Haus zu be­zie­hen. Denn zu mei­nem Er­schre­cken ent­deck­te ich ei­ne An­la­ge zur Me­lan­cho­lie an mei­ner Gat­tin, für wel­che die Ein­sam­keit dort nicht heil­sam war. Wir gin­gen einst durch die al­ten Zim­mer, durch den ziem­lich er­halt­nen go­ti­schen Saal, und in­dem uns­re Trit­te im ein­sa­men Ge­mach wi­der­hall­ten, zuck­te mei­ne Gat­tin plötz­lich zu­sam­men und schau­der­te. Ich frag­te. O es ist grau­sig hier,

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