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18 Geisterstories

18 Geisterstories

Titel: 18 Geisterstories Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Manfred Kluge
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Ein­wil­li­gung gab. Die Frau war, zu mei­nem Er­stau­nen, viel leich­ter ge­won­nen. Sie sag­te nicht un­ver­nünf­tig: Ich füh­le es, mein Le­ben ist be­schlos­sen, al­le Hil­fe ist ver­geb­lich, je nä­her der Tod, mir um so lie­ber. Kann ein neu­er Schreck mich wie ein Blitz nie­der­schmet­tern, um so er­wünsch­ter. Und tritt das Er­eig­nis, das ich für mög­lich hal­te, gar nicht ein, nun so sind mei­ne letz­ten Ta­ge we­nigs­tens von die­ser Furcht und dem angst­vol­len Grau­en be­freit, ich kann mich un­ter­hal­ten und zer­streu­en, und in der Hand der All­macht liegt es dann, ob ich und mein Gat­te noch wie­der Hoff­nung auf Ge­ne­sung fas­sen sol­len.
    Man setz­te den drit­ten Tag für die Mu­sik fest, und zwar die spä­te­re Abend­stun­de, weil Eli­sa­beth, wie so man­che Fie­ber­kran­ke, sich um die­se Zeit am stärks­ten fühl­te, sich auch da­durch die Nacht ab­kürz­te, in­dem sie erst in der Re­gel ge­gen Mor­gen ih­ren Schlaf fand. Ein For­te­pia­no war al­so auf das Zim­mer ge­schafft wor­den, mehr Ker­zen als nö­tig wa­ren brann­ten, auch die Schlaf­kam­mer, die un­mit­tel­bar an das Wohn­zim­mer stieß, war hell er­leuch­tet wor­den, da­mit kein rät­sel­haf­ter Schat­ten sich ir­gend­wo im Dun­kel er­zeu­gen kön­ne. Im Wohn­zim­mer stand au­ßer Ses­sel und So­fa noch ein ei­gent­li­ches Ru­he­bett, auf wel­chem die Kran­ke sich oft bei Ta­ge aus­streck­te. Das For­te­pia­no war an ei­ne Wand zwi­schen zwei Fens­ter ge­stellt, die die Aus­sicht auf Gär­ten und nicht gar fer­ne Wein­hü­gel hat­ten. Nach dem Tee hat­te man die Tür des Ein­gangs ver­schlos­sen und die Auf­wär­ter und Die­ner für die­sen Abend ver­ab­schie­det. Die jun­ge star­ke Kam­mer­frau war zu­ge­gen, und wir al­le er­such­ten sie, sich ja recht mun­ter zu er­hal­ten.
    Eli­sa­beth saß am Flü­gel. Der Dok­tor stand seit­wärts ne­ben ihr, um sie und Zim­mer und Schlaf­stu­be zu­gleich be­ob­ach­ten zu kön­nen, ich saß und stand ab­wech­selnd auf der an­dern Sei­te der Kran­ken; Franz ging im Schlaf­rock und wei­chen Pan­tof­feln lei­se hin­ter der Spie­len­den hin und her, und die rüs­ti­ge Kam­mer­frau lehn­te an der off­nen Tür des Schlaf­zim­mers.
    Eli­sa­beth spiel­te erst matt, un­ge­wiß und ängst­lich. Bald aber riß sie die Schön­heit der Kom­po­si­ti­on und das Be­wußt­sein ih­res Tal­ents hin, und sie trug mit Prä­zi­si­on und Feu­er das hu­mo­ris­ti­sche, me­lo­di­en­rei­che Werk vor.
    Ihr Au­ge glänz­te, ih­re Wan­ge rö­te­te sich beim Spiel, und ein see­len­vol­les Lä­cheln schweb­te auf dem vor­mals schö­nen Mun­de. Der Arzt warf mir tri­um­phie­ren­de Bli­cke zu, und da die Räu­me so hell und hel­ler wie am Ta­ge wa­ren, so konn­te man Mie­ne und Ge­sichts­zug ei­nes je­den deut­lich er­ken­nen. Al­le lob­ten die Spie­le­rin, und der Arzt, der sich vor­be­rei­tet hat­te, gab ihr et­was zur Stär­kung. Sie selbst war wie neu­ge­bo­ren und ge­stand, daß sie sich seit ei­nem Jahr nicht so wohl ge­fühlt ha­be. Der lei­den­de Franz war ent­zückt, und sei­ne feuch­ten Bli­cke spra­chen Hoff­nung aus.
    So ward denn, mit der­sel­ben An­ord­nung, zum zwei­ten Mu­sik­stück ge­schrit­ten. Eli­sa­beth spiel­te noch si­che­rer und leich­ter. Bra­vo und Ap­plaus be­glei­te­ten sie, – da plötz­lich – ließ sich ein ent­setz­li­cher Auf­schrei hö­ren – wie soll ich ihn be­schrei­ben? – nie war mein Ohr von sol­chem gräß­li­chen Ton zer­ris­sen wor­den – erst nach­her ward ich in­ne, daß Franz ihn aus­ge­sto­ßen hat­te – und – die Lich­ter brann­ten blau, aber doch blieb es hell ge­nug – welch Schau­spiel! Franz mit schäu­men­dem Mun­de und weit her­vor­ge­trie­be­nen Au­gen hielt sich mit ei­nem ent­setz­li­chen Ge­spenst um­faßt. Er rang mit der dür­ren scheuß­li­chen Ge­stalt. Du oder ich! schrie er jetzt, und sie um­klam­mer­te ihn mit den dür­ren Ar­men so fest, drück­te den krum­men ver­wach­se­nen Kör­per so fest an den sei­ni­gen, preß­te ihr blei­ches Ant­litz so fest auf sei­ne Brust, daß wir al­le es hör­ten, wie in die­sem Rin­gen sei­ne Ge­bei­ne er­krach­ten. Die Kam­mer­frau war zu

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