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18 Geisterstories

18 Geisterstories

Titel: 18 Geisterstories Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Manfred Kluge
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an und schüt­tel­te den Kopf. Und Sie ha­ben, frag­te er dann, auch jetzt Ih­rem Dok­tor nichts von die­ser Ge­spens­ter-Er­schei­nung ge­sagt?
    Nein, er­wi­der­te Franz, nen­nen Sie es Scham, Furcht vor sei­nem kal­ten und schar­fen Men­schen­ver­stän­de, tau­fen Sie mei­ne Schwä­che, wie Sie wol­len, ge­nug, ich konn­te es nicht über mich ge­win­nen, ihm die­se Mit­tei­lung zu ma­chen.
    Es war aber sehr not­wen­dig, sag­te der Arzt, denn wie konn­te er oh­ne die­se Nach­wei­sung Ih­re Krank­heit rich­tig be­ur­tei­len?
    Seit dem, fing Franz mit mat­ter Stim­me wie­der an, war es so gut wie be­schlos­sen, je­ne Ge­gend zu ver­las­sen, weil wir hof­fen konn­ten, daß uns das wil­de Ge­spenst nicht jen­seits der Ber­ge und Flüs­se ver­fol­gen wer­de. Aber im Hau­se sa­hen wir sie nun oft, am meis­ten im Mu­sik­zim­mer. An ei­nem Mor­gen war der Dok­tor bei uns. Er setz­te sich an das Kla­vier und spiel­te so in Ge­dan­ken hin ei­ni­ge Pas­sa­gen. Plötz­lich stand die Ent­setz­li­che wie­der am Ses­sel mei­ner Frau und leg­te die­ser die dür­re, kal­te Hand auf die Schul­ter. Krämp­fe, Ohn­mach­ten wa­ren wie­der­um die Fol­ge.
    Und hat sie Ihr Dok­tor dies­mal auch ge­sehn?
    Nein, sag­te Franz, er hat­te der Er­schei­nung den Rücken zu­ge­kehrt. Aber ich sah sie deut­lich, am hel­len Ta­ge, und nach­her wie oft. Es durf­te ei­ner nur die Tas­ten des Flü­gels be­rüh­ren, so stand sie da, so daß es wie ei­ne Ci­ta­ti­on war, einen Ton an­zu­schla­gen. Als ich ein­mal wie­der die al­te Klau­sen­burg be­such­te, saß sie dort auf ei­nem Stein und sah mich groß an. So ver­folgt, ge­ängs­tigt, in ste­ter Furcht, in be­stän­di­gem Schau­der und Angst sind wir zum To­de reif ge­wor­den, und der Arzt hat uns end­lich, selbst ver­zwei­felnd und oh­ne Rat und Hil­fe hier­her ge­sen­det, ob die hie­si­gen Bä­der viel­leicht un­se­rer ganz zer­stör­ten Ge­sund­heit wie­der auf­hel­fen könn­ten. Aber bis jetzt se­he ich auch noch nicht den min­des­ten Er­folg. Und wer steht uns da­für, daß das Ge­spenst sich auch nicht hier ein­mal zeigt? Sie will uns ver­nich­ten, und ih­rem star­ken Wil­len ist das Un­be­greif­lichs­te mög­lich. Ich glau­be, wir dürf­ten nur es wa­gen, auch hier in die­ser Ent­fer­nung ein Lied zu sin­gen oder ei­ne So­na­te zu spie­len, so stän­de sie wie­der un­ter uns.
    Da­für ste­he ich Ih­nen, ge­ehr­ter Herr Graf, rief der Dok­tor jetzt mit fes­ter Stim­me aus, ei­nem sol­chen bos­haf­ten Un­tier weiß uns­re me­di­zi­ni­sche Po­li­zei am bes­ten die We­ge zu wei­sen.
    Wir sorg­ten jetzt da­für, daß der Kran­ke in ei­ner Sänf­te nach sei­ner Woh­nung ge­bracht wur­de, und ich be­glei­te­te den ver­stän­di­gen Arzt.
     
    Und hier­mit ist die Er­zäh­lung zu En­de? frag­te Si­do­nie.
    Sie ha­ben Ihr Wort ge­löst, teu­rer Freund, fing die al­te Ba­ro­nin an: je­nes Grau­en, das ich so gern ha­be, ha­ben Sie er­regt, und die Er­zäh­lung hat sich end­lich wirk­lich zu ei­ner Ge­spens­ter­ge­schich­te ge­stal­tet. Und Franz und Eli­sa­beth? Sind sie ge­stor­ben? War noch ei­ne Hei­lung mög­lich?
    Es wird Zeit, schla­fen zu ge­hen, fiel Blin­den ein, soll­te die Er­zäh­lung noch nicht ganz zu En­de sein, so ma­chen Sie es nur kurz, lie­ber Blom­berg.
    Nein! noch nicht schla­fen! rief die Wir­tin mit lie­bens­wür­di­gem Zorn, wir müs­sen nun noch ei­ne Wei­le bei­sam­men blei­ben, um die­ses Grau­en zu über­win­den und zu ver­ges­sen. Ha­ben Sie, Ba­ron Blom­berg, noch et­was zu be­rich­ten, so len­ken Sie wie­der ein.
    Ich bin zag­haft, sag­te der al­te Mann, den Schluß zu be­rich­ten. Doch es sei! – In­dem ich durch die stil­le Nacht mit dem Ba­de­arzt durch die fins­tern Baum­gän­ge da­hin­wan­del­te, sag­te die­ser: Ge­ehr­ter Herr, wir sind bei­de so auf­ge­regt, daß wir doch jetzt nicht mehr schla­fen kön­nen. Be­glei­ten Sie mich auf mein Zim­mer, ein kräf­ti­ger aro­ma­ti­scher Car­di­nal soll uns mun­ter er­hal­ten, und ich will Ih­nen dort mei­ne Ge­dan­ken über uns­re bei­den Kran­ken mit­tei­len, an de­ren Ge­ne­sung ich jetzt, nach die­sen Er­zäh­lun­gen, zum ers­ten Ma­le glau­be. Ich möch­te

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