18 Geisterstories
an und schüttelte den Kopf. Und Sie haben, fragte er dann, auch jetzt Ihrem Doktor nichts von dieser Gespenster-Erscheinung gesagt?
Nein, erwiderte Franz, nennen Sie es Scham, Furcht vor seinem kalten und scharfen Menschenverstände, taufen Sie meine Schwäche, wie Sie wollen, genug, ich konnte es nicht über mich gewinnen, ihm diese Mitteilung zu machen.
Es war aber sehr notwendig, sagte der Arzt, denn wie konnte er ohne diese Nachweisung Ihre Krankheit richtig beurteilen?
Seit dem, fing Franz mit matter Stimme wieder an, war es so gut wie beschlossen, jene Gegend zu verlassen, weil wir hoffen konnten, daß uns das wilde Gespenst nicht jenseits der Berge und Flüsse verfolgen werde. Aber im Hause sahen wir sie nun oft, am meisten im Musikzimmer. An einem Morgen war der Doktor bei uns. Er setzte sich an das Klavier und spielte so in Gedanken hin einige Passagen. Plötzlich stand die Entsetzliche wieder am Sessel meiner Frau und legte dieser die dürre, kalte Hand auf die Schulter. Krämpfe, Ohnmachten waren wiederum die Folge.
Und hat sie Ihr Doktor diesmal auch gesehn?
Nein, sagte Franz, er hatte der Erscheinung den Rücken zugekehrt. Aber ich sah sie deutlich, am hellen Tage, und nachher wie oft. Es durfte einer nur die Tasten des Flügels berühren, so stand sie da, so daß es wie eine Citation war, einen Ton anzuschlagen. Als ich einmal wieder die alte Klausenburg besuchte, saß sie dort auf einem Stein und sah mich groß an. So verfolgt, geängstigt, in steter Furcht, in beständigem Schauder und Angst sind wir zum Tode reif geworden, und der Arzt hat uns endlich, selbst verzweifelnd und ohne Rat und Hilfe hierher gesendet, ob die hiesigen Bäder vielleicht unserer ganz zerstörten Gesundheit wieder aufhelfen könnten. Aber bis jetzt sehe ich auch noch nicht den mindesten Erfolg. Und wer steht uns dafür, daß das Gespenst sich auch nicht hier einmal zeigt? Sie will uns vernichten, und ihrem starken Willen ist das Unbegreiflichste möglich. Ich glaube, wir dürften nur es wagen, auch hier in dieser Entfernung ein Lied zu singen oder eine Sonate zu spielen, so stände sie wieder unter uns.
Dafür stehe ich Ihnen, geehrter Herr Graf, rief der Doktor jetzt mit fester Stimme aus, einem solchen boshaften Untier weiß unsre medizinische Polizei am besten die Wege zu weisen.
Wir sorgten jetzt dafür, daß der Kranke in einer Sänfte nach seiner Wohnung gebracht wurde, und ich begleitete den verständigen Arzt.
Und hiermit ist die Erzählung zu Ende? fragte Sidonie.
Sie haben Ihr Wort gelöst, teurer Freund, fing die alte Baronin an: jenes Grauen, das ich so gern habe, haben Sie erregt, und die Erzählung hat sich endlich wirklich zu einer Gespenstergeschichte gestaltet. Und Franz und Elisabeth? Sind sie gestorben? War noch eine Heilung möglich?
Es wird Zeit, schlafen zu gehen, fiel Blinden ein, sollte die Erzählung noch nicht ganz zu Ende sein, so machen Sie es nur kurz, lieber Blomberg.
Nein! noch nicht schlafen! rief die Wirtin mit liebenswürdigem Zorn, wir müssen nun noch eine Weile beisammen bleiben, um dieses Grauen zu überwinden und zu vergessen. Haben Sie, Baron Blomberg, noch etwas zu berichten, so lenken Sie wieder ein.
Ich bin zaghaft, sagte der alte Mann, den Schluß zu berichten. Doch es sei! – Indem ich durch die stille Nacht mit dem Badearzt durch die finstern Baumgänge dahinwandelte, sagte dieser: Geehrter Herr, wir sind beide so aufgeregt, daß wir doch jetzt nicht mehr schlafen können. Begleiten Sie mich auf mein Zimmer, ein kräftiger aromatischer Cardinal soll uns munter erhalten, und ich will Ihnen dort meine Gedanken über unsre beiden Kranken mitteilen, an deren Genesung ich jetzt, nach diesen Erzählungen, zum ersten Male glaube. Ich möchte
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