18 Geisterstories
Stille eines Hotelzimmers vermutlich gar nichts aus den Ouija-Sitzungen machen würden.
Props – das ist unser Requisitenmeister Billy Simpson – war fasziniert von der Besessenheit unserer Damen, so wie er von jeder Neuigkeit fasziniert ist, und er wäre durchaus imstande gewesen, unser Shakespeare-Tabu zu durchbrechen und die drei Hexen auf sie herabzubeschwören, wenn Props auch nur das geringste Gespür für die Sprache Shakespeares gehabt hätte. In der Tat ist Props der einzige in unserer Truppe, der niemals auch nur die kleinste Rolle übernimmt. Er würde nicht einmal einen stummen Speer auf die Bühne tragen. Aber Props hat andere Talente, die diesen Mangel spielend ausgleichen – er kann in zwei Stunden eine Büste von Pompejus aus Pappmache anfertigen oder einen kaputten Reißverschluß reparieren. Damit sind seine Talente noch nicht einmal erschöpft.
Was mich selbst betrifft, so war ich sehr verdrossen wegen des lächerlichen Ouija-Brettes, da es fast die gan ze Freizeit von Monica Singleton zu beanspruchen und ih ren stets regen Hunger nach Erlebnissen vollauf zu befriedi gen schien. Ich versuchte damals gerade eine Romanze mit ihr anzufangen – eine lange Saison auf Tournee wirkt mit der Zeit tödlich langweilig und ohne einigen Herzenskit zel recht frustrierend – und für eine Weile sah es so aus, als machte ich Fortschritte. Aber als dann das Ouija aufkam, fühlte ich mich wie ein lächerlicher Güldenstern, der sich nach einer unerreichbaren und unsichtbaren Ophelia verzehrt. Und genau das waren die Rollen, die ich und sie in Hamlet spielten.
Ich verfluchte das idiotische Brett mit seinen kindi schen Eckfiguren, grinsenden Sonnen und schmunzeln den Monden und windzerzausten Geistern, aber dann entfremdete ich mich Monica noch mehr, als ich sie fragte, warum es nicht Nein-Nein- Brett anstatt Ja-Ja-Brett hieß? Hieß es so, drang ich weiter in sie, weil alle Spiritisten stets das Positive betonen und sich wie ein Pack schwanzwedelnder Ja-Sager benehmen? – Ja, wir sind hier; ja, wir sind Ihr Onkel Harry; ja, wir sind glücklich in diesem Flugzeug; ja, wir haben einen Doktor unter uns, der den Schmerz in Ihrer Brust diagnostizieren wird, und so weiter.
Danach sprach Monica eine Woche lang nicht mehr mit mir.
Ich wäre sogar noch deprimierter gewesen, wenn nicht Props mir erklärt hätte, daß sich kein Mann aus Fleisch und Blut mit den Geistern in der Einbildung eines Mäd chens messen könne, da eingebildete Geister alle Vorzü ge und Vollkommenheiten besäßen, von denen ein Mädchen träumt. Aber alle Mädchen würden eines Tages der Gei ster müde, vielleicht nicht in ihrer Fantasie, aber ganz gewiß um ihres Körpers willen. Dies geschah, der Gottheit sei Dank, in meinem und Monicas Fall recht bald, jedoch erst in dem Augenblick, da wir eine schreckliche, haarsträubende Erfahrung machten – eine Nacht des Entset zens vor der Nacht der Liebe. Bis dahin florierte das Oui ja. Der Prinzipal und die restlichen Mitglieder unserer Trup pe mußten auf die eine oder die andere Art und Weise damit fertig werden, bis dann jener dreitägige Aufenthalt in Wolverton kam, wo das gleichermaßen traurig und unheimlich anmutende alte Theater unsere drei Ouija-Damen in Versuchung führte, das Brett zu befragen, wer nun eigentlich der Geist wäre, der den gespenstischen Ort heimsuchte: die Planchette buchstabierte den Namen S.H.A.K.E.S.P.E.A.R.E …
Aber ich greife den Ereignissen voraus. Ich habe außer Monica, Props und dem Prinzipal noch nicht einmal unsere Truppe vorgestellt – und ich habe auch noch nicht den letzten der drei charakterisiert. Wir nennen Gilbert Usher aus reiner Achtung und Zuneigung den
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