18 - Orangen und Datteln
meines Gebieters. Mohammed es Sadak Bei, der Herr von Tunis, hat den Kriegern der Uëlad Sebira den Schutz der Karawanen anvertraut. Willst du seinen Zorn auf deinen Kopf und auf die Häupter der Deinen laden?“
„Ich bin nicht der Scheik aller Sebira!“
„Aber auf deinem Gebiet soll der Überfall stattfinden! Oder liegt el Halua auf dem Gebiet eines anderen Scheiks?“
„Auf dem meinigen. Aber Allah wird deine Seele erleuchten, damit du einsiehst, daß ich meine Krieger heut zur Verfolgung des Krumir brauche.“
„Alle?“
„Alle!“
„Er hat nur fünf Männer bei sich!“ warf ich ein.
„Dennoch bedarf ich meiner sämtlichen Männer. Wenn wir ihn ereilen wollen, müssen wir uns teilen, um ihm jeden Ausgang abzuschneiden. Und bei den Herden muß ich auch eine Anzahl zurücklassen.“
„Wir brauchen uns nicht zu teilen“, antwortete ich. „Aber davon wollen wir später reden. Da kommen wohl die Männer, die uns von der Nachsuchung berichten wollen.“
Ich hatte richtig geraten. Es kamen einige Männer herbei, welche berichteten, daß man außer der Tochter und den beiden Tieren des Scheik nur einige wertlose Teppiche vermisse, welche während der Nacht im Freien hängengeblieben seien.
„Und die Atuscha?“ fragte ich den Scheik.
„Welche Atuscha?“
„Die deinige, hier hinter dem Zelt.“
„Was ist mir ihr?“
„Ist sie da, oder fehlt sie?“
Er erhob sich selbst, um nachzusehen, und kehrte bald mit der Kunde zurück, daß die Sänfte nicht mehr vorhanden sei.
„Der Krumir hat sie mitgenommen“, erklärte ich. „Und weil er Decken braucht, um die Atuscha auf den Hedschihn zu befestigen, hat er die Teppiche, welche vermißt worden sind, an sich genommen. Laßt euch erzählen, was ich während eures Schlafes erlebte!“
„Erzähle, erzähle!“ rief es rundum.
„Saadis el Chabir hatte kein Wohlgefallen in meinen Augen gefunden; ich glaubte seinem Schwur nicht und hatte die Blicke des Wohlgefallens gesehen, mit denen er mein Pferd betrachtete. Mein treuer Achmed wachte zwar bei dem Roß, dennoch aber erhob ich mich, als ihr schliefet, um einmal vor das Duar zu gehen. Da sah ich den Krumir, welcher durch das Lager nach den Büschen schlich, in denen ihr mich gefunden habt. Ich ging ihm nach, um ihn zu belauschen; er aber hatte, ohne daß ich es wußte, sechs seiner Uëlad Hamema dahin bestellt, die mich rücklings überfielen und niederschlugen. Als ich das Bewußtsein wieder erhielt, glaubten sie mich noch besinnungslos; daher hörte ich ihren ganzen Plan, von dem sie sprachen.“
„Welches war ihr Plan?“ erkundigte sich der Scheik.
„Sie wollten Mochallah, deine Stute, dein Hedschihn und meinen Rappen stehlen, und weil sie wußten, daß Achmed es Sallah mein Pferd gut bewachte, sollte er getötet werden. Dieses letztere ist ihnen nicht gelungen, denn Achmed war treu und tapfer, er hat sie in die Flucht geschlagen.“
„Weiter hast du nichts gehört, Effendi?“ fragte der Scheik.
„Ich werde darüber nachdenken. – Die Uëlad Hamema hatten mich an Händen und Füßen gebunden und mir einen Knebel in den Mund gesteckt. Sie ließen mich liegen, um mich nachher mitzunehmen, denn ich sollte ihnen ein Lösegeld bezahlen. Als sie sich entfernt hatten, ergriff ich trotz meiner gefesselten Hände die beiden Revolver, die mir entfallen waren, als ich den Schlag auf den Kopf erhalten hatte, und weckte euch mit sechs Schüssen aus dem Schlaf. Nun wißt ihr alles.“
„Aber du weißt, wohin sich der Krumir gewendet hat?“
„Ich werde darüber nachdenken. – Scheik, danke Achmed es Sallah, daß er nicht schlief, sondern wachte! Seine beiden Schüsse waren stärker als die meinigen; ihm hast du vieles zu danken.“
„Hat er mir mein Pferd, mein Hedschihn, meine Tochter erhalten?“
„Das konnte er nicht; aber er kann dir alles wiedergeben.“
„Er?“
„Ja er!“
„Beweise es, Effendi!“
„Niemand von euch weiß, wohin sich der Krumir gewendet hat, ob nach Nord oder Süd, nach West oder Ost, und daher müßt ihr den Morgen erwarten, um die Darb und Ethar (Fährte, Spur) zu lesen. Habt ihr einen Mann in eurem Stamm, der sich nie in der Fährte irrt?“
„Wir alle verstehen die Spuren der Menschen und der Tiere zu lesen“, antwortete der Scheik, und ich sah es den Mienen auch der andern an, daß sie ganz derselben Meinung seien.
Diese Beduinen hätten einmal einen Apachen oder Comanchen ‚auf der Fährte‘ sehen sollen, dann wäre ihnen wohl eine etwas
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