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18 - Orangen und Datteln

18 - Orangen und Datteln

Titel: 18 - Orangen und Datteln Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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Raum und in so kurzer Zeit zu erlegen. Wären die Mescheer unternehmender gewesen, so hätte ein solcher Fall wohl kaum eintreten können.
    Als wir das Duar erreichten, wurden wir mit lautem Jubel bewillkommt. Ich ritt sofort vor das Zelt des Scheiks und war eben im Begriff abzusteigen, als sich dasselbe öffnete. Ein Mann trat heraus und eilte auf den Scheik zu, der an meiner Seite geblieben war.
    „Allah akbar – Gott ist groß; er tut Wunder!“ rief der letztere. „Mein Bruder! Kann dich mein Bote, den ich gestern zu dir sandte, bereits getroffen haben?“
    „Dein Bote? Es hat mich kein Bote getroffen. Ich war in Fesschia und komme zu dir, um Dschumeilah, meine Tochter zu holen.“
    Dieser Mann war also der Anführer der Mescheer von Hadscheb el Aïun und Hamra Kamuda, der Vater Dschumeilahs und der Bruder Mohammed er Ramans. Sie sahen einander sehr ähnlich. Ich hatte noch nie gefunden, daß zwei Brüder Anführer zweier verschiedener Ferkahs seien, der eine von ihnen hatte also diese Würde jedenfalls nicht dem Herkommen oder der Geburt, sondern seinen persönlichen Eigenschaften zu verdanken. Sie umarmten sich; dann fragte Mohammed er Raman: „Hast du Dschumeilah bereits gesehen?“
    „Ja. Allah sei gepriesen, daß ich sie lebend gefunden habe!“
    „Lebend? Dachtest du, sie tot zu finden?“
    „O, wie leicht konnte ihr Leben zerronnen sein! Sie hat es dir verschwiegen, mir aber hat sie es gleich erzählt, nachdem ich angekommen war.“
    „Was?“
    „Sie ist gestern vor dem Zelt gewesen, und Abu 'l Afrid hat sie verschlingen wollen –“
    „Allah illa Allah! Davon weiß ich kein Wort!“
    „Aber der fremde Emir hat sie errettet. O, zeige ihn mir, daß ich ihm Dank sagen kann!“
    „Dies ist der Emir aus Dschermanistan“, sagte er, auf mich zeigend, „der Abu 'l Afrid und Omm el Afrid getötet hat.“
    Da faßte mich der andere bei den Händen.
    „Herr“, rief er, „ich bin Omar Altantawi, der Scheik der Mescheer von Aïun und Kamuda. Du hast meiner Tochter das Leben erhalten; verlange mein Leben, und ich gebe es dir!“
    „Ist es wahr?“ fragte mich Mohammed.
    „Ich habe Abu 'l Afrid allerdings erschossen, als Dschumeilah, die Rose von Aïun, von ihm zerrissen werden sollte“, antwortete ich.
    „Und heute rettest du mir das Leben, Herr? Hamdullillah – Allah sei gepriesen, der dich in mein Zelt geführt hat. Aber du hast mir das verschwiegen; tritt herein in das Zelt, und erzähle es!“
    „Erlaube mir vorher, daß ich mich überzeuge, ob der Krumir während unserer Abwesenheit keinen Verrat begangen hat!“
    „Was sollte er getan haben?“
    „Welchen Krumir meinst du?“ erkundigte sich Omar Altantawi.
    „Saadis el Chabir vom Ferkah ed Dedmaka.“
    „Herr, zürne mir nicht, wenn ich dir eine üble Botschaft sage!“
    „Eine üble? Sprich!“
    „Dieser Krumir ist fort!“
    „Fort? Unmöglich! Er wurde ja bewacht! Er hat geschworen, hier zu bleiben!“ rief ich bestürzt.
    „Er ist fort. Ich sandte einen Boten voraus, welcher meine Ankunft melden sollte. Darüber freuten sich die Männer des Duars, und sie kamen mir weithin entgegen, um mich mit einer Fantasia zu begrüßen. Kein einziger blieb im Lager zurück, und auch die dreißig Uëlad Sebira waren dabei. Sie dachten nur an mich nicht an den Krumir, und als wir das Duar erreichten, war er fort.“
    „Allein?“
    „Mit Mochallah, dem gefangenen Mädchen.“
    Ich war außer mir und hätte mich am liebsten gleich auf mein Pferd geworfen, um ihm nachzujagen, mußte mich aber doch weiter erkundigen: „Welches Pferd hatte er?“
    „Allah verzeihe mir die böse Botschaft, die ich euch sagen muß. Aber die Männer fürchteten sich; sie erzählten mir alles und baten mich, es euch zu sagen. Er hatte auf der Milchstute gesessen und das Mädchen auf dem Falben. Die Frauen haben es gesehen. Das Mädchen war gefesselt, geknebelt und festgebunden.“
    „Auf dem Falben?“ fragte Mohammed er Raman, „auf welchem?“
    „Auf dem, der dir gehört.“
    Der Scheik stand ganz starr vor Schreck; der Falbe war sein Lieblingspferd, welches der Milchstute Alis an Wert wohl gleichkam. Dann aber bekam er wieder Leben. Mit einem einzigen Satz war er in das Zelt hinein, und im Moment erschien er mit der Kesselpauke. Zwei Minuten später waren alle männlichen Bewohner des Dorfes versammelt. Ein kurzes Verhör genügte, um uns die Situation klarzumachen. Einige Zeit nach unserem Wegritt war ein Aïun -Mescheer gekommen und hatte verkündigt,

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