18 - Orangen und Datteln
miteinander, und wenn ich mich einmal zu ihnen zurückwandte, sah ich an ihren bezeichnenden Blicken und ehrfurchtsvollen Mienen, daß unsere Personen die Gegenstände ihrer Unterhaltung waren. – – –
Abu el mawadda
Um den Eindruck zu begreifen, den Hadschi Halef Omar und ich auf die Nuehrs machten und die Bereitwilligkeit, mit welcher sie sich unter meinen Befehl begaben, muß man bedenken, daß der afrikanische, eingeborene Neger, nicht der amerikanische, eingeführte, gewohnt ist, den Weißen und zumal den Europäer für ein höher begabtes, wohl gar höher stehendes Wesen anzusehen. Dazu kam, daß wir am Bahr el Dschebel einigemal Gelegenheit gehabt hatten, einigen Mut zu zeigen, und überdies pflegte Halef, wenn er mit anderen von mir sprach, mich, obgleich ich ihm dies streng verboten hatte, als den größten Gelehrten und berühmtesten Helden hinzustellen. Das hatte sich weiter und weiter gesprochen, und allerorts war mehr und mehr neue Luft in die sich immer vergrößernde Seifenblase unseres Ruhmes gegeben worden. Kein Wunder also, wenn die Nuehr Eliab sich uns so günstig gesinnt erwiesen und bereit waren, ihren Willen dem meinigen zu unterwerfen. Und das war zu ihrem Glück, denn, wenn sie es nicht getan hätten, so wären sie, wie ich ihnen ja ganz offen sagte, in ihr Verderben gerannt.
Es war nach unserem Aufbruch ungefähr eine Stunde vergangen, als ich die Fährte eines einzelnen Reiters bemerkte, welche von links her auf unseren Weg stieß. Ich stieg ab, um sie zu betrachten, und bemerkte sofort, daß dem Pferd dieses Reiters das rechte Hintereisen gefehlt hatte. Als ich dies Halef mitteilte, rief er aus:
„So ist es der Baqqara gewesen, mit dem wir gesprochen haben! Er ist nach dem Fluß zurückgekehrt. Warum aber hat er dabei einen Bogen geschlagen, einen solchen Umweg gemacht?“
„Um von uns nicht gesehen zu werden“, antwortete ich. „Wir sollen nicht wissen, daß er die Seinen auf uns aufmerksam machen, daß er sie vor uns warnen will.“
„Warum? Dann müssen wir uns sehr ihn acht nehmen, Sihdi; denn sie werden uns erwarten, um uns zu überfallen.“
„Uns überfallen!“ stöhnte da der Fori-Neger voller Angst. „O Allah, Allah, bewahre uns vor dem neunmal geschwänzten Teufel! Man wird uns entweder erschießen, erstechen oder gar ermorden!“
„Keine Sorge“, tröstete ich ihn. „Der Baqqara glaubt, daß wir direkt nach der Insel Aba zu dem englischen Missionar reiten. Man wird uns also diesen nordöstlichen Weg verlegen, und zwar vergeblich, weil wir ihn nicht einschlagen, sondern ostwärts reiten, grad dahin, wohin die Spur der Ghasuah, der wir folgen, führt. Reiten wir weiter.“
Wir setzten unseren Weg fort und sahen nach ungefähr einer halben Stunde abermals einen Reiter, welcher uns entgegenkam. Er saß auf einem Reit-Dromedar und führte ein bepacktes Lastkamel neben sich. Unser Erscheinen schien ihn keineswegs zu beängstigen, denn er hielt keinen Augenblick an, sondern kam unbedenklich auf uns zugeritten. Die Pakete, welche sein Kamel trug, waren in Schilfmatten eingeschlagen. Bei uns angekommen, hielt er an, legte die Hand grüßend auf die Brust und sagte:
„Sallam! Werdet ihr mir die Fragen erlauben, welche mein Mund an euch zu richten hat?“
„Sallam!“ antwortete ich; „wir sind bereit, dir Antwort zu geben.“
„So sagt mir, wer ihr seid, und woher ihr kommt.“
Er schien kein Beduine zu sein, und sein Gesicht war nicht dasjenige eines sehr intelligenten Menschen. Ich durfte ihm keinesfalls die Wahrheit sagen; daher antwortete ich:
„Wir gehören zum Stamm der Rizekat, kommen vom Dschebel Tugur her und wollen über den Nil, um unsere Freunde, die Beduinen von Abu Roof, zu besuchen.“
„Habt ihr vielleicht zwei einzelne Reiter gesehen, welche mitten in der Steppe lagerten? Sie waren Weiße und hatten einen Neger bei sich.“
Er meinte mich, Halef und den Fori.
„Ja“, nickte ich zustimmend. „Sie lagern aber nicht mehr da, wo wir sie fanden; sie sind fortgeritten.“
„Wohin?“
„Nach der Insel Aba, um einen Christen, der dort wohnt, aufzusuchen.“
„Das stimmt; du sagst die Wahrheit. Diese Männer werden den, welchen sie suchen, nicht finden, denn er wohnt nicht auf der Insel Aba, sondern auf der Mischrah (Landestelle am Fluß) Omm Oschrin.“
„Man hat sie aber doch nach der Insel gewiesen!“
„Weil sie Hunde sind, welche beißen wollen; es ist aber dafür gesorgt, daß sie unschädlich gemacht werden.“
„Weißt
Weitere Kostenlose Bücher