18 - Orangen und Datteln
wie sie dort gebräuchlich sind; die Planken derselben werden nur mit Baststricken zusammengebunden. Ich wollte mit einem derselben nach der Insel fahren, und Halef sollte mir nach einiger Zeit in dem anderen mit den Nuehrs folgen und an der Südspitze der Insel anlegen. Die drei Wächter mußten unschädlich gemacht werden. War dies geschehen, so wollten wir die Gefangenen losbinden und auf dem großen Floß in Sicherheit bringen.
Die Sterne leuchteten hell hernieder; ihr verräterischer Schimmer konnte uns leicht verderblich werden; aber schon begann ein leichter Nebel zu wallen, der sich bald verdichtete und uns Schutz gewährte. Nachdem ich mich überzeugt hatte, daß ich nicht beobachtet wurde, stieg ich in das Boot und ruderte mich nach der Insel. Einer der Wächter rief mich an, beruhigte sich aber, als er mich erkannte. Ich war jetzt Besitzer der Sklaven und hatte das Recht, die Nacht über bei ihnen zu sein. Die beiden anderen traten auch herbei; sie stillzumachen war nicht schwer, drei schnelle Kolbenschläge warfen sie in das Gras, wo sie betäubt liegenblieben. Sie wurden, als Halef kam, gebunden und erhielten, um nicht rufen zu können, Knebel in den Mund. Darauf nahmen wir den Sklaven die Fesseln ab. Sie hatten fürchterlich gelitten; um so größer war ihr Entzücken, als sie hörten, daß die Ihrigen gekommen seien, sie zu befreien. Ich hatte große Mühe, sie zum notwendigen Schweigen zu bewegen.
Nun fuhren wir sechs nach dem Floß, um dasselbe herbeizuholen. Im Nebel gelang uns dies sehr leicht. Ruder waren genug vorhanden. Die Befreiten wurden aufgenommen, dann stießen wir das Floß von der Insel und ließen es abwärts gleiten, um eine Strecke unterhalb der Mischrah an das Ufer zu legen. Auf demselben angekommen, durchdrangen wir trotz der herrschenden Dunkelheit den Wald, wendeten uns dann wieder aufwärts, schlugen einen Bogen um die Mischrah und blieben südlich von derselben zwischen den Sträuchern halten. Halef ging, um die in unserem Versteck zurückgebliebenen Nuehrs mit den Pferden zu holen. Nun erst, als diese kamen, konnte ich die Befreiung für gelungen erklären. Jetzt sollte ein wirres Durcheinanderrufen, Danksagungen und dergleichen beginnen, ich mahnte aber streng zur Ruhe, weil es noch galt, Pferde für den Transport zu schaffen. Ich schlich also mit Halef fort, um die Gelegenheit dazu auszuspähen; ich hatte mir den Ort gemerkt, an welchem sich die Pferde befanden. Dort brannte ein Feuer, an welchem die Wächter saßen; es waren nur zwei. Ein Kolbenschlag und noch einer, und sie waren betäubt. Halef ging, die Nuehrs zu holen; eine Viertelstunde später waren diese mit Pferden versehen, freilich aber nicht mit Sätteln, da dieselben sich in den Hütten und den Zelten befanden, wohin wir unmöglich dringen durften.
Die Nuehrs, selbst die Knaben und Mädchen, konnten alle gut reiten. Wir sorgten zunächst dafür, eine Strecke von der Mischrah fortzukommen; dann hielten wir an, um den Geretteten Zeit zu geben, ihrem Jubel Lust zu machen. Das taten sie denn in so ausgiebiger Weise, daß mir die Ohren gellten. Dann, als sie sich nach und nach beruhigt hatten, wurde Beratung gehalten über die Richtung, welche einzuschlagen war.
Es war für die Nuehrs ganz unmöglich, sich direkt nach ihrer Heimat am Bahr el Ghasal zu wenden. Zu einem so weiten Ritt waren sie in keiner Weise ausgerüstet. Dazu kam, daß ich sie dorthin nicht begleiten konnte, da mein Weg in die entgegengesetzte Richtung nach Norden führte. Dort lag, einen guten Tagesritt von der Mischrah entfernt, das Dorf Qaua, wo die Regierung die bedeutendsten Niederlagen am Weißen Nil hatte. Dort fanden die Nuehrs sicher Schutz und Unterstützung, und so gingen sie auf meinen Vorschlag ein, dorthin zu reiten.
Als wir uns in Bewegung setzten, brach der Morgen an, so lange hatten wir doch zugebracht. Wir ritten so schnell, wie möglich, denn es war zu erwarten, daß uns die Baqqara verfolgen würden. Leider beeinträchtigte das sattellose Reiten unsere Schnelligkeit bedeutend; daher kam es, daß wir schon nach drei Stunden die Verfolger hinter uns bemerkten. Es waren wohl gegen vierzig bewaffnete Reiter, welche ihre Tiere mit Schlägen antrieben.
„Sie mögen kommen!“ drohte Abu djom, der Blatternarbige, indem er seine lange Flinte schwang. „Wir werden sie alle töten!“
„Glaub das nicht“, antwortete Halef. „Du bist ein tapferer Krieger; aber was sind eure Messer und Spieße gegen ihre Gewehre, deren Kugeln
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